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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Auffallend weiße Haut? Rosafarbenes Gesicht und Halbglatze?«
    »Äh … ja«, antwortete Norbert verwundert. »Kennst du ihn?«
    »Könnte sein«, murmelte Juliette. »Erzähl weiter.«
    »Na ja«, fuhr Norbert fort, »Titus hat ein paar Tage bei mir gewohnt. Ich mochte den Burschen. Wir haben prima Gespräche geführt, aber wenn wir auf seine Vergangenheit zu sprechen kamen, blockte er ab oder wechselte das Thema. Mir wurde bald klar, daß irgend etwas in seinem Leben nicht stimmte. Der Junge trug irgendein Geheimnis mit sich herum. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er, ich läge gar nicht so schief mit meiner Vermutung, aber er könne nicht darüber reden.
    Nach einer Woche war Titus mir sehr ans Herz gewachsen, aber zugleich war er mir … unheimlich. Eines Tages, Titus war außer Haus, hab' ich einen Blick in seine Reisetasche geworfen. Und was fand ich? Einen Revolver und diese Purpurschleife. Ich legte beides auf den Tisch und wollte ihn zur Rede stellen, sobald er nach Hause kam. Aber statt Titus kamst du. Den Revolver habe ich schnell beiseite geräumt, aber die Schleife nicht. Ich habe keine Ahnung, was das Ding sein sollte.
    Titus kam erst zurück, nachdem du längst gegangen warst. Als ich den Revolver auf den Tisch legte und fragte, was das zu bedeuten habe, tobte Titus plötzlich los. Er schimpfte mich einen Spitzel und Verräter, riß seine Sachen an sich, stopfte sie in seine Tasche und verschwand. Ich habe ihn nie mehr gesehen.
    Willst du mir jetzt sagen, was es mit dieser Purpurschlinge auf sich hat?«
    Juliette preßte die Hände vors Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und wagte es nicht, Norbert anzuschauen. »Ich glaube, ich habe dir Unrecht getan.«
    Norbert legte die Stirn in Falten. Er wußte nicht mehr, wie ihm geschah. »Was ist mit dieser Schlinge?«
    »Die Purpurschlinge«, begann Juliette zaghaft, »ist das Erkennungszeichen einer geheimen Organisation, die überall in Europa ihre schmutzigen Finger im Spiel hat. Ihre dubiosen Hintermänner machen mit Immobilien, Kunst und Schwarzgeld dunkle Geschäfte. Eine Art Mafia, wenn du so willst. Nur leben ihre Bosse nicht in Neapel oder New York …«
    »Sondern?«
    »In Rom. Im Vatikan, um genau zu sein.«
    »Du lieber Himmel!« rief Norbert. »Weißt du überhaupt, was du da sagst?«
    Juliette lächelte bitter. »Ich weiß, es klingt ziemlich unglaubhaft, und ich kann es auch nicht beweisen. Aber du erinnerst dich, was Brodka passiert ist, und du weißt von dem Fälscherskandal, in den ich verwickelt bin. Alle Nachforschungen führen irgendwie zum Vatikan – und dort enden sie auch.«
    Verlegen nippte Norbert an seinem Glas. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.« Und nach einer Pause: »Aber was hat das alles mit Titus zu tun?«
    »Das will ich dir sagen. Titus ist ein Mitglied dieser Heiligen Mafia. Keiner kennt seinen richtigen Namen. Ich weiß auch nicht, wie er wirklich heißt.«
    »Jetzt wird mir manches klar.« Norbert machte ein nachdenkliches Gesicht. »Einmal sagte er, er könne sich nun nicht mehr in den einschlägigen Lokalen blicken lassen. Ich habe das nicht begriffen und fragte, welchen Grund er habe, seine Veranlagung zu verheimlichen. Darauf antwortete er nur abfällig, das würde ich nicht verstehen.«
    Norbert bemerkte, daß Juliette mit ihren Gedanken weit weg war. »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Entschuldige.« Juliette schluckte. »Ich kann ja verstehen, daß dir die Sache mit Titus nahegeht. Aber ich habe ganz andere Probleme. Ich hatte ein geordnetes Leben. Ich hatte meine Galerie, ich hatte meinen Mann – auch wenn er ein Scheusal war –, und jetzt habe ich alles verloren und bin in eine rätselhafte Verschwörung verwickelt.«
    Norbert nickte. »Du mußt erst einmal Abstand gewinnen«, sagte er mit einer hilflosen Geste, »dann wird alles schon wieder normal.« Kaum hatte er ausgeredet, da merkte er, wie unpassend die Bemerkung war.
    Juliette glitt von ihrem Barhocker und stellte sich vor Norbert hin. Ihre dunklen Augen blitzten zornig. »Du glaubst also doch, daß ich das alles erfunden habe. Daß ich meine Sinne nicht mehr beisammen habe. Daß ich unter Verfolgungswahn leide.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.« Juliette leerte das Rotweinglas in einem Zug. »Und ich kann es dir nicht mal verübeln.«
    »Juliette, bitte!«
    »Mach's gut.« Sie knallte das Glas auf den Tresen und ging zum Lift.
    Norbert kehrte zu seinem Flügel an der gegenüberliegenden Seite der

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