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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Signore Meinardi?«
    »Aber das ist doch nicht möglich!« rief dieser entgeistert. »Das Geld stammt …«
    »Ja?« Der Kriminalbeamte kam näher und baute sich vor Meinardi auf. »Woher haben Sie das Falschgeld? Reden Sie.«
    Meinardi brachte keinen Laut hervor. Er war so aufgeregt, daß ihm übel wurde. Sein Leben lang hatte er nicht das geringste mit der Polizei zu tun gehabt. Und jetzt das!
    Der Bankangestellte trat hinter seinem Schalter hervor in die Halle und raunte dem Kriminalbeamten etwas zu, laut genug, daß Meinardi es verstehen konnte: »Der Mann ist ein armer Hund. Ich habe mich gleich gewundert, daß er so plötzlich zu Geld gekommen ist. Nur gut, daß wir hier einen UV-Strahler haben.«
    »Um welche Summe handelt es sich?« fragte der Kriminalbeamte leise zurück.
    »Fünfundzwanzig Millionen Lire«, kam Meinardi dem Bankangestellten zuvor. Der nickte auf einen fragenden Blick des Kripomannes.
    »Das Geld ist beschlagnahmt«, erklärte der Kriminalbeamte und wandte sich an Bruno. »Sie haben sich ziemlich ungeschickt angestellt, Signore. Und wenn Sie nicht bereit sind, uns Ihre Hintermänner zu nennen, wird Sie das teuer zu stehen kommen. Ein Mann Ihres Alters, jahrelang hinter Gittern. Keine besonders angenehme Vorstellung, nicht wahr?«
    »Titus!« rief Bruno Meinardi, und es klang beinahe wie ein Hilfeschrei.
    »Was?«
    »Titus! Der Mann, von dem ich das Geld bekommen habe, hieß Titus.«
    »So, Titus. Und wie weiter?«
    Meinardi schluckte. »Nichts weiter. Nur Titus.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu«, sagte der Kriminalbeamte, und seine Stimme klang wütend und wohlwollend zugleich. »Sie behaupten allen Ernstes, ein Mann habe an Ihrer Tür geklingelt und gesagt, er heiße Titus, und dann hat er Ihnen 25 Millionen Lire in die Hand gedrückt und ist wieder verschwunden?«
    »Das habe ich nicht behauptet, Signore! Ich sagte nur, daß dieser Titus mir das Geld gegeben hat! In einer Trattoria in der Via Borgognona!«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Zeugen? Nein, ich kannte doch niemanden in dem Lokal. Ich war zum erstenmal dort.«
    »Wollen Sie mir vielleicht erklären, warum ein Mann, dessen Namen Sie nicht einmal kennen, Ihnen an einem späten Vormittag in einem Lokal 25 Millionen Lire überreicht, vermutlich mit den besten Empfehlungen?«
    Bruno Meinardi senkte den Kopf und schwieg. Er fürchtete, alles nur noch schlimmer zu machen, wenn er auspackte. Aber was sollte er sagen? Schließlich wußte er nicht einmal, wer versucht hatte, sein Schweigen zu erkaufen.
    Als der Bankangestellte erkannte, daß Meinardi zu keinem Geständnis bereit war, sagte er hinter vorgehaltener Hand – aber laut genug, daß jeder im Raum es verstehen konnte – zu dem Kriminalbeamten: »Das ist der Mann, dessen Geschichte durch die Zeitungen ging. Er hat Wahnvorstellungen und behauptet, Raffaels Madonna habe über Nacht ihr Aussehen verändert.« Mit der flachen Hand wedelte er vielsagend vor der Stirn hin und her.
    Der Kriminalbeamte blickte Meinardi prüfend an. Dann sagte er, an den Bankangestellten gewandt: »Ach, so ist das.« Schließlich ergriff er den alten Mann am Oberarm. »Keine Angst. Es wird Ihnen nichts geschehen. Kommen Sie!«

K APITEL 14
    Nach zweistündiger Autofahrt über enge, kurvenreiche Straßen, die stellenweise den Anschein erweckten, als führten sie ans Ende der Welt, erreichten Brodka und Sydow den Ort San Zaccaria, ein Städtchen von zweieinhalbtausend Einwohnern, vorwiegend älteren Leuten, die hier ein karges Leben fristeten.
    Die Jüngeren hatten den Ort längst verlassen; denn hier gab es kaum Jobs. Ein paar Weinbauern, eine Schmiede für landwirtschaftliche Maschinen und zwei Töpfereien waren die einzigen Arbeitgeber der Stadt, sah man einmal von einem Dutzend Trattorien und Cafeterien ab, in die sich meist eine Großfamilie teilte.
    Nur Kirchen gab es genug, von denen allerdings zwei seit dem letzten Erdbeben verfallen und die übrigen auch nicht mehr in aller bestem Zustand waren. Von einem Kloster keine Spur.
    Durch einen Torturm mit Zinnen gelangten sie auf den kleinen Marktplatz, auf dem sich schmalbrüstige Häuser im Oval drängten; an der einen Längsseite stand das Rathaus, gegenüber eine Kirche.
    Auf der im Schatten gelegenen Rathausseite saßen alte Männer auf Holzstühlen vor den Häusern und beobachteten teils neugierig, teils gleichgültig das fremde Auto.
    Sydow öffnete das Fenster und fragte einen alten Mann, wo das Kloster zu finden sei.
    Der verstand die Frage des

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