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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Brodka schon gehört. Smolenski war ein ultrakonservativer Kurienkardinal. Brodka schüttelte den Kopf. Was, um in aller Welt, hatte seine Mutter mit einem Kardinal der Kurie zu schaffen? Und wieso bezeichnete sie ihn als Teufel? Allein die Vorstellung, daß seine Mutter von diesem Mann schrieb, als hätte sie ihn gekannt, erschien ihm absurd.
    Er faltete auch diesen Brief zusammen und steckte ihn zu den anderen in die Tasche.
    Wieder mal eine Sackgasse, dachte er und seufzte leise, als er sich für den Landeanflug anschnallte.
    Bei seiner Rückkehr fand Brodka Juliette im Treppenhaus vor seiner Wohnung. Sie saß auf der obersten Stufe und schien völlig aufgelöst. Als sie Brodka erblickte, sprang sie auf und warf sich ihm an den Hals.
    »Mein Mann weiß alles«, schluchzte sie. »Ich hab' keine Ahnung, wie er's herausgefunden hat, aber er weiß alles über uns. Er wird uns beide umbringen. Ich habe furchtbare Angst!« Sie vergrub das Gesicht an Brodkas Hals.
    »Na, na, so schlimm wird's schon nicht kommen«, sagte Brodka beruhigend, drückte sie an sich und strich ihr zärtlich über den Rücken. »Wenigstens hat das ewige Versteckspiel jetzt ein Ende.« Behutsam löste er sich aus Juliettes Umarmung und schloß die Wohnungstür auf. »Komm erst mal rein und erzähl mir, wie er dahintergekommen ist«, sagte er und sah erst jetzt, daß Juliette einen Koffer bei sich hatte.
    »Kann ich bei dir bleiben?« fragte sie leise. »Ich will nicht mehr zu meinem Mann zurück.«
    »Aber sicher«, erwiderte Brodka nach kurzem Zögern. Er nahm den Koffer und schob Juliette behutsam in die Wohnung.
    »Also«, fragte er, als sie beide auf der Couch Platz genommen hatten. »Wie hat er's herausgekriegt?«
    Juliette hatte sich ein wenig beruhigt. Sie hielt die Hände vor dem Kinn gefaltet und starrte vor sich hin. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß, es nicht. Ich habe mir schon den Kopf zermartert, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Brodka legte eine Hand auf ihren Schenkel und bemerkte nachdenklich: »Ich hatte schon damals, bei der ersten Begegnung mit deinem Mann, den Verdacht, daß er nur den Ahnungslosen spielt. Ich halte ihn für einen grandiosen Schauspieler.«
    »Er weiß einfach alles«, erwiderte Juliette. »Sogar von unseren Heiratsplänen. Wenn ich nur wüßte, wie er dahintergekommen ist.«
    »Vielleicht waren wir zu sorglos. Und wahrscheinlich haben wir deinen Mann unterschätzt. Ich nehme an, er hat uns beobachten lassen.«
    Juliette schaute ihn an. »Aber wie hätte er dann von unseren Heiratsplänen erfahren können? Er wußte sogar, daß zuerst ich mich gesträubt habe und dann du. Und daß ich mit dem Gedanken spiele, die Galerie aufzugeben. Das kann doch kein Privatschnüffler herausfinden.«
    »Stimmt. Dein Mann ist Hellseher, kein Chirurg«, bemerkte Brodka trocken.
    »Jedenfalls sieht es so aus.« Juliette trat ans Fenster und blickte gedankenverloren auf die Straße, wo der abendliche Verkehr aus der Innenstadt strömte.
    Brodka machten weniger die Umstände Sorge, wie der Professor von ihrem Verhältnis erfahren hatte, als die Tatsache an sich. Collin wußte jetzt Bescheid, und damit nahm sein und Juliettes Leben eine neue Wendung.
    »Hat er dich geschlagen, oder ist er irgendwie ausfallend geworden?« fragte Brodka.
    Juliette, die immer noch am Fenster stand, schüttelte den Kopf. Ohne sich umzudrehen, sprach sie gegen die Fensterscheibe: »Das nicht, aber du weißt ja, wie er ist, wenn er ausfällig wird. Er hat gedroht, mich und dich umzubringen.«
    »Betrunkene reden viel dummes Zeug …«
    »Er war nicht betrunken.« Juliette drehte sich um und trat vor Brodka hin. »Als er mir drohte, war er so nüchtern wie damals, als er mit dir geredet hat. Wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, ist er immer bei klarem Verstand, und …«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach sie.
    Brodka hob den Hörer ab. Er warf Juliette einen Blick zu und formte mit dem Mund den Namen Collin.
    Brodka lauschte ein paar Augenblicke lang in den Hörer, dann entgegnete er mit fester Stimme: »Ja, natürlich ist es eine peinliche Situation, in der wir uns befinden, aber ich war leider nicht imstande, Ihnen von dem Verhältnis mit Juliette zu erzählen, in einem Gespräch von Mann zu Mann. Tut mir leid. Aber nun kennen Sie die Tatsachen. Was erwarten Sie jetzt von mir? Soll ich mich entschuldigen? Das würde nichts ändern. Im übrigen kann ich mich schlecht für meine Gefühle rechtfertigen. Ich liebe Ihre

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