Purzelbaum
Schaufenstern von Sportausstattern hängen. » Habt ihr diese weiße Jacke mit Goldapplikationen und Pelzkragen gesehen. Glaubt ihr, dass auch jemand der nicht aus Russland kommt so etwas kauft?« »Schau mal auf den Preis. Eintausend. Dreihundert. Neunundneunzig. Euro!« Carmen betont jedes Wort. »Ich glaube nicht, dass sich das sonst irgendwer leisten kann.« Caro kann es kaum glauben. »Dazu musst du dann auch noch die Hose rechnen. Mit der kommst du auf fast zweitausend Euro. Nicht schlecht. Dafür muss ich einen Monat arbeiten gehen.« »Lieber günstiger, dafür aber mit Stil.«, bringt es Lisa auf den Punkt, die bereits etwas weiter vorne die Speisekarte eines Restaurants studiert. »Ich hab Hunger Mädels, sollen wir hier reingehen? Die Karte sieht vielversprechend aus.« Wenn Lisa hungrig ist, dann ist keine von uns mutig genug zu widersprechen.
Wir betreten das Lokal, das früher mal ein Kuhstall gewesen sein dürfte, und sind einigermaßen erstaunt. Der Laden ist brechend voll, an der Bar stehen die Leute schon in Zweierreihen und gleich neben dem Eingang ist ein kleines Pult an dem man sich seinen reservierten Tisch zuweisen lassen kann. Der Chef persönlich empfängt uns dort, um uns zu sagen, dass es heute keine Chance auf einen Tisch gäbe. Es würden schon unzählige Leute an der Bar warten. In diesem Moment kommt ein gutaussehender Mann mittleren Alters, aus der, durch einen schmalen Durchgang abgetrennten Gaststube und wechselt mit dem Restaurantchef ein paar Worte.
»Kommt’s mit mir rein, wenn’s Lust habt’s!« Obwohl wir noch etwas erstaunt sind, nehmen wir die Einladung gerne an, und folgen ihm zu einem großen Tisch, an dem drei weitere Männer sitzen. Allesamt machen einen recht gepflegten Eindruck und tragen Designeranzüge. Zumindest lassen die Logos darauf schließen. Möglicherweise heißen sie Hugo, Joop und Versace. Aber so viel Glück können nicht mal wir haben.
Wir verteilen uns zwischen den Männern, die aufgestanden sind um sich vorzustellen. Sie sind Vertreter eines Skiherstellers die am kommenden Wochenende eine Promo Veranstaltung organisieren, und den heutigen Abend in netter Gesellschaft genießen möchten. Lisa hat wieder ein goldenes Händchen bei der Auswahl des Lokales besessen. Außerdem war es hilfreich, dass sie etwas unbeholfen vor dem Eingang zur Gaststube stand und ihr Ich-will-aber-da-rein-Gesicht aufsetzte.
René, der nette Kerl der uns zu seinem Tisch bat, sorgt dafür, dass wir, zumindest in Bezug auf die Bestellung, alle Hemmungen verlieren. »Mädels, ihr seid heute Abend unsere Gäste. Sucht‘s euch aus was wollt‘s.« Carmen tätschelt ihm lächelnd den Unterarm. »Das ist ein Risiko, du hast ja keine Ahnung was Lisa verdrücken kann.« Lisa schaut beleidigt und schiebt ihre Unterlippe dabei ein wenig vor, woraufhin unsere Gastgeber in Gelächter ausbrechen. »Das wird unser Chef schon verkraften. Wir machen einfach ein Geschäftsessen draus.«
Wenig später stehen unsere Getränke am Tisch und der Kellner serviert die Suppe. Ich habe mich für eine Tomaten-Ingwer-Suppe entschieden, die in einer großen Kaffeetasse serviert wird. Die leichte Schärfe der Suppe ist perfekt.
Während wir die Suppe verzehren, erzählt Florian, der dem Aussehen nach der Jüngste der Gruppe sein dürfte, von ihren Dienstreisen in die schönsten Skigebiete. »Vor einer Woche waren wir in St. Moritz. Dort haben sie Pisten, die sich über den gesamten Berg zu erstrecken scheinen und sehr gute Liftanlagen. Aber wenn ich wählen müsste ob ich meinen Urlaub in Flachau oder St. Moritz verbringen will, dann würde ich sicher hier her kommen.«
»Ist es dort nicht unglaublich teuer?« Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mir jemals einen Skiurlaub in diesem Schweizer Nobel-Skiort leisten könnte. »Naja. Natürlich ist es teurer als hier. Wahrscheinlich auch teurer als in den meisten Schweizer Skiorten. Vor allem auf der Piste und beim Aprés Ski musst du dir als normaler Mensch schon fast einen Kredit aufnehmen.« Ben, großgewachsen und schlaksig, zieht die linke Augenbraue hoch, als er das sagt. »Ich meinte eigentlich, dass ich wegen der Freundlichkeit der Menschen lieber hierher kommen würde. Überall wo ich hinkomme, geben mir die Menschen das Gefühl, dass wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, und sie sich echt freuen würden mich zu sehen.«
Nachdem wir über die Gastlichkeit geschwärmt, und eine weitere Flasche Chardonnay geordert haben, wird der Hauptgang
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