Purpurfalter
zufrieden zu stellen. Trotzdem besaßen sie einen ähnlichen Status wie die Götter der anderen Länder. Sie waren heilig, unantastbar und überlegen.
Und Fedlor? Er wollte sich von diesen Dämonen lossagen und freiwillig anderen Bestien dienen. Die erhoffte Erlösung sah Schomul als trügerisch an. Sein Freund begab sich lediglich in eine andere Abhängigkeit. Er würde eine Gottheit gegen eine andere austauschen. Und Rappaschumah war genauso wenig greifbar wie die Götter der anderen Länder.
Schomul dagegen wehrte sich mit jedem Jahr, das er älter wurde, vehement gegen höhere Instanzen. Sein Hass, jemandem zu gehorchen, wuchs. Er wollte frei sein und weder einer Kreatur, noch einem göttlichen Wesen dienen.
„Ich bin hier.“ Fedlor winkte ihm aus einem Winkel der gegenüberliegenden Kate zu. Lautlos schlich er zu Schomul. „Danke, dass du gekommen bist. Ich hatte Angst, du würdest es nicht tun.“
Schomul umfasste seine Schultern und schüttelte ihn leicht. „Du machst den Fehler deines Lebens, mein Freund. Es tut mir in der Seele weh, dich nicht davon abhalten zu können.“
Fedlor streifte seine Hände ab und lächelte besänftigend. „Vertrau mir. Die Zukunft wird dir zeigen, dass es das Richtige ist.“
„Oder auch nicht“, fügte er kopfschüttelnd hinzu.
„Ich stehe kurz davor, ein neues wunderschönes Heim zu finden.“ Das Lächeln auf Fedlors Gesicht verschwand. „Wenn ich hier bleibe, sterbe ich innerhalb kurzer Zeit. Ich halte es nicht mehr aus, gedemütigt zu werden. Erniedrigung! Kaum genug zu Essen, um zu überleben! Ewige Furcht! Wenn das Leben tatsächlich ein täglicher Kampf ist, dann will ich es nicht.“
„Fedlor!“
„Es ist die Wahrheit.“ Er lehnte sich gegen die Wand. „Nenn mich schwach. Vielleicht laufe ich davon. Doch ich möchte nur, was alle sich erträumen. Rappaschumah wird mir die Tür in eine bessere Welt öffnen.“
Schomul wischte sich mit der Handfläche über die Stirn. „Hast du dich mit seinen Lehren auseinander gesetzt? Bist du dir bewusst, dass du die Wandlung nicht rückgängig machen kannst? Es ist ein Weg ohne Wiederkehr.“
„So oder so erwartet mich der Tod.“
„Du warst immer eine Kämpfernatur.“ Er ballte seine Hand zur Faust und hielt sie ihm unter die Nase. „Du stehst kurz davor den Kampf aufzugeben, nicht nur gegen die Vampire, sondern auch gegen deine menschliche Natur.“
Sanft legte Fedlor seine Hand auf die Faust von Schomul. „Ich bin immer noch eine starke Persönlichkeit, mein Freund. Alles hinter mir zu lassen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Aber es ist mein Weg. Mit jeder Faser meines Körpers weiß ich, dass ich diesen Pfad wählen muss. Noch immer kämpfe ich für ein besseres Leben.“
„Ziemlich eigennützig, wie mir scheint.“ Schomul lachte abfällig und senkte seine Faust.
„Das mag sein. Es kostet mich eine entsetzliche Überwindung, zuerst zum Vampir werden zu müssen, um danach endlich in Rappaschumahs Arme zu fallen. Wenn du es wirklich wissen willst - es widert mich an!“
„Um dann zum Werwolf zu werden“, fügte Schomul hinzu.
„Sie mögen zwar einen gemeinsamen Ursprung haben“, erklärte Fedlor, „doch sie sind grundverschieden. Während Vampire wie die Menschen nach Macht streben, verhalten sich Werwölfe wie Tiere und wollen lediglich überleben.“
„Sie fallen Menschen an!“
„Nur, wenn sie in die Enge getrieben oder angegriffen werden.“
„Sie bleiben dennoch ein Leben lang Vampire.“
„Nein, sie klettern eine Rangstufe empor.“
„Dann denken sie wie die Mächtigen Valkenhorsts, dass die Menschen minderwertig sind.“
„Sie streben eine friedliche Koexistenz an. In Frieden wollen sie leben. Mehr nicht!“
Beide schwiegen plötzlich, als sie bemerkten, dass die Lautstärke ihrer Unterhaltung ihrem Vorhaben nicht angepasst war. Ihre Blicke schweiften durch die Gassen, doch nichts geschah.
Fedlor stellte sich vor Schomul und sah ihm in die Augen. „Willst du mir beistehen oder nicht? Ich bin nicht böse, wenn du jetzt zurück zu deiner Familie gehen möchtest. Dies ist schließlich mein Weg. Vielleicht war es ein Fehler, dich einzuweihen“
„Ohne meine Deckung wirst du es nicht schaffen.“ Brüderlich legte Schomul ihm seine Hand auf die Schulter und nickte. „Lass uns nun aufbrechen und nicht weiterstreiten. Wertwolle Zeit geht verloren.“
Fedlor schenkte ihm ein Lächeln und huschte bereits durch die Dunkelheit. Schwermütig folgte Schomul. Nie zuvor fiel
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