Pusteblume
JaneAnn zu einem Straßenverkäufer und kaufte zwei TShirts mit der Aufschrift »Meine Mutter war in London und hat mir nur dieses dumme T-Shirt mitgebracht«, drei mit der Aufschrift »Meine Schwiegermutter war in London und hat mir nur dieses dumme T-Shirt mitgebracht«, und sieben mit der Aufschrift »Meine Nachbarin war in London und hat mir nur dieses dumme T-Shirt mitgebracht«. Dann handelte sie so lange mit dem Verkäufer, bis er ihr die zwölf Hemden, die sieben Pfund fünfzig das Stück kosten sollten, für sechzig Pfund alle zusammen verkaufte. Während der Verkäufer verwirrt zurückblieb und nicht genau wußte, ob er ein Verlustgeschäft gemacht hatte, stiegen die drei in ein Taxi und fuhren zu Sandros und Fintans Wohnung.
Dort wurden sie von einem fremden Wesen begrüßt, das Fintans Gesicht hatte und dazu hüftlange blonde Haare.
Am Sonntagnachmittag fuhren sie nach Heathrow und brachten JaneAnn und Timothy zum Flughafen. JaneAnn war nur deshalb bereit, Fintan zurückzulassen, weil seine medizinische Versorgung von höchster Qualität war.
Es hatte Zeiten gegeben, da hatte sie für Medikamente kein gutes Wort übrig und vertraute allein auf die Macht des Gebets, besonders wenn der Kranke nicht in ihrer Familie war. Zahllose Male hatte sie auf der Main Street von Knockavoy gestanden und scheinheilig gesagt: »Die Ärzte können auch nicht alles, die wahre heilende Kraft liegt in der Macht der Gebete. Die kann Wunder bewirken.«
Es war ein bißchen wie die Sache mit dem Gürtel und den Hosenträgern. Sie wollte Sandro bitten, mit Fintan nach Lourdes zu fahren (oder nach Knock, wenn das Geld für Frankreich nicht reichte), aber sie wollte sich auch vergewissern, daß Fintan jedes Medikament bekam. Bei Katherine bedankte sie sich überschwenglich für deren Gastfreundschaft. »Ich habe dir eine Kleinigkeit gekauft«, sagte sie und reichte Katherine diskret ein kleines Paket. »Es ist eine Statue von dem Jesuskind von Prag. Mach dir nichts draus, wenn der Kopf abfällt, das bringt Glück.« Sie beugte sich zu Katherine hinüber. »Und paß auf Fintan auf, bitte. Und ruf mich regelmäßig an, ja? Wir sehen uns zu Weihnachten.« Sie kam noch näher. »Und streng dich an, daß das mit dem jungen Mann im Büro klappt. Die Liebe hält alles am Laufen. Sieh doch mal, wie glücklich Milo und Liv sind.«
»Ich werde mir Mühe geben«, murmelte Katherine.
Nun war Tara an der Reihe, und JaneAnn nahm ihr das Versprechen ab, daß sie Fintan unter Einsatz ihres Lebens bewachen würde. »Und sag deinem jungen Mann, daß es uns leid tut, daß wir ihn nicht kennengelernt haben, ja?« Das gab Tara einen Stich. Sie schämte sich wegen Thomas’ Unhöflichkeit. »Er hat sehr viel zu tun.
»Sicher, das weiß ich ja. Und er ist Lehrer, das ist ein sehr verantwortungsvoller Beruf. Na, vielleicht kommt er ja Weihnachten mit dir nach Hause. Außer du tust das, was Fintan will«, sagte sie milde, »dann würden wir ihn wahrscheinlich nicht kennenlernen.«
Tara war unbehaglich zumute. So oder so, JaneAnn würde ihn sicherlich nicht kennenlernen.
51
A m Montagmorgen schlich sich Katherine ins Büro, zittrig vor Nervosität und auf Demütigung gefaßt. Wie sollte sie Joe Roth gegenübertreten? Und was wäre, wenn er nicht auf ihre schamlose Anmache einging? Sie würde sterben.
Sie hatte tatsächlich erwogen, nicht zur Arbeit zu kommen. Zu entscheiden, ob sie eine dicke Schicht Make-up tragen sollte, um sich eine Maske der Gleichgültigkeit zu verleihen, oder ob sie gar keins tragen sollte, in der Hoffnung, daß ihr kleines blasses Gesicht dann unsichtbar wäre, hatte sie enorme Anstrengung gekostet. Sie wollte positiv denken. Nach der Rückkehr vom Flughafen hatte sie erst einmal ein Wiedersehen mit ihrer Fernbedienung gefeiert. Und Fintan war aus dem Krankenhaus entlassen. Das waren doch gute Nachrichten, oder nicht? Auch wenn er sauer und schlecht gelaunt war. Als sie ihm in aller Ausführlichkeit die schreckliche Geschichte erzählt hatte, wie sie vor Joe Roth zu Kreuze gekrochen war, hatte er kaum reagiert.
Trotz ihrer besten Absichten, jeden Blickkontakt mit Joe zu vermeiden, streifte ihr Blick seinen, als sie ihren Mantel auszog. Fast hätte sie sich den Hals verrenkt, so schnell zog sie den Kopf ein, aber sie hatte gesehen, daß er gelächelt hatte.
Gelächelt?
fragte sie sich, paranoid wie sie war,
oder gelacht?
Am Wochenende und auch jetzt hatte sie darum gebetet, daß er ihrer Demütigung auf einen Schlag ein
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