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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war das Schlimmste. Das war das Allerschlimmste.
    Fintan schlang sich ein Handtuch um den Kopf, warf sich im Schlafzimmer aufs Bett und fing an zu weinen. Eine halbe Stunde weinte er wie ein Baby, während Tara und Sandro hilflos dabeistanden.
    »Ich sehe so scheußlich aus«, heulte er und schluchzte zwischen den Silben. »Ich. Seh. Scheuß. Lich. Aus. Ich. Seh. Scheuß. Lich. Aus.«
    »Es wächst wieder, wenn es dir bessergeht.«
    »Es geht mir nie wieder besser.«
    Nach einer Weile setzte er sich auf und trat vor den Spiegel. Langsam, mit Mühe wand er das Handtuch vom Kopf und zwang sich, sein neues Aussehen in Augenschein zu nehmen. Zunächst betrachtete er nur sein Profil.
    »Oh, verdammt.« Er zuckte zusammen, als er sich schließlich von vorn ansah. »Damit raube ich mir fast selbst den Schlaf.« Erbittert und untröstlich fuhr er sich mit der Hand über die glatte Kopfhaut. »Meine krönende Schönheit. Alles weg. Alles weg. Ich bin ein Ausbund von Häßlichkeit.«
    »Das stimmt nicht! Das stimmt nicht!«
    »Gott im Himmel.« Fintan war etwas aufgefallen. Er verbarg das Gesicht in den Händen. »Das eine Ohr sitzt tiefer als das andere.«
    »Gar nicht wahr.«
    »Doch. Guck doch!«
    Es stimmte.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß mein Schädel so uneben ist. Oh, Mann, wie häßlich! Und das ist erst der Anfang. Dann kommen die Wimpern. Und die Augenbrauen. Und meine Die-da-unten.«
    »Du kannst dir eine Perücke besorgen.« Tara war bedrückt. »Vielleicht nicht für Die-da-unten, aber für den Kopf. He«, sagte sie dann und zwang sich zu einem fröhlichen Ton, »du bist doch schwul, du hast bestimmt irgendwelche Perücken.«
    »Jetzt, wo du es erwähnst.« Fintan wurde etwas froher zumute. »Ich habe eine Pamela-Anderson-Perücke.«
    »Vielleicht hättest du nicht duschen sollen«, klagte Sandro. »Dann wäre es vielleicht nicht passiert.«
    »Sie hingen nur noch an einem seidenen Faden«, sagte Fintan. »Es sah zwar so aus, als hätte ich noch Haare, aber eigentlich waren sie schon ausgegangen. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich wollte das nur nicht wahrhaben.«
    Wieso kam das Tara so bekannt vor?
    Auch Katherine verbrachte einen ziemlich schwierigen Nachmittag. Sie waren sich einig gewesen, daß sie sich nicht alle gleichzeitig auf Fintan stürzen sollten, und deswegen war sie ausgesucht worden, JaneAnn und Timothy eine Zeitlang zu beschäftigen. Milo hätte gern geholfen, aber er war leider gebunden.
    Buchstäblich.
    Liv war entsetzlich.
    Weil JaneAnn und Timothy am folgenden Tag nach Hause flogen und für Ambrose und Jerome und alle Nachbarn, die in ihrer Abwesenheit die Höfe versorgt hatten, Geschenke mitbringen wollten, ging Katherine mit ihnen einkaufen. Sie ging mit ihnen zu Harrods, weil Touristen dort am liebsten einkauften, aber das war ein Fehler.
    JaneAnn hörte gar nicht mehr auf, sich über die Preise zu beschweren und darüber, wie unmoralisch es sei, soviel Geld zu verlangen, und Katherine fand es nicht leicht, sie bei Laune zu halten. Dabei hatte sie den Kopf voll mit Gedanken an Joe Roth, den sie am Montagmorgen im Büro sehen würde – oh, Schande! Während JaneAnn sich laut darüber wunderte, warum ein Brotmesser fünfundzwanzig Pfund kostete, wissend, daß es in Tullys Eisenwarenhandel auf der Main Street in Knockavoy ein völlig brauchbares Messer für vier Pfund fünfzig gab, war Katherine damit beschäftigt, sich auszudenken was passieren würde, wenn Joe »es sich überlegt« und beschlossen hatte, daß er nicht mit ihr ausgehen wollte?
    »Und wenn es nicht mehr scharf genug ist, kannst du es zu Curly Tully bringen, und der schleift es dir umsonst.« JaneAnns Stimme drang zu Katherine durch. »Ich glaube nicht, daß sie das hier auch machen, Katherine. Eigentlich sollte ich es dem Mädchen sagen«, meinte JaneAnn und zeigte auf die junge Verkäuferin an der Kasse. »Vielleicht kann sie das ihrem Vater weitersagen.«
    »Nein, lassen Sie mal«, sagte Katherine matt. »Sie ist hier nur angestellt. Ich glaube nicht, daß sie zu der Familie der Besitzer gehört.«
    Timothy wollte seiner Frau Esther gern ein Geschenk mitbringen. »Kannst du JaneAnn eine Weile beschäftigen und mir zeigen, wo es zur Wäscheabteilung geht?«
    Eine Viertelstunde später kam Timothy zurück mit einer Tüte voller schwarzer und roter Reizwäsche, die Esther einmal anziehen würde, um ihm einen Gefallen zu tun, und dann würde sie behaupten, sie sei ihr gestohlen worden.
    Als sie aus Harrods herauskamen, ging

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