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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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erschien, sich auswies und erklärte, es liege eine Anzeige vor, sie handle mit Fälschungen. Sämtliche ausgestellten Kunstwerke seien bis zur Klärung des Sachverhalts beschlagnahmt. Dann forderte er Juliette auf, ihn zur Vernehmung zu begleiten.
    Juliette war so schockiert, daß sie es nicht einmal wagte, ihren Anwalt anzurufen, Dr. Ellermann. Der Anwalt war ein Studienfreund ihres Mannes, und Juliette wußte nicht, ob sie ihm in der gegenwärtigen Situation trauen konnte.
    Das Verhör verlief aus ihrer Sicht äußerst fragwürdig, weil der ermittelnde Staatsanwalt und die beiden Kriminalbeamten wenig von Kunst und schon gar nichts von expressionistischer Graphik verstanden, obwohl sie Kunstfahnder waren. Immerhin erfuhr Juliette, daß es sich bei dem angeblich gefälschten Bild um einen Holzschnitt von de Chirico handelte, den sie zusammen mit drei Jawlensky-Aquarellen vor drei Monaten von einem römischen Sammler erworben hatte, der über jeden Zweifel erhaben war. Der Käufer, ein Fabrikant aus Westdeutschland, hatte den Holzschnitt begutachten lassen und anstandslos den geforderten Preis von 60.000 Mark gezahlt.
    Nun behauptete der Kunstsammler, Juliette habe den de Chirico nach der Begutachtung gegen eine Kopie ausgetauscht, eine sehr gute Kopie zwar, aber eben eine Fälschung.
    Außerdem, so der ermittelnde Staatsanwalt, sei eine Anzeige eines namhaften Kunstsachverständigen bei ihm eingegangen, in dem behauptet wurde, mindestens sieben von den in Juliettes Galerie angebotenen Grafiken, die er in seinem Schreiben genau benannt habe, seien Falsifikate. Deshalb werde er die Galerie bis zum Eintreffen der angeforderten Experten des Dörner-Instituts und der Staatlichen Graphischen Sammlungen schließen und versiegeln.
    Juliette verstand die Welt nicht mehr. Obwohl sie ihr Studium nie abgeschlossen hatte, war sie als Expertin für expressionistische Grafik durchaus anerkannt. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß man ihr Fälschungen untergejubelt hatte, zumal sie ausschließlich mit renommierten Sammlern und Auktionshäusern geschäftliche Verbindungen pflegte.
    Hatte ihr Mann die Hand im Spiel? Wollte Hinrich sich an ihr rächen? Juliettes Erfolg war dem Professor ein Dorn im Auge. Die Unabhängigkeit, die sie sich mit ihrer Galerie erworben hatte, störte ihn seit langem. Er wußte, daß Juliette in ihrem Beruf genug Geld verdiente, um ihn bedenkenlos verlassen zu können. Und nun, da er von ihrem Verhältnis zu Brodka wußte, hatte er Anlaß genug, sie auf diese Weise zu demütigen.
    Langsam, ganz allmählich erwachte Brodka aus seinem künstlichen Tiefschlaf. Er starrte minutenlang zur Decke, an der er nichts als einen verschwommenen hellen Fleck erkannte, der sich als Milchglaslampe erwies; ansonsten sah er nur eine große weiße Fläche.
    Es dauerte Minuten der Angst, bis Brodka die Erinnerung zurückfand und sein Gehirn ihm mitteilte, daß er in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden war. Was dazu geführt hatte, schien in weiter Ferne zu liegen, und Brodka erinnerte sich nur noch so vage daran, daß er nicht hätte sagen können, ob die Geschehnisse Realität waren oder ob er sich das alles nur einbildete.
    Er setzte sich auf. Er hatte geschwitzt; Laken und Kissen klebten an seinem Körper. Als er an sich hinunterschaute, sah er, daß er einen abstoßenden weißen Kittel trug, eine Art Umhang aus gestärktem Stoff, der im Nacken zusammengeschnürt war.
    Das Zimmer war schmal; das Mobiliar bestand lediglich aus einem weißen Schrank. Es gab nur ein hohes, seltsam anmutendes Fenster. Nachdem Brodka es lange betrachtet hatte, erkannte er, weshalb es so eigenartig aussah: Der Rahmen besaß keine Klinke, nur ein viereckiges Loch für einen Spezialschlüssel.
    Immerhin ließ es einen schmalen Sonnenstrahl in den Raum. Wie in allen Zimmern in sämtlichen Kliniken roch es nach Bohnerwachs, und allein der Geruch ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Behutsam tastete er seinen Körper ab – Bauch, Arme, Hals und Gesicht –, um festzustellen, ob er verletzt war oder an irgendwelchen Schläuchen oder Kabeln hing, die mit medizinischen Überwachungsmonitoren oder Infusionsflaschen verbunden waren.
    Erleichtert stellte Brodka fest, daß er unverletzt und an keinerlei Geräte angeschlossen war, und er versuchte sich einzureden, daß alles so schlimm nicht sein könne. Du mußt Ruhe bewahren, sagte er sich. Daß du kein Irrer bist, wissen sie längst.
    Aber war er tatsächlich noch geistig

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