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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Vorstellung, zehn Jahre in diesen Mauern verbringen zu müssen, schien Meinardi zu beeindrucken. Plötzlich blickte er Brodka, dann Sydow ins Gesicht und fragte: »Was wollen Sie? Ich habe kein Geld.«
    »Wer redet von Geld?« erwiderte Sydow. »Wir wollen die Wahrheit erfahren. Wir wollen wissen, was mit dem Raffael-Gemälde im Vatikan geschehen ist.«
    »Warum?«
    »Signore Meinardi! Wir sind Journalisten. Wir wissen, daß da eine riesige Schweinerei passiert ist. Wir haben nur keine Beweise. Wenn Sie uns jedoch bestätigen, was wir zu wissen glauben …« Sydow legte eine bedeutungsvolle Pause ein.
    »Was dann?« fragte Meinardi gespannt.
    »Dann würden wir bei der Polizei eine Aussage machen, daß wir gesehen haben, wie Ihnen das Falschgeld übergeben wurde. Und was noch wichtiger für Sie ist, Signore, wir kennen den Namen des Mannes. Mit diesen Leuten haben wir noch eine Rechnung offen.«
    Meinardi wurde unruhig. »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Ich traue niemandem mehr, verstehen Sie? Niemandem!«
    Sydow und Brodka schauten sich fragend an.
    Schließlich stand Brodka auf und machte Anstalten zu gehen. »Also gut, wenn Sie nicht wollen. Zwingen können wir Sie nicht.« Auch Sydow erhob sich.
    In diesem Augenblick begriff Meinardi, daß er womöglich seine letzte Chance vergab, wenn er die Männer gehen ließ. »Halt, warten Sie. Ich will es mir überlegen.«
    »Wir haben nicht viel Zeit, Signore Meinardi«, bemerkte Sydow. »Aber wenn Sie nichts sagen wollen, ist es letztlich Ihr eigener Schaden.«
    Aus Furcht, Brodka und Sydow könnten ihre Drohung wahr machen und ihn verlassen, rief der alte Mann: »Nein, nein, Signori! Es ist genau so, wie Sie vermuten!«
    Brodka setzte sich wieder. »Was soll das heißen? Könnten Sie etwas deutlicher werden?«
    »Ich habe alle Gemälde Raffaels vom jahrelangen Betrachten so genau vor Augen, als hätte ich sie selbst gemalt«, sagte Meinardi. »Ich kenne jedes noch so kleine Detail; deshalb ist mir der Fingernagel der Madonna sofort aufgefallen. Als ich mir das Bild genauer anschaute, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß der Raffael gegen eine Kopie ausgetauscht wurde.« Er hielt kurz inne und blickte seine Besucher an, die ihm gespannt zuhörten. »Sie können sich vorstellen, Signori«, fuhr er dann fort, »welch ein Schock das für mich war. Und diese Kopie … sie war von phantastischer Qualität. Künstlich gealtert. Sogar das Krakelee hatte man hervorragend nachgeahmt. Aber nach vierzig Jahren hat man ein so geschultes Auge, daß einem nicht einmal das unterschiedliche Netzwerk der kleinen Haarrisse verborgen bleibt. Daraufhin habe ich auch die übrigen Raffael-Gemälde einer näheren Betrachtung unterzogen.« Meinardi hielt inne.
    »Und mit welchem Ergebnis?« fragte Sydow gespannt.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Meinardi, »aber ich bin ziemlich sicher, daß zwei oder drei andere Gemälde Raffaels ebenfalls keine Originale sind. Sie müssen verstehen, ich war nach meiner Entdeckung zu aufgeregt.«
    »Das würde bedeuten«, sagte Brodka nachdenklich, »daß die Vatikan-Mafia sich seit längerer Zeit aus den Kunstschätzen der Museen bedient.«
    »Unglaublich.« Sydow schüttelte den Kopf und blickte Meinardi an. »Signore, sind Sie bereit, vor Gericht zu wiederholen, was Sie gerade gesagt haben?«
    Meinardi hob die Schultern. Er wirkte unsicher. »Wer glaubt schon einem alten Mann wie mir? Aber es ist die Wahrheit.«
    »Wir glauben Ihnen, Signore. Und wir können bezeugen, daß ein Abgesandter der Vatikan-Mafia namens Titus Ihnen das Falschgeld ausgehändigt hat.«
    Meinardi machte ein ungläubiges Gesicht.
    »Titus ist nicht sein richtiger Name«, erklärte Brodka. »Den kennen wir nicht. Aber wir wissen, wo und bei wem der Mann sich aufhält und daß er zu einer geheimen Organisation gehört, die den unterschiedlichsten Geschäften nachgeht und vom Vatikan aus gesteuert wird.«
    »O Gott!« stieß Meinardi entsetzt hervor. »Es wäre wohl besser, sich nicht mit diesen hohen Herren anzulegen und zu schweigen. Meinen Sie nicht auch?«
    Brodka verdrehte die Augen. »Dann müssen Sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, die nächsten zehn Jahre Ihres Lebens im Gefängnis zu verbringen. Aber es ist Ihr Leben, Signore.«
    Die gespielte Kaltschnäuzigkeit Brodkas verunsicherte den alten Mann. Was hatte er zu verlieren? Er faltete die Hände und preßte die Finger zusammen, bis sie weiß wurden. Hilflos stellte er die Frage: »Und was genau haben Sie

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