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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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heutigen Tag die Heiligen dreizehn und vierzehn auf den Kolonnaden des Petersplatzes in die Luft fliegen werden. Frage Nummer eins: Was schließen wir daraus?«
    »Smolenski muß der Drahtzieher des Unternehmens sein.«
    »Zumindest ist er an der Sache namhaft beteiligt. Frage Nummer zwei: Was hat den Kardinalstaatssekretär zu dieser Verrücktheit getrieben?«
    Brodka stützte den Kopf in beide Hände und blickte durch das Fenster auf den Weinberg. Eine Antwort auf diese Frage fand er nicht. Schließlich schaute er Sydow an und zuckte die Achseln.
    »Sehen Sie?« Sydow begann erneut mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln. »Das macht doch alles keinen Sinn. Es sei denn …«
    »Es sei denn was?«
    »Nun ja, professionelle Gangster versuchen bisweilen von der Planung eines Kapitalverbrechens abzulenken, indem sie eine zwar spektakuläre, aber harmlose Tat inszenieren. Aber ein Kardinal …«
    »Was glauben Sie, wozu Kardinäle fähig sind!« fuhr Brodka Sydow ins Wort. »Denken Sie nur an den Fall Meinardi. Mafiosi hätten nicht heimtückischer vorgehen können. Und die Idee, kostbare Gemälde aus den vatikanischen Sammlungen gegen Kopien auszutauschen und zu verkaufen, zeugt von erheblicher krimineller Energie.«
    Sydow gab Brodka recht, meinte aber: »Sollten wir uns nicht wieder Ihrem eigenen Fall zuwenden?«
    Bisher hatte Brodka das dürftige Ergebnis seiner Reise nach Zürich verschwiegen. Nun schien der Augenblick günstig, Sydow einzuweihen. Brodka zog das Foto aus der Innentasche seines Sakkos und legte es vor Sydow auf den Tisch.
    »Wer ist das?« erkundigte sich Sydow.
    »Die Frau ist meine Mutter. Vor ungefähr vierzig Jahren.«
    »Und der Mann?«
    »Halten Sie es für möglich, daß es Smolenski ist? Sie kennen ihn doch persönlich.«
    Sydow hielt sich das Bild nahe vor die Augen. »Das soll Smolenski sein? Nie im Leben! Smolenski ist viel kleiner!«
    »O Mann, da fällt mir ein Stein vom Herzen.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, daß Ihre Mutter irgendeine Beziehung zu Smolenski hatte?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt da diesen Brief, in dem meine Mutter sich bei ihrer besten Freundin über Smolenski ausläßt. Er sei ein Teufel, schreibt sie.«
    Sydow betrachtete das Foto abermals. »Nein, unmöglich, das kann nicht Smolenski sein. Aber was den Teufel betrifft, lag Ihre Mutter gar nicht so verkehrt. Woher haben Sie das Bild?«
    »Eine abenteuerliche Geschichte. Hilda Keller, die beste Freundin meiner Mutter, ist vor kurzem gestorben und hat ihr das Foto in einem verschlossenen Umschlag hinterlassen. Ihrem Mann sagte sie, falls ihr je etwas zustoße, solle er den Umschlag meiner Mutter aushändigen. So weit, so gut. Einen weiteren Abzug dieses Bildes fand ich in einem Bankschließfach meiner Mutter. Sie müssen sich das mal vorstellen – ein vielfach gesicherter Tresor, und der einzige Inhalt ist ein harmloses Foto!«
    »Das läßt wohl nur einen Schluß zu«, meinte Sydow. »Das Foto ist längst nicht so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Und noch etwas.« Sydow tippte mit dem Finger auf den Stempel auf der Rückseite des Fotos. »Haben Sie das gesehen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und? Haben Sie schon etwas unternommen?«
    »Wie meinen Sie das? Das Foto ist mindestens vierzig Jahre alt!«
    »Gut, ich gebe zu, daß die Chancen gering sind, irgendwas herauszufinden. Aber der Ertrinkende klammert sich bekanntlich an jeden Strohhalm.«
    Sydow wählte die Nummer der Auskunft und erkundigte sich nach dem Fotografo Gamber in Venedig.
    Die Antwort kam prompt, und sie war ernüchternd: Ein Teilnehmer dieses Namens war in Venedig nicht verzeichnet.
    »War ein Versuch«, meinte Andreas von Sydow und gab Brodka das Bild zurück.

K APITEL 16
    Am Abend des folgenden Tages meldete sich Kardinalstaatssekretär Smolenski telefonisch bei Alberto Fasolino.
    »Asmodeus an Moloch.«
    »Moloch hört, Eminenza!«
    »Lassen Sie die Eminenza weg, verdammt noch mal!«
    »Entschuldigung.«
    Mit schneidender Stimme und der ihm eigenen abgehackten Redeweise polterte der Kardinal: »Ich hoffe, Sie haben nicht wieder ein Tonband eingeschaltet, Moloch.«
    »Nein. Ich schwöre es bei allen Heiligen, Asmodeus!«
    »Die Heiligen können Sie auch vergessen. Läuft ein Band mit?«
    »Nein. Ich schwöre es bei … ich schwöre es.«
    »Gut. Hören Sie zu. Dieser Brodka gibt nicht auf. Im Gegenteil, unser Kreis läuft Gefahr, von ihm enttarnt zu werden. Brodka hat sogar den gottverdammten Mönch vom Campo Santo

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