Purpurfalter
Eiswüste auszusetzen.“
„Wenn Ihr allwissend seid, wisst Ihr sicher auch, ob König Wors Sohn sich überhaupt in dem Gefängnis aus Eis befindet.“ Erbost schrien die Männer durcheinander. Sie tobten, zeterten, stachelten sich gegenseitig auf.
Klavorn hob die Hand, um ihnen Einhalt zu gewähren. „Ich stamme aus Firn und habe Verbindungen.“
„Wie wollt Ihr das seltsame Gefängnis überwinden, ohne entdeckt zu werden?“ Fragend hob Loreena die Augenbrauen und beobachtete gleichzeitig die Armee des Ostens. Stillschweigend lauschten die Blutsauger der Diskussion. Anscheinend plagten sie keine Fragen. Man hatte sie über Nebelhorn aufgeklärt. Für sie war alles klar. Für das Heer Ingrimms dagegen brach kurz vor der Grenze zur nördlichen Krisis eine Welt zusammen. Nichts entwickelte sich, wie es geplant war. Die Männer folgten Mogall - nicht König Wor. Sie überschritten die Grenze nicht aus dem Wald Goblin heraus, sondern vom Gallen Forst. Doch die Überraschungen nahmen kein Ende.
Mogall strich sich eine Schneeflocke von der Wimper. „Nur wir Vampire, zwölf an der Zahl, werden mit König Wor in Firn eindringen.“ Erneutes Raunen trat ein. Wütend schmissen sie Schnee in seine Richtung. „Wie Euch bekannt ist, besitzen wir die besondere Gabe der Beeinflussung. Es wird kein Überfallkommando geben. Ohne Aufsehen zu erregen dringen wir in die Hauptstadt Firn ein, befreien Lomas in der traditionellen Robe des Landes und verschwinden lautlos.“
„Das ist die einzige Möglichkeit.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht trat Wor auf seine Männer zu. „Bedenkt, die Gefängnismauern sind durchsichtig.“
Klavorn stellte sich neben ihn und befingerte seine buschigen Augenbrauen, auf denen sich Schneeflocken sammelten, schmolzen und als Schneewasser in seine Augen tropften. „Nebelhorn ist trotz seiner eigenartigen Bauweise die best gesicherte Feste, die ich kenne. Wenn wir wie eine Horde Wilder dort einfallen, haben wir nicht den Hauch einer Chance. Die Wachen würden uns bereits auf der Ebene Fallbö kommen sehen.“
Grinsend stand Artin von einem Ast auf. „Ich denke, ich spreche im Namen aller. Eure Taktik geht auf. Das Heer Ingrimms wird auf Eure Rückkehr warten.“
Loreena war bestürzt! Niemand der Männer protestierte. Mit gesenkten Häuptern hockten sie in sich gekehrt auf dem Schneeboden und rieben die Hände aneinander. Verspürte denn niemand den Drang aufzuspringen und Einspruch zu erheben? Wollte keiner an der Seite König Wors nach Firn reiten, um den einzigen Hoffnungsträger Ingrimms zu befreien? Schlimme Befürchtungen plagten Loreena. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Anscheinend hatte nicht nur sie bemerkt, dass sich ihr Vater immer mehr den Vampiren zukehrte. Er verbrachte viel Zeit mit den Blutsaugern, hörte mehr auf ihre Meinung als auf die seines Heers. Auch äußerlich traten mehr und mehr Merkmale auf, die Loreena erschaudern ließen. Den Männern schien es egal zu sein, ob Wor heimkehrte oder nicht. Er hatte sie an Valkenhorst ausgeliefert, sie Graf Schomul in die Hände gespielt und sich selbst zum Vampir machen lassen. Niemand folgt einem König, der sein Volk verrät. Nun war es an Loreena, zu ihrem Vater zu stehen und vielleicht würde das Heer, ja, das gesamte Volk Ingrimms wieder Vertrauen zu ihrem König finden.
Sie trat vor. „Ich reite mit! Ein Vertreter der südlichen Krisis wird dabei sein müssen. Außerdem lasse ich meinen Vater nicht alleine.“ Mogall setzte zur Widerrede an, doch sie fuhr ihm über den Mund. „Ihr brachtet mich nicht nach Tide zurück, als Ihr mich im Wald Goblin gerettet habt. Habt Ihr mich auf diese Reise mitgenommen als nutzlosen Ballast oder um Euch bei der Befreiung Lomas’ tatkräftig zu unterstützen?“
„Das ist unvernünftig, Tochter“, knurrte Wor.
„Was ist, wenn wir nicht zurückkehren?“ Mogall rümpfte die Nase. „Tides Thron wird leer bleiben.“
Wütend schnaubte Loreena. „Wir werden zurückkehren – mit Lomas!“ Sie spuckte in den Schnee und beobachtete amüsiert, wie Mogall sie verdutzt ansah, weil sie sich wie ein Kerl benahm. „Wenn die Krieger Ingrimms ihren König im Stich lassen, so werde ich es nicht tun. Nun sollten wir endlich losreiten, bevor die Morgendämmerung anbricht.“ Entschlossen stapfte sie durch den Schnee zu ihrem Schimmel. Hinter dem Rücken fluchte das Heer. Sie tuschelten. Loreena hörte Schritte und sah sich erleichtert um. Aber die Männer gingen nicht zu den Pferden um
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