Purpurschatten
wandte sich um, als er an der Zimmertür ein Klopfen vernahm. Zuerst glaubte er, sich getäuscht zu haben, doch als das Klopfen heftiger wurde, fragte er in die Dunkelheit: »Ist da jemand?«
»Signore! Ich bin es! Mirandolina!« Die sonst so rauchige Stimme der Comtessa klang furchtsam.
Brodka tastete sich zur Tür zurück und öffnete.
»Ich habe Angst«, hörte er die Comtessa sagen. Es klang so rührend, daß Brodka schmunzelte.
»Aber Comtessa«, sagte er. »Ein Gewitter ist doch kein Grund, sich zu fürchten …«
Noch während er sprach, zuckte ein Blitz über das Haus hinweg, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner, daß der Boden erzitterte. Mirandolina warf sich Brodka in die Arme. Verdutzt bemerkte er, daß die Comtessa nackt war. Brodka spürte ihre Brüste, ihren Leib, ihre Schenkel – ein erregendes Gefühl.
Minutenlang standen sie so in dem dunklen Zimmer. Jedesmal, wenn Blitze ihr grelles Feuer entfachten, zuckte Mirandolina zusammen, als hätte ein Peitschenhieb sie getroffen.
»Bitte, nehmen Sie es mir nicht übel«, flüsterte sie, nachdem das Gewitter sich ein wenig beruhigt hatte. »Ich habe schon seit Kindertagen panische Angst vor Gewittern. Sie sind mir doch nicht böse?«
O nein, wollte Brodka sagen, ich habe schon unangenehmere Situationen erlebt als diese. Meinetwegen könnte das Gewitter noch ein bißchen länger dauern. Doch er antwortete höflich: »Wenn ich Ihnen ein wenig von der Furcht nehmen konnte, Comtessa …«
»Mirandolina«, sagte die Comtessa.
Das Donnergrollen hatte sich bereits in Richtung der Stadt verzogen, als plötzlich das elektrische Licht aufflammte.
Mirandolina wollte oder schien es nicht zu bemerken. Sie hielt die Augen geschlossen und hing noch immer wie eine Klette an Brodka.
Unerwartet eröffnete sich ihm die Möglichkeit, die schlanke, hochgewachsene Frau von hinten in dem großen Spiegel zu betrachten, der über der alten Kommode hing. Bewundernd betrachtete Brodka ihren wachsweißen Körper, genoß wie ein Voyeur den Anblick.
Um so mehr erschrak er, als Mirandolina plötzlich fragte, ohne die Augen zu öffnen: »Gefalle ich Ihnen, Signore?«
Sie spürte, wie Brodka zusammenzuckte. Er fühlte sich ertappt und stammelte: »Entschuldigen Sie, Comtessa.«
Mirandolina schlug die Augen auf. Sie hielt noch immer Brodkas Hals umschlungen, und mit einem Augenzwinkern sagte sie: »Ich muß mich entschuldigen, Signore, daß ich Sie in diese Situation gebracht habe. Aber schon beim ersten Donnergrollen reagiere ich kopflos.«
Brodka lachte. »Was hätten Sie getan, wäre ich nicht dagewesen?«
»Dann wäre ich vor Angst gestorben«, antwortete die Comtessa und drängte sich wild an ihn.
Brodka räusperte sich. »Das wäre ein großer Verlust für die Männerwelt«, sagte er. Nach einer Pause meinte er fragend: »Das Gewitter zieht ab. Haben Sie eine Vorstellung, wie wir dieser Situation ein Ende machen können?«
»Ist Ihnen mein Verhalten unangenehm?«
»Das nicht, aber … in der Aufregung ist Ihnen offenbar entgangen, daß Sie nichts anhaben.«
»Ich weiß. Schließen Sie die Augen, und drehen Sie sich um.«
»Was soll das?« fragte Brodka. »Sie haben doch nichts dabei.«
»Bitte«, sagte Mirandolina.
Brodka kam der Aufforderung nach. Als er die Zeitspanne für ausreichend erachtete, wandte er sich wieder um und sah Mirandolina auf dem Bett sitzen. Den Oberkörper nach hinten gelehnt, stützte sie sich mit den Armen ab. Sie hatte ein verführerisches Lächeln aufgesetzt.
Sie winkte ihn zu sich heran. Dann zog sie ihn sanft auf die Knie, öffnete ihre Schenkel, legte die Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich heran. »Weißt du jetzt, was das soll?«
Seit ihrer Scheidung hatte Mirandolina mit keinem Mann mehr geschlafen und es nicht einmal vermißt; nun aber verspürte sie ein überwältigendes Verlangen.
Sie fuhr Brodka, der immer noch vor ihr kniete, mit gespreizten Fingern durchs Haar, und dabei schien es ihm, als streife sie die Gedanken an Juliette aus seinem Gedächtnis. Brodka küßte sie auf den Mund, auf den Hals, liebkoste ihre Brüste mit der Zunge. Sie atmete heftig und genoß seine Zärtlichkeiten.
Brodka spürte ihr Verlangen, und es entfachte seine Leidenschaft. Kraftvoll faßte er ihre Handgelenke, führte sie über ihren Kopf und drückte sie aufs Bett. Zuerst nahm er sie zärtlich, doch Mirandolinas wilde, hemmungslose Bewegungen erregten ihn, forderten ihn heraus, und er liebte sie wild und mit solcher
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