Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
ausfindig gemacht, und der scheint nichts Besseres zu tun gehabt zu haben, als dem Kerl zu erzählen, was dort vorgegangen ist.«
    »Sie meinen, Brodka war in San Zaccaria ? Wie ist das möglich? Wie hat er den Mönch gefunden?«
    »Das ist mir auch ein Rätsel. Auf jeden Fall ist er in Begleitung eines Mannes in San Zaccaria erschienen. Ich vermute, es war dieser ›Messaggero‹-Reporter Sydow, mit dem Brodka seit langem zusammensteckt. Die beiden haben mit dem Mönch geredet. Daß es dabei nicht um die Heilslehre ging, können Sie sich vorstellen.«
    »Brodka ist also wieder in Italien?«
    »Was haben Sie gedacht, Moloch?«
    »In Deutschland.«
    »Sie sind ein Dummkopf, Moloch. Ich glaube, Brodka hat Italien überhaupt nicht verlassen. Er hat Sie hinters Licht geführt. Jedenfalls lebt er mit seiner Geliebten in einem Haus am Nemisee.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von der Polizei.«
    »Von der Polizei?«
    »Brodka hat im Polizeipräsidium die Aussage gemacht, er habe zusammen mit diesem ›Messaggero‹-Reporter beobachtet, wie Titus Meinardi das Falschgeld übergeben hat.«
    »Du lieber Gott!«
    »Der hat's mir nicht verraten. Aber Polizeipräsident Colluci.«
    »Eine Katastrophe!«
    »Es wäre eine Katastrophe; aber wie Sie wissen, wird Colluci von uns bezahlt. Er hat mir versichert, die Angelegenheit zu verschleppen. Man wird Sie allerdings in den nächsten Tagen befragen. Bis dahin muß Titus verschwunden sein. Verstehen Sie? Setzen Sie ihn in ein Flugzeug nach Indien oder Australien. Ich will den Kerl nie mehr sehen. Und Sie wissen von nichts.«
    »Verstanden, Asmodeus.«
    »Und noch etwas.«
    »Ja?«
    »Besorgen Sie einen Killer.«
    »Eminenza!«
    »Der Preis spielt keine Rolle. Ich will saubere Arbeit. Keine Spuren! Sie verstehen.«
    »Gewiß, Asmodeus. Und die Zielperson?«
    »Alexander Brodka.«
    »Asmodeus!«
    »Lassen Sie das, Moloch!«
    »Aber sagten Sie nicht, Brodka dürfe nicht sterben?«
    »Das war vor vier Monaten. Ich dachte, wir könnten ihn mit anderen Mitteln zur Räson bringen. Das hat sich als Irrtum erwiesen. Inzwischen sind wir in die Defensive gedrängt. Bis zur Operation ›Urbi et Orbi‹ sind es nicht einmal mehr zwei Wochen. Bis dahin muß Brodka außer Gefecht sein. Ich will nicht, daß im letzten Augenblick etwas schiefgeht.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, Asmodeus, soll alles ganz schnell gehen.«
    »Exakt. Je schneller desto besser.«
    »Das ist nicht ganz einfach. Wirklich gute Leute, die so etwas erledigen, sind nicht nur teuer, sie gehen langsam und mit Bedacht vor, um jedes Risiko zu vermeiden. Mit einem preisgünstigen Mafioso, der nachher erwischt wird und seine Auftraggeber ausplaudert, um seinen Kopf zu retten, ist uns nicht gedient.«
    »Natürlich nicht. Deshalb habe ich auf Sie gesetzt, Moloch. Sie schaffen das. Und wie gesagt – Geld spielt dabei die geringste Rolle. Laudetur.«
    »Laudetur«, erwiderte Alberto Fasolino devot. Aber da hatte Kardinalstaatssekretär Smolenski bereits aufgelegt.
    Über dem Nemisee lag bereits die Dunkelheit, und vom Wasser wehte eine kühle Brise die weiten Hänge hinauf Brodka hatte es sich auf der Terrasse des Hauses bequem gemacht, vor sich ein flackerndes Windlicht und ein Glas Rotwein. Er dachte nach.
    Er wurde nicht mit dem Gedanken fertig, daß Juliette ihn immer noch mit diesem Latin Lover betrog. Er selbst hatte Juliette seit seiner Beinahe-Affäre mit Nora in Wien die Treue gehalten. Er verspürte ohnmächtige Wut und den Wunsch, es ihr heimzuzahlen.
    Die einzige Genugtuung war seine Reaktion bei ihrer Begegnung in München, seine nach außen zur Schau getragene Gleichgültigkeit. In Wahrheit hätte er den jungen Schnösel am liebsten zusammengeschlagen.
    Wie sollst du Juliette begegnen, falls sie wider Erwarten hierher zurückkehrt, fragte er sich. Ob sie es überhaupt wagte? Oder wenn sie ihn anrief?
    Brodka schreckte hoch, als das Telefon schrillte, ein alter Apparat von beinahe historischem Wert. Er dachte, es wäre Juliette, die ihn um Verzeihung bitten wollte; deshalb zögerte er, den Hörer abzunehmen. Ihm war nicht nach langen Diskussionen oder Versöhnung zumute. Schon gar nicht am Telefon.
    Der Apparat verstummte. Brodka atmete auf. Als es ein paar Sekunden später jedoch erneut zu läuten begann, hob er ab und meldete sich in ruppigem Tonfall.
    »Brodka!«
    »Ist was?« fragte Sydow.
    »Ach, Sie sind es«, sagte Brodka verlegen.
    »Sie haben offenbar jemand anderen erwartet. Entschuldigen Sie, aber ich wollte

Weitere Kostenlose Bücher