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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Teil zur Befreiung Lomas’ beitragen. Ich konnte nicht auf der Festung Tide warten und warten und…“
    „Wo wir schon vom Warten sprechen“, begann der Vampir, „Ihr wusstet genau, meine erbarmungslose Bestrafung würde auf Euch warten.“ Als sie nicht antwortete, sondern ihn lediglich entsetzt ansah, fuhr er fort: „Und dennoch seid Ihr fortgelaufen wie eine aufmüpfige Göre, die an der Seite ihres Geliebten sein will.“ Er schnaubte.
    „Es tut mir Leid, wenn ich nicht Euren Erwartungen entspreche. Ihr habt mich falsch eingeschätzt.“ Sie wollte die Situation entschärfen, aber es gelang ihr nicht. „Ich hätte auf jeden Fall eine Seite enttäuscht – genau wie Ihr.“ Erschrocken über ihre eigenen Worte hielt sie die Luft an.
    Graf Schomul blinzelte. „Sprecht weiter.“
    „Ich meine nur…“ Unsicher räusperte sich Loreena.
    „Ich sagte, sprecht klarer!“ Mit seiner ganzen Größe baute er sich vor ihr auf.
    Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Ein paar Mal versuchte sie zu einem Erklärungsversuch anzusetzen, stotterte aber nur. Dann fasste sie sich ein Herz. Mit butterweicher Stimme versuchte sie harmlos zu klingen. „Ich meinte, was Ihr bei unserem letzten Treffen angesprochen hattet, im Korridor nach dem Trinkgelage, als Tide den Triumph über Frostlande und Wahnstein feierte, bevor Gamtam dazwischen…“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Unsicher wich sie rückwärts aus und wäre fast durch die über den Boden schleifende Bettdecke gestolpert. Ein Prickeln ergriff von ihrBesitz bei der Erinnerung an die Entjungferung. „Ihr sagtet, es wäre nicht einfach, Wor als König zu behalten, ihn gar am Leben zu lassen, da Wölfing ihn lieber tot sähe und Mogall auf dem ingrimm’schen Thron als Eure rechte Hand.“ Knallrot lief sie an. Wie kam sie auf den spitzbärtigen Vampir? Weshalb erwähnte sie seinen Namen, obwohl sie nicht einmal seinen Stand in Valkenhorst kannte?
    „Mogall?“, zischte Schomul.
    Er schritt auf sie zu, sodass sie gezwungen war rückwärts auszuweichen. Als sie gegen den Pfosten des Himmelbetts stieß, fuhr sie erschrocken zusammen und blickte zu Schomul auf. Hautnah stand er vor ihr, sein rabenschwarzes Revers vor ihrem Gesicht und blickte zu ihr hinab.
    „Mogall?“, fragte er unnachgiebig.
    Loreena wollte seitlich aus der Bedrängnis fliehen, doch sein Knie fuhr zwischen ihre Schenkel und fixierte sie. Sie fühlte sich bedrängt und in die Enge getrieben. Aber auch Hoffnung wuchs; Hoffnung, er könnte auch nur einen Funken Zuneigung für sie empfinden, der ihn davon abhielt, Ingrimm noch mehr ins Unglück zu stürzen.
    „Ich dachte nur, weil er uns auf der Reise nach Firn anführte.“ Die erhoffte Erleichterung blieb aus. Hastig fügte sie hinzu: „Oder Klavorn auf dem Thron als Euer verlängerter Arm oder…“
    Leise lachte der Graf. „Ihr seid eine verdammt schlechte Lügnerin.“ Er streifte ihre Wange mit der Zungenspitze. „Was ist zwischen Mogall und Euch auf dem Ritt nach Frostlande vorgefallen?“
    „Nichts.“ Zu hastig sprach sie diese Worte. Zu panisch blickte sie ihn an.
    Schomuls Lachen verstummte. Ernst blickte er sie an, eindringlich und betörend. Der Opiumduft, der den Grafen ständig umgab, war bisher schwach gewesen, doch nun umhüllte er Loreena. Dann drang sein hypnotischer Blick in sie ein. Benebelt schloss sie die Augen. Als sie die Lider öffnete, war ihr, als schaue sie durch einen Schleier. Ihre Arme hingen schlaff herunter. Die Baumwolldecke fiel zu Boden. Loreena wusste, sie stand nun splitterfasernackt vor ihm. Aber sie war nicht in der Lage sich zu schämen oder wütend zu sein. Da war nichts, außer dem Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper verloren zu haben. Und doch rührte sich ein Wunsch tief in ihrem Inneren. Die Purpurne Schriftrolle musste zurück in ingrimm’sche Hände fallen. Die Mixtur musste zusammengebraut und unter der Bevölkerung verteilt werden – sonst besaß das Reich keine Chance und würde früher oder später durch Valkenhorsts Hand untergehen.
    Graf Schomul umfasste ihr Kinn mit Zeigefinger und Daumen und küsste ihre Schläfe, bevor er ihr ins Ohr flüsterte: „Was ist zwischen Euch und Mogall?“
    Tränen füllten ihre Augen, weil sie immense Kraft aufbringen musste, um seinen gesäuselten Worten zu widerstehen. Sie wollte ihm nicht sagen, dass Mogall und sie sich mehr als einmal lustvoll die Zeit vertrieben hatten und einander nah gekommen

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