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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Fälschungen geliefert wurden.«
    Juliette hob die Schultern. Ratlos blickte sie auf die gegenüberliegende Wand, an der sich Gemälde an Gemälde reihte. Wenn ich davon ausgehe, überlegte sie, daß alle diese Bilder echt sind, würden mir dann ein paar Fälschungen auffallen?
    »Für Gioletti Fratelli lege ich jedenfalls meine Hand ins Feuer«, erklärte Fasolino. »Diese Leute haben schon viele Transporte für mich ausgeführt, und stets zu meiner größten Zufriedenheit. Ein absolut zuverlässiges und seriöses Unternehmen. Sie können sich gerne selbst davon überzeugen.«
    Fasolino ging zu einem klotzigen Schreibsekretär, der auf schwarzen Löwenpranken stand, öffnete eine Lade und zog einen Stadtplan hervor. Er reichte ihn Juliette mit den Worten: »Das Büro liegt in der Via Marsala, nicht weit von Stazione Termini. Nehmen Sie sich ein Taxi, vorne an der Ecke zum Corso.«
    Nachdem Fasolinos Frau zum zweitenmal den Kopf durch die Tür gesteckt und Juliette erneut gemustert hatte, zog diese es vor sich zu verabschieden, auch wenn sie kaum einen Schritt weitergekommen war.
    »Wenn ich Ihnen helfen kann, Signora«, meinte der Hausherr freundlich, »lassen Sie es mich wissen.«
    Und Juliette erwiderte: »Sie finden mich im Hotel Excelsior.«
    Gioletti Fratelli war ein Unternehmen, das sich auf den Transport von Kunstwerken spezialisiert hatte. Entsprechend vornehm und gediegen präsentierte sich die Zentrale an der Via Marsala. Sie lag im ersten Stock eines Gebäudekomplexes aus den fünfziger Jahren, der noch deutliche Anklänge an die Architektur des Duce zeigte.
    Um in den ersten Stock zu gelangen, mußte Juliette eine Marmortreppe hinaufsteigen. Sie betrat einen Vorraum, in dem ein halbes Dutzend schwarzer Ledersessel in einer Reihe stand. An den Wänden hingen überdimensionale Fotografien von den spektakulärsten Kunsttransporten der Firma.
    Eine Glastür führte zum Empfang, wo eine freundliche Dame sich nach den Wünschen der Besucherin erkundigte.
    Nachdem Juliette erklärt hatte, worum es ging, erschien ein korrekt gekleideter Mann mittleren Alters und bat sie, ihm in sein Büro zu folgen.
    Er fragte Juliette nach Namen, Adresse, Absender, Empfänger und Datum des Auftrags und tippte ihre Angaben in einen Computer ein. Nach wenigen Sekunden erschien auf dem Bildschirm der gesamte Vorgang, und der Angestellte fragte: »Was möchten Sie wissen, Signora?«
    »Alles«, erwiderte Juliette. »Ich möchte den Weg der Bilder vom Haus Signore Fasolinos bis in meine Galerie verfolgen. Ist das möglich?«
    »Selbstverständlich«, bemerkte der Angestellte schmunzelnd. Er tippte auf der Tastatur und wies dann auf den Bildschirm. »Sehen Sie, Signora, die Bilder wurden am ersten Dezember in der Via Banco Santo Spirito abgeholt und mit Wagen siebzehn nach Bologna in unser Zentrallager transportiert. Die Fahrer hießen Cipro und Mattei. In Bologna wurden die Bilder von einem Kleinlaster übernommen und auf direktem Weg nach München gebracht. Für diesen Transport zeichneten unsere Fahrer Morgagni und Lancisi verantwortlich. Der Auftrag wurde am zweiten Dezember um zehn Uhr dreißig abgeschlossen und der Empfang der Bilder von Ihnen, Signora, mit Ihrer Unterschrift bestätigt.«
    »Und Sie halten es für unmöglich, daß die Bilder beim Transport ausgetauscht wurden?«
    Der Angestellte zog die Augenbrauen hoch. »Signora, die Gemälde befanden sich in einem versiegelten Container aus Aluminium. Das Siegel wurde im Hause von Signore Fasolino angebracht und unter Ihrer Aufsicht gelöst. Sehen Sie, hier.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Siegel angebracht – erster Dezember, acht Uhr zwanzig, bestätigt von Anastasia Fasolino. Siegel erbrochen – zweiter Dezember, zehn Uhr dreißig, bestätigt von Juliette Collin.«
    Wie Fasolino vorhergesagt hatte, machte die Kunstspedition einen sehr soliden und seriösen Eindruck auf Juliette; sie konnte sich nicht vorstellen, daß während des Transports irgend etwas Unkorrektes geschehen war. Sie war jedoch verwundert, daß nicht Alberto Fasolino selbst, sondern seine Frau Anastasia die Verpackung der Bilder überwacht und bestätigt hatte.
    Von Fasolino wußte Juliette, daß seine Frau so gut wie nichts von Kunst verstand, ja daß sie der Sammelleidenschaft ihres Mannes mit Abneigung und Widerwillen begegnete.
    Der Gedanke ließ Juliette keine Ruhe. Sie beschloß, Fasolino noch einmal aufzusuchen und ihn um Aufklärung zu bitten, weshalb er das Verpacken und Versiegeln der

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