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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Fälscherskandal, in
den Juliette verwickelt war, bestätigte diese Annahme. Doch was den Tod
seiner Mutter betraf, hatte Brodka nicht die geringste Vorstellung,
welche Zusammenhänge zwischen ihm und der Kurie bestehen könnten.
    Brodka erstand in einem Elektronikladen in der Via
Andreoli einen Anrufbeantworter, der das Abspielen der Tonbänder
ermöglichte, und nun saßen er und Juliette stundenlang im Zimmer ihrer
Pension und lauschten den verschlüsselten Mitteilungen. Und je mehr sie
von dem Kauderwelsch auf den Kassetten hörten, desto unwahrscheinlicher
erschien es ihnen, das Geheimnis der unterschiedlichen Codes je
entschlüsseln zu können.
    Fest stand, daß die Codes die Handschrift des organisierten
Verbrechens trugen. Sie wurden mit höchster Raffinesse benutzt. Von
Amateuren oder kleinen Gaunern konnte also keine Rede sein.
    Nach zweimaligem Anhören aller zwanzig Kassetten – so viele
hatten sie von Keyserling erhalten – begann Brodka mit der
systematischen Auswertung. Er notierte häufig wiederkehrende Namen und
Codewörter, ein mühseliges Unterfangen, da es sich zum größten Teil um
nie gehörte Wörter und Begriffe handelte.
    Juliette glaubte nach wie vor, in einem der Sprecher, der sich am
Telefon Moloch nannte, Alberto Fasolino zu erkennen. Asmodeus und
Belphegor schienen die zentralen Figuren der geheimen Organisation zu
sein. Diesen Eindruck vermittelte jedenfalls die Häufigkeit ihrer Namen
und ihr herrisches, selbstgefälliges Auftreten. Ein Adrammelech stand
im gewissen Widerspruch zu Belphegor; nähere Umstände gingen aus den
Bandaufnahmen jedoch nicht hervor. Als einzige weibliche Stimme tauchte
Lilith auf, mehrmals sogar. Baalzebuth, Nergal und Belial waren
offenbar von geringerer Bedeutung, versorgten Fasolino jedoch mit
geheimnisvollen Aufträgen. Ein- oder zweimal kamen noch weitere
Codenamen vor, die Brodka aus akustischen Gründen aber nicht
aufzeichnen konnte.
    Erschöpft meinte Juliette nach sechsstündiger Arbeit vor dem
quäkenden Anrufbeantworter: »Jetzt weißt du, warum Keyserling uns die
Kassetten so bereitwillig überlassen hat.«
    Brodka nickte stumm und wiederholte zum x-tenmal eine Aufzeichnung von Asmodeus' Stimme, welche unverständliche Aufträge vergab.
    »Fällt dir an dieser Aufnahme etwas auf?« fragte er und blickte Juliette an.
    »Ja, natürlich. Der eigenartige Glockenschlag im Hintergrund.«
    »Ein ungewöhnlicher Vierklang, findest du nicht?«
    »Ja, höchst eigenartig. Was hat das zu bedeuten?«
    »Der Glockenschlag an sich hat gewiß überhaupt nichts zu bedeuten.
Er könnte für uns allerdings ein Hinweis auf den Ort sein, an dem sich
der Anrufer zur Zeit seines Gesprächs mit Fasolino befand.«
    Noch während er sprach, nahm Brodka die Kassette aus dem Gerät und
legte eine andere ein. Wieder meldete sich Asmodeus mit einem
verschlüsselten Auftrag, diesmal mit einem Zahlencode. Irgendwie hörte
die ganze Sache sich ein wenig albern an, so als würden erwachsene
Männer Geheimdienst spielen, und es erinnerte an die Zeit des Kalten
Krieges, als weibliche Stimmen des Staatssicherheitsdienstes der DDR,
auf Langwelle und überall in Europa vernehmbar, mit Eiseskälte und
einem Zahlencode Botschaften an ihre Agenten übermittelten. Allerdings
fehlte diesen Übertragungen der ungewöhnliche Glockenklang, der auch in
dieser Aufnahme Asmodeus' zu hören war.
    »Da!« sagte Juliette und hob den Zeigefinger. »Kein Zweifel, zumindest diese beiden Anrufe kamen vom selben Ort.«
    Brodka spielte weitere Aufnahmen mit Asmodeus' Stimme ab. Bei diesen jedoch fehlte das Hintergrundgeräusch.
    »Kirchenglocken läuten halt nicht den ganzen Tag«, bemerkte Brodka enttäuscht.
    Juliette, mit den Nerven am Ende, fragte seufzend: »Und was gedenkst du jetzt zu tun, nach dieser tiefgreifenden Erkenntnis?«
    »Das will ich dir sagen.« Brodka erhob sich und schlug, um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen, mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich
werde tun, was alle Dechiffrierer der Welt in einer solchen Situation
tun würden. Ich höre mir die Bandaufnahmen so lange an, bis mir die
Idee kommt, was sich dahinter verbergen könnte. So einfach ist das.«
    »Einfach? Ohne mich!« Juliette sprang auf und stampfte im
Zimmer auf und ab. »Brodka, merkst du eigentlich, daß wir uns langsam
aber sicher am Rand des Wahnsinns bewegen? Daß wir schon nicht mehr
normal denken, normal reden, daß unsere Handlungen Paradebeispiele für
jeden Psychiater sind? Vielleicht haben diese Leute

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