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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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provozierend. »Eine elegante Galeristin und ein schlecht gekleideter Archivar!«
    »Rede bitte keinen Unsinn!« mahnte Juliette. »Aber wenn du mich fragst, wer mir sympathischer ist, ein gut gekleideter Mann oder ein schlecht gekleideter, dann antworte ich, ein gut gekleideter gefällt mir besser.«
    »Ich werde es mir zu Herzen nehmen!« beteuerte Claudio.
    Hinter Florenz, wo sich die Autostrada nach Norden über den Apennin windet und wo Tunnels sich mit engen Kurven abwechseln, endete ihre Unterhaltung, und ein jeder dachte über den anderen nach. Claudio liebte Juliette über alles, und ihn plagten Zweifel, ob diese Frau nicht doch unerreichbar für ihn sein würde. Juliettes Zweifel betrafen eher sie selbst: War es Liebe, die sie zu Claudio hinzog oder nur ein Strohfeuer? In diesem Augenblick fanden weder Claudio noch Juliette eine klare Antwort auf ihre Fragen.
    So erreichten sie Bologna, und die bergige Landschaft weitete sich zu sanften Hügeln und bald darauf zu endlosen Ebenen. Als es dämmerte, schlug Juliette vor, die Fahrt nicht, wie vorgesehen, in einem Hotel nahe der Autobahn zu unterbrechen, sondern bis München durchzufahren. Sie sorgte sich um die Bilder im Kofferraum; der Norden Italiens ist nicht gerade die sicherste Gegend.
    Es war kurz vor Mitternacht, als sie München erreichten. Juliette steuerte das Hilton an, wo sie sicher sein konnte, ein Zimmer zu bekommen; außerdem hatte sie die Möglichkeit, ihre Bilder im Tresor des Hotels verwahren zu lassen.
    »Aber du hast doch ein Haus«, bemerkte Claudio erstaunt, »warum gehen wir in ein teueres Hotel?«
    »Weil ich in diesem Haus kein Auge zutun könnte. Und schon gar nicht an deiner Seite. Aber das kannst du nicht verstehen.« Juliette war nicht in der Verfassung, Claudio die Gefühle zu beschreiben, die sie überkamen, sobald sie das Haus betrat.
    Claudio hob die Schultern. »Nein, das verstehe ich nicht.«
    In der Hotelhalle spielte Norbert Klavier. Als er Juliette mit ihrem Begleiter kommen sah, beendete er das soeben begonnene Stück mit ein paar klangvollen Akkorden und kam ihnen entgegen.
    »Juliette, welche Überraschung!« rief er und drückte ihr einen Kuß auf die Wange, den Juliette erwiderte. Dann stellte sie Norbert ihren Begleiter vor. »Das ist Claudio, ein Freund aus Rom.«
    »Der Freund aus Rom?« fragte Norbert.
    Juliette nickte.
    Die Männer reichten sich die Hände.
    Norbert wollte die beiden zu einem Drink an die Bar einladen, doch Juliette entschuldigte sich mit dem Hinweis, sie sei tausend Kilometer gefahren und hundemüde; in den nächsten Tagen hätten sie noch genügend Zeit, sich zu unterhalten.
    Nachdem sie ihre Bilder im Hotelsafe verstaut und der Page das Gepäck aufs Zimmer gebracht hatte, ließ Juliette sich erschöpft aufs Bett fallen. Sie war so geschafft, daß sie für Augenblicke einschlief; erst als sie Claudios Hände auf ihren Brüsten spürte, erwachte sie.
    Unwillkürlich rückte sie von ihm ab und sagte mit geschlossenen Augen: »Nicht jetzt, bitte. Ich bin wirklich zu müde.«
    Claudio schien zu spüren, daß hinter ihrer Verweigerung noch etwas anderes, Tiefergehendes steckte. Nach einer Weile, in der Juliette die Stille des Augenblicks genoß, sagte er leise: »Du hast viele Verehrer hier in dieser Stadt, stimmt's?«
    Juliette schlug die Augen auf und schaute in Claudios Gesicht, das dicht über dem ihren war. Sein Blick war ungewohnt ernst.
    »Natürlich«, erwiderte sie und lächelte, um ihm zu zeigen, daß sie ihn nur aufzog. »Aber was Norbert betrifft, den Hotel-Pianisten, kann ich dich beruhigen. Norbert interessiert sich nicht für Frauen.«
    »Das glaube ich nicht, Giulietta. So wie der dich angeschaut hat.«
    Juliette lachte. »Wohl eifersüchtig, hm?«
    »Natürlich«, antwortete Claudio. »Alle italienischen Männer sind eifersüchtig. Das liegt uns im Blut. Und bei einer Frau wie dir ist ein Italiener sogar rasend eifersüchtig.«
    »Eifersucht ist nichts anderes als das Eingeständnis eigener Schwäche.«
    »Hatte Brodka nie Grund zur Eifersucht?«
    Juliette schwieg.
    »Dann liebt er dich nicht wirklich«, sagte Claudio. »Denn Liebe ohne Eifersucht gibt es nicht. Wenn du erst mit einem Italiener verheiratet bist …«
    »Verheiratet?« unterbrach Juliette ihn verwirrt.
    »Ich möchte dich meiner Mama vorstellen, sobald wir wieder in Italien sind«, sagte Claudio. »Und mit Luisa, meiner Schwester, wirst du dich gut verstehen.«
    Juliette sprang auf. Eilig verschwand sie im Bad. Von

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