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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Palmezzano.«
    Palmezzano wandte sich in die angegebene Richtung und öffnete die Tür. Zigarrenqualm schlug ihm entgegen. Im diffusen Licht erkannte Palmezzano drei Männer und eine Frau, die um den Spieltisch saßen, Spielkarten in der Hand aufgefächert und vor sich einen Stapel Dollarnoten.
    Ohne sich umzudrehen, sagte der Mann, der mit dem Rücken zur Tür saß: »Du hast Mut, Assassino, dich hierher zu wagen.«
    Palmezzano erkannte Smolenskis Stimme sofort und konterte: »Sieh an, sieh an. Dich habe ich zuallerletzt hier erwartet, Eminenza, vor allem nicht um diese Zeit. Ein anständiger Kardinal gehört um diese Zeit ins Bett, damit er für die Frühmesse ausgeschlafen ist.«
    Zwischen den Lippen, mit denen er an einer drei Viertel abgebrannten Zigarre nuckelte, preßte der wie üblich in einen schwarzen Anzug gekleidete Kardinalstaatssekretär ein verächtliches »Scheißkerl!« hervor; dann nahm er den Stumpen aus dem Mund, drehte sich um und fragte: »Was willst du, Assassino?«
    »Blöde Frage«, entgegnete Palmezzano und ging um den Tisch herum, um die übrigen Mitspieler in Augenschein zu nehmen. »Mitspielen, natürlich.«
    Es war nicht üblich in diesen Kreisen, daß man sich gegenseitig vorstellte, es sei denn, irgend jemand legte aus irgendeinem Grand besonderen Wert darauf. Der Grund für diese freiwillig gewählte Anonymität lag zum einen in der alten Spruchweisheit begründet, welche behauptet, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, zum anderen in der Tatsache, daß einen Spieler an seinem Gegenspieler nichts anderes interessiert als dessen Geld.
    Von den Spielern am Tisch kannte Palmezzano nur die Frau zur Linken des Kardinals: Anastasia Fasolino. Der stiernackige Typ ihr gegenüber machte eher einen beschränkten Eindruck. Dem widersprach jedoch das gebündelte Geld, hinter dem er seine klobigen Finger mit den Karten verbarg. Smolenski gegenüber saß, kettenrauchend und Asche verstreuend, ein untersetzter, schwächlich anmutender Mann, der sich wie Smolenski durch ein rötliches Gesicht auszeichnete, wie es geistliche Würdenträger aus unerfindlichen Gründen zur Schau tragen.
    »Wir sind schon zu viert«, nörgelte Smolenski an Palmezzanos Ansinnen herum. »Verschwinde!«
    Da fiel Anastasia Fasolino ihm ins Wort: »Aber warum denn? Er kann für mich weiterspielen. Ich habe keine Lust mehr. Heute ist ohnehin nicht mein Tag.« Sprach's und erhob sich, um Palmezzano Platz zu machen.
    Der bedankte sich mit einer höflichen Verneigung, was bei einem Mann von seinem Äußeren durchaus passend erschien, und nahm Anastasias Platz ein.
    »Teuflische Sache das mit deinem in die Luft geflogenen Auto«, bemerkte er, während der Stiernackige zur Rechten Smolenskis die Karten mischte.
    Die beiden anderen Mitspieler sahen Smolenski erschreckt an.
    Der spuckte den Zigarrenstumpen neben sich auf den Boden und rief: »Sind wir hier zum Spielen oder zum Austausch von Beileidsbezeugungen?« Und nach einer Weile, die ohne Antwort blieb: »Hast du überhaupt Geld, Assassino?«
    Palmezzano langte zuerst in die linke, dann in die rechte Innentasche seines Zweireihers und zog je ein Bündel Dollarnoten hervor. Die legte er in einer Reihe vor sich auf den Tisch.
    »Der Einsatz ist hundert«, erklärte der Stiernackige. Jeder der Mitspieler setzte einen Hundertdollarschein, und der Geber verteilte die gemischten Karten.
    Die Mitspieler versenkten sich in ihr Blatt, während Anastasia hinter den Kardinal trat, um den Fortgang der Pokerrunde zu beobachten.
    Nach mehrmaliger Begutachtung seines Blattes von links nach rechts und rechts nach links, wobei er sein teuflisches Grinsen aufsetzte, warf Smolenski tausend Dollar in die Mitte des Tisches und sagte, ohne den Blick von seinen Karten zu nehmen: »Gnade dir Gott, Palmezzano, wenn ich dahinterkomme, daß du die Bombe gelegt hast!« Dabei nickte er, als wüßte er irgend etwas.
    »Ich?« tat der Mann zu seiner Linken entrüstet. »Wie kommst du denn darauf?« Und nach einem Augenblick des scheinbaren Nachdenkens: »Ich gehe mit und leg' fünfhundert drauf!«
    Eine Ankündigung, die Smolenski in Unruhe versetzte.
    Der Rotgesichtige, der neben Palmezzano saß, schüttelte den Kopf, schob seine Karten zusammen und legte sie mit dem Rücken nach oben auf den Tisch. Der Stiernackige tat es ihm gleich. »Noch jemand Karten?«
    Smolenski schob eine Karte über den Tisch und ließ sich eine neue reichen. Sein Grinsen verstärkte sich. Palmezzano schüttelte den

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