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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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es genau darauf
abgesehen. Vielleicht wollen sie, daß wir im Irrenhaus enden. Aber es
liegt an uns, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Laß uns Schluß
machen. Laß uns irgendwo anders hingehen und ein neues Leben anfangen.
Das hier ist kein Leben. Das ist Selbstmord auf Raten!«
    Brodka verfolgte Juliettes Worte und ihre heftigen Bewegungen mit
nachdenklicher Miene. Vom Gefühl neigte er sogar dazu, ihr Recht zu
geben. Gleichzeitig aber sagte sein Verstand etwas anderes. Und der
formulierte auch seine Antwort: »Juliette, seit Monaten rennen wir
gegen eine Gummiwand. Jetzt ergeben sich zum erstenmal konkrete
Anhaltspunkte, wer hinter dem Komplott stehen könnte. Arnolfo Carracci
hat uns brisantes Material zugespielt. Ich bin überzeugt, er konnte die
verschiedenen Codes entschlüsseln; dann wären wir heute schon weiter.
Daß Arnolfo ein Betrüger war, glaube ich nicht. Dafür hatte er ein zu
gutes Motiv – das einzige Motiv, das sogar die Gier nach Geld
übertrifft, und das ist der Wunsch nach Rache. Juliette, ich kann jetzt
nicht aufgeben. Wenn es dir zu gefährlich wird, hätte ich Verständnis
dafür, wenn du zurück nach München fährst.«
    Da fiel Juliette ihm um den Hals. »Es war nicht so gemeint, Brodka.
Verzeih mir, aber an Tagen wie diesen weiß ich vor Verzweiflung nicht
weiter. Dann kommt es mir vor, als hätte die ganze Welt sich gegen uns
verschworen.«
    Sie krallte die Nägel in Brodkas Rücken, daß es ihn schmerzte,
klammerte sich an ihn wie ein Kind, das Angst vor dem Unbekannten,
Bösen hat.
    Aber trotz ihrer Verwirrtheit sprach Juliette aus, was ihr schon
lange auf dem Herzen lag: »Und was das Schlimmste ist … am meisten
leidet unsere Liebe darunter.«
    Der Satz stand wie ein Menetekel im Raum. Er wirkte lange in Brodkas Innerem nach, bevor er die Sprache wiederfand.
    Schließlich rang er sich zu der Antwort durch: »Was mich betrifft,
hat sich an meiner Zuneigung zu dir nichts geändert. Juliette, ich
liebe dich. Und wenn ich es nicht so zeige wie früher, hat es mit der
verdammten Situation zu tun, in die wir gedrängt wurden.«
    Minutenlang lagen sie sich wortlos in den Armen. Schließlich löste
sich Brodka von Juliette und sagte mit müder Stimme: »Ich wüßte auch
Besseres, als in einem ungemütlichen Hotelzimmer blödsinnige
Tonbandkassetten anzuhören.«
    Juliette ließ sich in dem einzigen Sessel nieder, der das Zimmer mit
dem Charme der sechziger Jahre zierte, und lehnte sich zurück. Sie
dachte nach. »Wir sollten unsere Aufgaben teilen«, meinte sie
schließlich. »Ich fühle mich seit längerer Zeit als Anhängsel. Aber ich
bin durchaus in der Lage, eigene Aufgaben zu übernehmen.«
    »Du könntest versuchen, herauszufinden, wer sich hinter diesen
Decknamen verbirgt«, erwiderte Brodka und nahm von dem Tisch, auf dem
der Anrufbeantworter stand, einen Zettel mit den verschlüsselten Namen.
»Vielleicht haben alle Namen eine bestimmte Bedeutung. Jedenfalls
glaube ich nicht, daß es sich um reine Phantasienamen handelt. Moloch,
zum Beispiel. Wenn ich mich nicht täusche, war das irgendein Götze aus
dem Vorderen Orient. Offenbar sind die Drahtzieher der geheimen
Organisation ziemlich gebildete und wahrscheinlich intelligente Leute.
Mafiosi tragen andere Bezeichnungen. Sie werden Padrone oder Boß oder
Capo genannt und haben allenfalls Spitznamen. Einen Namen wie
Adrammelech würde sich kaum einer merken können.«
    Juliette betrachtete die Namen auf dem Zettel: Asmodeus, Belphegor, Moloch, Adrammelech, Lilith, Baalzebuth, Nergal und Belial.
    Und wo, bitte schön, soll ich die Bedeutung der Namen erfragen,
wollte Juliette fragen, biß sich dann aber auf die Unterlippe. Sie
wollte sich vor Brodka nicht blamieren.
    Doch der schien ihre Gedanken zu erraten, denn er sagte: »Ich weiß
auch nicht, wie du am besten an die Informationen kommst. Aber du bist
doch ein kluges Mädchen …« Dann setzte er sich wieder an das
Aufzeichnungsgerät und legte die nächste Kassette ein.
    Juliette steckte den Zettel in die Tasche ihrer Jeans, warf sich
ihren dunklen Blazer über die Schultern und verabschiedete sich mit
einem Kuß auf Brodkas Wange.
    Vor dem Albergo Waterloo überlegte sie, wohin sie gehen sollte, aber
dann schob sie ihre Vorbehalte beiseite und machte sich auf den Weg zum
Zeitungsarchiv des ›Messaggero‹. Sie nahm sich vor, Claudio von oben
herab zu behandeln, rein geschäftsmäßig. Dennoch konnte sie nicht
verhehlen, daß der Junge sie noch immer anzog.
    Mit gespielter

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