Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
Kopf.
    »Ich halte und erhöhe um hundert«, sagte Smolenski, zählte sechs Geldscheine ab und warf sie in die Mitte.
    »Und noch mal hundert«, kam Palmezzanos prompte Antwort.
    Im Gegensatz zu Smolenski, der beim Spiel ständig grinste, um seine Mitspieler einzuschüchtern, zeigte Palmezzano das bekannte Pokerface, ein gleichgültiges, bisweilen ernstes Gesicht, das keinerlei Deutung erlaubte.
    Smolenski warf einen weiteren Hundertdollarschein auf den Tisch. »Ich will sehen«, erklärte er.
    Palmezzano legte ruhig, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, drei Könige und zwei Asse auf den Tisch und sammelte, ohne abzuwarten, daß Smolenski seine Karten aufdeckte, die Geldscheine ein.
    Während Smolenski die Karten neu mischte und Palmezzano seine Dollarnoten wieder in einer Reihe ordnete, meinte dieser beiläufig: »Du hast wohl neue Leute, Smolenski?«
    »Neue Leute?« fragte der Kardinal scheinheilig, obwohl er natürlich ganz genau wußte, was der Fragesteller meinte.
    »Ich meine den Leonardo da Vinci, der in die Luft geflogen ist. Von mir stammt das Bild nicht. Darf man den Namen des Genies erfahren?«
    Smolenski tat, als hätte er die Frage überhört. Er sagte nur: »Die Einsätze, meine Herren«, und teilte die Karten aus.
    In der stickigen Luft des düsteren Raumes hing eine eigenartige Spannung. Anastasia legte ihre Hände auf Smolenskis Schultern. Die beiden anderen Mitspieler sagten kein Wort.
    »Wer es ist, will ich wissen!« wiederholte Palmezzano seine Frage mit drohendem Unterton.
    Smolenski verzog das Gesicht, als bereite ihm das neue Blatt eine besondere Qual (womit er seinen Gegnern signalisieren wollte: In Wahrheit habe ich fantastische Karten); dann erwiderte er unwillig: »Ein Deutscher. Der Name tut nichts zur Sache.«
    »Ein Deutscher?« Palmezzano schob seine Karten, die er soeben zu einem Fächer aufgereiht hatte, zusammen. »Ein Deutscher! Dabei weiß jeder Dilettant, daß die Deutschen seit Dürer keine richtigen Maler mehr hervorgebracht haben, und das ist fünfhundert Jahre her. Die importieren doch seit einem halben Jahrtausend ihre Maler aus Italien.« Am liebsten hätte Palmezzano vor Verachtung auf den Boden gespuckt.
    »So gut wie du ist er allemal!« entgegnete der Kardinalstaatssekretär mit gespielter Gleichgültigkeit. Er hätte nicht geglaubt, daß er Palmezzano mit wenigen Worten so sehr beleidigen konnte. Denn kaum hatte er diesen Satz gesagt, da streckte dieser den Arm aus, packte den Kardinal am linken Handgelenk und drehte dessen Unterarm blitzschnell um die eigene Achse, daß die Knochen krachten und Smolenski losbrüllte wie ein Stier in der Arena.
    »Hast du den Verstand verloren?« rief der Kardinal, nachdem Palmezzano längst losgelassen hatte. »Du brichst mir alle Knochen im Leib!«
    »Beim nächsten Mal tue ich's, Kardinal! Solche Techniken lernt man in fünfzehn Jahren Knast.«
    Smolenski stand die Wut ins Gesicht geschrieben. Er schämte sich vor dem Stiernacken und dem Rotgesicht, vor allem aber vor Anastasia. Deshalb faßte er den Entschluß, sich auf seine Weise an Palmezzano zu rächen.
    »Ich dachte, du bist gekommen, um zu spielen«, bemerkte der Kardinal. »Wenn du eine Schlägerei willst, mußt du woanders hingehen. Dafür bin ich nicht der richtige Gegner. Also?«
    Palmezzano gab dem Banknotenbündel zu seiner Rechten einen Stoß, daß es ein Stück nach vorne rutschte. »Zehntausend«, sagte er und steckte seine Karten zu einem Fächer zusammen.
    Der Rotgesichtige am Tisch erbleichte und ließ seine Karten sinken. Der Stiernackige schüttelte nur den Kopf und versuchte, so unsichtbar wie möglich zu erscheinen.
    Der Kardinal zählte sämtliche Scheine, die vor ihm auf dem Tisch lagen, häufte sie zu einem Stapel zusammen, schob diesen in die Mitte des Tisches, daß von oben das Licht darauffiel, und sagte mit hämischem Grinsen: »Alles, was ich habe. Fünfzigtausend Dollar!«
    Palmezzano schluckte und begann seine Barschaft zu zählen.
    »Du willst doch nicht kneifen, Assassino?«
    Die Frage packte Palmezzano bei seiner Ganovenehre. »Natürlich nicht«, erwiderte er, obwohl er soeben bemerkt hatte, daß ihm 33.000 Dollar fehlten, um mit dem Kardinalstaatssekretär mitzuhalten.
    »Geht ein Schuldschein in Ordnung?« fragte er unsicher.
    »Natürlich.«
    Smolenski gab Anastasia ein Zeichen, und diese verschwand, um nach kurzer Zeit mit einem Zettel zurückzukehren. Den legte sie vor Palmezzano auf den Tisch.
    Palmezzano überflog das

Weitere Kostenlose Bücher