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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ihre Wege.
    Brodka fuhr mit dem Bus nach Rom. Andreas von Sydow wartete schon, als er bei ›Nino‹ in der Via Borgognona eintraf. Er hatte bereits die nötigen Vorkehrungen getroffen und war sehr aufgeregt.
    »Brodka«, meinte er, »es wäre ein ganz großes Ding, wenn es uns gelingt, Meinardi zum Reden zu bringen. Falls er ein Geständnis ablegt, daß man ihm das Geld gegeben hat, damit er den Mund hält, ist das ein erster Hinweis darauf, daß in den Vatikanischen Museen ein gefälschter Raffael hängt und daß die Fälschung mit Billigung der zuständigen Stellen gegen das Original ausgetauscht wurde.«
    »So sehe ich das auch. Fragt sich nur, ob Meinardi zu dieser Aussage bereit ist. Sie erinnern sich doch, wie wir ihn vergeblich bedrängt haben.«
    »Natürlich. Aber jetzt haben wir eine ganz andere Situation. Meinardi sitzt in Untersuchungshaft, weil man ihn mit dem Falschgeld hereingelegt hat. Ich kann mir vorstellen, er hat eine Stinkwut auf die Leute, die ihm so übel mitgespielt haben.«
    Brodka nickte. »Mit Sicherheit. Vermutlich wurde Meinardi das Falschgeld nur deshalb untergeschoben, damit er verurteilt wird und im Gefängnis verschwindet. Zumindest so lange, bis über die Angelegenheit Gras gewachsen ist.«
    »Genau so ist es. Das war die billigste und sicherste Lösung. Falschgeld kann man für zehn Prozent des Nennwertes kaufen. Wer glaubt schon einem Mann, der 25 Millionen Lire auf sein Bankkonto einzahlt und behauptet, er habe das Geld von einem Mann bekommen, den er nicht einmal kennt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß dieser … wie nannte er sich gleich?«
    »Titus.«
    »… daß dieser Titus sich mit Namen und Adresse vorgestellt hat.«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich kenne den Kerl schon seit ein paar Monaten und weiß bis heute nicht, wie er wirklich heißt und für wen er arbeitet. Haben Sie denn herausgefunden, wo Meinardi einsitzt?«
    »Im Gefängnis ›Regina Coeli ‹. Ich habe über meinen Kontaktmann bei der Polizei bereits eine Besuchserlaubnis erwirkt.«
    »Alle Achtung«, sagte Brodka, der sein Erstaunen nicht verbergen konnte.
    »Halb so wild. Was Justiz und Behörden betrifft, ist in Italien alles möglich. Natürlich kostet es eine Kleinigkeit, aber unter dem Strich ist Schmiergeld immer noch viel billiger als schweißtreibende Recherchen. Kommen Sie, besuchen wir unseren Freund.«
    Brodka und Sydow machten sich auf den Weg.
    Das Gefängnis ›Regina Coeli‹ im Stadtteil Trastevere ist ein klotziges Bauwerk und geeignet, einem unbescholtenen Bürger Furcht einzuflößen.
    Durch bloße Nennung seines Namens gelang es Sydow auf geheimnisvolle Weise, sämtliche Tore zu öffnen. So gelangten er und Brodka ohne Probleme in einen kalten Besucherraum, etwa sieben mal sieben Meter im Quadrat. Statt eines Fensters gab es eine Wand aus Glasbausteinen, darunter frisch gestrichene Heizkörper aus Gußeisen. In der Mitte unter einer grellen Neonleuchte stand ein Tisch, ein mal einen Meter groß, mit vier Stühlen; ein weiterer Stuhl für den Aufsichtsbeamten stand in der Ecke neben der Tür.
    Brodka und Sydow warteten zehn Minuten; dann kam Meinardi in Begleitung eines Wärters. Offenbar hatte man ihm nicht mitgeteilt, wer ihn sprechen wollte; denn als der alte Mann die beiden Besucher erkannte, drehte er sich um und machte Anstalten, den Raum auf demselben Weg zu verlassen, den er gekommen war. Doch der Wärter hatte die Tür bereits verschlossen, so daß dem Alten keine andere Wahl blieb, als an dem Tisch in der Mitte Platz zu nehmen.
    »Keine Sorge, Signore«, begann Sydow behutsam, »hören Sie erst einmal zu, was wir Ihnen zu sagen haben.«
    Meinardi tat, als ginge ihn das alles nichts an. Er blickte starr auf die Glaswand und sagte kein Wort.
    »Signore Meinardi«, begann Sydow erneut, »ich kann verstehen, wenn Sie verbittert sind. An Ihrer Stelle wäre ich es auch. Aber glauben Sie mir, wir sind die einzigen, die Sie aus diesem Gefängnis herausholen können.«
    Meinardi würdigte Sydow keines Blickes. Die Worte des Journalisten prallten an dem Alten ab wie Steine an einer Mauer. Schließlich wandte sich Brodka an den Mann. »Meinardi, Sie können natürlich weiter verstockt bleiben. Wir können Sie nicht zwingen auszupacken. Aber dann müssen Sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß Sie hier vielleicht nie mehr herauskommen.« An Sydow gewandt, fragte er: »Wieviel Jahre gibt es in Italien für die Verbreitung von Falschgeld?«
    »Zehn«, log Sydow.
    Die

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