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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Fremden nicht, bildete mit der Hand eine Muschel und legte sie ans Ohr, zum Zeichen, er möge seine Frage wiederholen. Inzwischen trat eine schwarzgekleidete Frau vor das Haus und zeigte mit einem derben Stock, der ihr als Gehhilfe diente, über die Dächer der dem Berg zugewandten Häuserzeile. Dann richtete sie ihren Gehstock auf Sydows BMW und sagte kichernd: »Aber nicht mit diesem Auto.«
    »Und warum nicht?« wollte Sydow wissen.
    Die alte Frau wechselte ihren Stock in die Linke und hielt die gestreckte rechte Hand schräg, beinahe senkrecht in die Luft, um anzuzeigen, wie steil der Weg nach oben führte.
    »Und zu Fuß?«
    »Eine Stunde«, antwortete die Alte. »Was wollt ihr denn da oben?«
    »Einen Besuch machen.«
    »O je.« Nach dieser verheißungsvollen Bemerkung verschwand die alte Frau im Hauseingang.
    Zwischen zwei Gebäuden auf dem Platz zwängte sich ein Gäßchen steil bergan, doch es war gut gepflastert und durchaus befahrbar.
    »Solange uns keiner entgegenkommt …«, meinte Brodka.
    Sydow fuhr los.
    Sie gelangten aus der Stadt bis etwa hundert Meter über den Häusern, wo die gepflasterte Straße endete und ein felsiges Plateau gerade ausreichend Platz bot, den Wagen zu wenden.
    Brodka und Sydow faßten den Entschluß, von hier aus zu Fuß weiterzugehen.
    Brodka sicherte das Fahrzeug, indem er Steine unter den Reifen verkeilte. Sydow öffnete den Kofferraum und holte zwei Ordenskutten hervor. Die Männer streiften sie sich über und marschierten los.
    Obwohl der Weg bergan weit weniger steil war, als die alte Frau angedeutet hatte, erwies er sich als schweißtreibend. Die Mittagssonne und die ungewohnten Kutten trugen das ihre dazu bei. Nach einer Stunde Fußmarsch war von dem Kloster noch immer nichts zu sehen.
    Dann öffnete sich hinter einem Felsdurchlaß plötzlich die Landschaft. Eine Hochebene, die von unten nicht zu erkennen war, tat sich vor ihnen auf. Und inmitten dieser Ebene, eingerahmt von Pinien und Zypressen, lag das Kloster, ein Häusergeviert mit vier Stockwerken und einem hoch aufragenden Campanile an der entfernten Seite. Ein Stück abseits des Klosters befand sich ein kleiner Friedhof ein wundersamer Anblick in dieser Einsamkeit.
    Während sie sich dem Kloster näherten, das wie ausgestorben schien, blies ein warmer Wind über die Hochebene. Brodka und Sydow wußten nicht, was sie erwartete, doch sie hatten auf der Fahrt alle Möglichkeiten durchgesprochen und entsprechende Pläne geschmiedet.
    Aber es kam alles ganz anders.
    Das wuchtige zweiflügelige Eingangstor stand offen und gab den Blick frei auf einen kahlen Innenhof der von einem Kreuzgang mit Spitzbögen umgeben wurde. In der Mitte erhob sich ein rundgemauerter Brunnen mit einem verrosteten Gitterwerk darüber; davor befand sich ein Wasserbecken.
    Seltsamerweise wurde das Erscheinen der Fremden nicht beachtet; jedenfalls fragte keiner der betagten Mönche, die in abgerissenen Kutten über den Hof schlurften, nach ihren Wünschen oder bot seine Hilfe an. Ihr Alter und das Einerlei in der Abgeschiedenheit hatte ihre Seelen abgestumpft. Brodkas Versuch, einem von ihnen eine Auskunft zu entlocken, scheiterte. Der Mönch lächelte bloß freundlich und ging seines Weges.
    Endlich gerieten Brodka und Sydow an einen Mann im blauen Overall. Er ging gebückt, hatte einen Buckel und trug eine Werkzeugkiste bei sich. Während er in seiner verkrümmten Haltung zu den Fremden aufblickte, sagte er: »Euch habe ich hier noch nicht gesehen. Oder irre ich mich?«
    »Nein«, entgegnete Sydow, »Sie irren sich nicht. Wir sind gerade angekommen. Wir kommen von San Zaccaria .«
    Da kicherte der Buckelige in sich hinein und meinte: »Ja. Woher denn sonst, meine Brüder! Es gibt ja keinen anderen Weg als diesen. Aber was wollt ihr hier eigentlich? Sicher nicht eure letzten Tage verbringen.«
    »Wir suchen Padre Theodorus«, antwortete Brodka, der keinen Anlaß sah, den Grund ihrer Anwesenheit zu verheimlichen.
    Der Buckelige wischte sich mit der Hand über das faltige Gesicht. »Kenne ich nicht«, meinte er schließlich, »muß neu sein. Wollt ihr ihn wieder mitnehmen?«
    »Nein, nein«, wehrte Brodka ab, »nur mit ihm reden.«
    »Wer hierherkommt, geht nämlich nicht mehr fort«, meinte der Buckelige kichernd und fügte nach einer Pause ernst hinzu: »Es sei denn auf acht Beinen.«
    Brodka und Sydow blickten den Mann im Overall verwundert an.
    »Nun ja«, erklärte dieser, »im Sarg, getragen von vier Trägern.«
    Brodka schaute an den

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