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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Ihnen nur mitteilen, daß Dottore Leoncino den armen Meinardi aus dem Gefängnis geholt hat. Er ist frei.«
    Brodka hatte nicht damit gerechnet, daß der Avocato so schnell erfolgreich sein würde. »Freut mich zu hören«, sagte er aufrichtig. »Bleibt zu hoffen, daß wir richtig gehandelt haben. Wer einen Leonardo in die Luft sprengt, schreckt auch nicht davor zurück, einen alten Museumswächter umzulegen. Vor allem wenn es darum geht, die eigenen Schweinereien zu vertuschen.«
    »Ja. Aber das wußten wir ja schon vorher«, antwortete Sydow. »Nun, der eigentliche Grund meines Anrufs … Was halten Sie davon, wenn wir morgen nach Venedig fliegen? Wegen des Fotos.«
    Brodka überlegte. Er war skeptisch, daß dahingehende Nachforschungen von Nutzen sein könnten, erwiderte schließlich aber: »Gut, wenn Sie sich etwas davon versprechen.«
    »Es ist die einzige Spur, die Sie haben. Außerdem sind wir gegen Abend zurück.«
    Schließlich sagte Brodka zu.
    Er hatte gerade aufgelegt, da vernahm er, wie vor dem Hauseingang eine Wagentür zugeschlagen wurde. Er steckte den Kopf zur Tür hinaus und erkannte im Schein einer Gartenlaterne die Comtessa Maffei. In ihrer Begleitung befand sich ein Hund, ein ziemlich großes Tier.
    »Habe ich Sie in Ihrer Nachtruhe gestört? Dann tut es mir leid«, rief sie von weitem. Sie war mit Taschen und Einkaufstüten behängt. Brodka ging ihr entgegen, um ihr einige Gepäckstücke abzunehmen. Der Hund knurrte, gab sich aber gleich wieder friedlich.
    »Sie haben mich ganz und gar nicht gestört«, erwiderte Brodka freundlich. »Ich bin allein, und da nimmt man jedes unerwartete Geräusch wahr.«
    Die Comtessa bedankte sich für Brodkas Hilfsbereitschaft. Während sie ins Haus gingen, erklärte sie: »Wissen Sie, ich kann Rom nicht länger als fünf Tage ertragen. Dann muß ich raus aus der Stadt und wieder einmal richtig durchatmen. Wo ist Ihre Frau, Signore Brodka?«
    »Sie ist nach Deutschland gefahren, um ein paar geschäftliche Dinge zu erledigen«, antwortete er mit gespielter Gelassenheit. »Es steht noch nicht fest, wann sie zurückkommt.«
    Während Brodka der Comtessa mit den Einkaufstüten über die Treppe nach oben folgte, wobei sein Blick unwillkürlich dem Schwung ihrer langen Beine folgte, die von einer weißen Leinenhose verhüllt wurden, sagte diese: »Es stört Sie doch nicht, wenn ich ein paar Tage bleibe? Und Lohengrin, mein Hund, ist gut erzogen.«
    »Ich bitte Sie, Comtessa«, erwiderte Brodka. »Das Haus ist groß genug. Wie kommt Ihr Hund zu dem seltsamen Namen?«
    »Der Hund ist das einzige, was mein Exmann zurückgelassen hat. Er war der Ansicht, ein deutscher Schäferhund müsse Lohengrin heißen.«
    »Wo ist er geblieben?« fragte Brodka, als sie in die Mansardenwohnung der Comtessa gelangt waren. »Der Hund, meine ich.«
    »Um den brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Er betritt das Haus nur, wenn er gerufen wird. Lohengrin hat eine Hütte im Garten. Haben Sie sie noch nicht gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Brodka und reichte der Comtessa die Einkaufstüten. »Tja, dann wünsche ich Ihnen eine angenehme Nachtruhe.«
    Comtessa Maffei bedankte sich. Brodka ging nach unten und setzte sich wieder auf die Terrasse.
    Über dem See braute sich ein Gewitter zusammen. Im Nu kam heftiger Wind auf. Brodka räumte den Tisch ab und verschloß die Terrassentüren. Dann ging er ins Schlafzimmer im ersten Stock und blickte durchs Fenster nach draußen.
    Der Sturm zerrte an den Weinstöcken, und die Blätter rauschten wie die Gischt des Meeres. In unregelmäßigen Abständen zuckten Blitze und tauchten die wogenden Hänge für Sekundenbruchteile in weißes, gleißendes Licht. Von der gegenüberliegenden Kraterseite hallte das Krachen des Donners zurück. Der See, für gewöhnlich glatt wie ein Spiegel, zeigte sich pechschwarz und bedrohlich wie ein Höllenschlund.
    Fasziniert verfolgte Brodka das Naturschauspiel. Er liebte Gewitter seit seiner Kindheit und hatte nie Furcht vor Blitz und Donner gehabt. Gewitter waren für ihn eine gigantische Inszenierung.
    Schließlich wandte er sich vom Fenster ab und tastete sich im Halbdunkel zu der kleinen Lampe, die auf dem Nachttisch stand. Aber als er sie anknipste, geschah nichts.
    Mit ausgestreckten Armen ging Brodka wie ein Schlafwandler zum Kippschalter neben der Tür, wobei er das flackernde Licht der Blitze nutzte, die das Zimmer immer wieder für Sekundenbruchteile erhellten. Aber auch dieser Schalter war tot. Kein Strom.
    Brodka

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