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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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auf
kompromittierende Fotos, Belege oder Verträge, die ausgereicht hätten,
Anzeige gegen Fasolino zu erstatten. Statt dessen enthielt das
Schließfach ein Päckchen mit …« Er schüttelte den Kopf. »Sie
würden nie darauf kommen.«
    »Mikrokassetten.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Keyserling verdutzt.
    »Ganz einfach«, entgegnete Brodka, »von Arnolfo Carracci. Er hat uns das Material noch zu Lebzeiten verkauft.«
    »Carracci?«
    »Carracci. Leider war sein Herz der Aufregung nicht gewachsen. Das Geld bekam sein Neffe Baldassare.«
    »Können Sie das beweisen?«
    Brodka und Juliette schauten sich an. Ohne ein Wort zu sagen, erhob sich Juliette und ging hinaus zu dem wartenden Hotelportier.
    Als Keyserling Marco erkannte, rief er: »Also gut, ja gut, ist schon gut! Sie haben gewonnen.«
    Nun war es an Brodka, Keyserling zu beruhigen. »Ich mache Ihnen
nicht einmal einen Vorwurf. Der Gauner ist Baldassare Cornaro. Marco
wird Ihnen bestätigen, daß wir Baldassare ebenfalls bezahlt haben.
Dafür erhielten wir den Safeschlüssel. Im Gegensatz zu Ihnen jedoch das
Original.«
    Marco nickte zustimmend. Dann starrte der alte Mann Keyserling an.
Seine Miene verfinsterte sich. Sein Mund wurde schmal wie ein Strich.
Man sah, wie die Wut in ihm hochstieg. »Das hätte ich nie von Ihnen
gedacht, Signore«, sagte er schließlich. »Sie haben die Gefühle eines
Mannes, der seinen ältesten Freund zu Grabe getragen hat, schamlos
ausgenützt. Ich habe Ihnen vertraut, als Sie sagten, Sie seien ein
Freund Arnolfos. Vergogna ! Pfui Teufel!«
    Es hätte nicht viel gefehlt, und Marco hätte auf den Boden gespuckt.
    Walter Keyserling zeigte sich ehrlich zerknirscht. »Ich habe das
nicht geplant, wirklich nicht«, murmelte er. »Es ergab sich so. In
meiner Wut auf Fasolino sah ich nur diese Möglichkeit, mich an ihm zu
rächen.«
    »Und?« fragte Brodka. » Werden Sie sich an Fasolino rächen?«
    Keyserling winkte ab. »Bestimmt nicht mit Hilfe der Kassetten aus
dem Schließfach. Die sind nämlich wertlos. Geschieht mir ganz recht.«
    »Wertlos?« Juliette sprang auf; sie konnte ihre Erregung nicht mehr verbergen. »Sie lügen!«
    »Auch ich habe mir mehr davon versprochen, das können Sie mir
glauben. Auf den Kassetten sind nur Mitschnitte von Telefongesprächen
zwischen Fasolino und Leuten, die ich nicht kenne. Und was den Inhalt
völlig unbrauchbar macht – sie sprechen in Rätseln, benutzen
fremde Namen und Begriffe und nennen vielfach Bibelstellen, denen wohl
irgendeine Bedeutung anhaftet. Ein gewisser Asmodeus taucht dabei am
häufigsten auf. Er erteilt die unsinnigsten Befehle. Ich kann Ihnen
gerne die Bandaufnahmen überlassen. Ich befürchte nur, Sie können damit
ebensowenig anfangen wie ich.«
    Keyserling erhob sich und ließ die staunenden Besucher zurück.
Juliette blickte Brodka hilflos an. »Glaubst du, Arnolfo Carracci
wollte uns betrügen?«
    Das wollte Marco, der bisher schweigend zugehört hatte, nicht auf
seinem Freund sitzenlassen. »Für Arnolfo lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Nein«, erwiderte Brodka, »das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Arnolfo wußte eine ganze Menge. Denk an unser Treffen im Campo Santo,
Juliette. Der Treffpunkt war mit Bedacht gewählt. Nach allem, was wir
gerade gehört haben, halte ich es durchaus für möglich, daß Arnolfo
noch einen zweiten Schlüssel bei sich trug, allerdings in seinem Kopf.«
    »Du meinst, er wollte uns mitteilen, was sich hinter den Namen und Begriffen verbirgt, damit sie einen Sinn ergeben?«
    »Genau das.«
    »Dann frage ich mich allerdings, welchen Grund hatten Fasolino und
seine Kumpane, nicht Klartext zu reden? Und warum ließ Fasolino bei
seinen Telefongesprächen ein Aufzeichnungsgerät mitlaufen?«
    Brodka zuckte die Achseln. »Arnolfo sagte, es sei eine Marotte von
Fasolino, nichts weiter. Und was die Verschlüsselung betrifft, ist die
Antwort ebenso einfach: Botschaften, die jeder hören darf, braucht man
nicht zu verschlüsseln.«
    Juliette blies sich die Haare aus dem Gesicht – bei ihr stets
ein Zeichen von Aufregung. »Also arbeitet Fasolino für eine geheime
Organisation«, meinte sie.
    Brodka lachte gekünstelt. »Hast du daran gezweifelt?«
    Inzwischen war Keyserling mit dem Paket zurückgekehrt, in dem sich
die Mikrokassetten befanden, und legte es auf den Tisch. Wortlos nahm
er eine der Kassette heraus und legte sie in den Anrufbeantworter ein,
der seitlich auf einer Anrichte stand.
    »Belphegor«, quäkte eine unbekannte Stimme

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