Pusteblume
Joe.
»Und du, Tara«, fragte Fintan neugierig, »wie war deine Lunchverabredung mit – wie hieß er noch? Ich komme gar nicht so schnell mit – Gareth?«
»Gareth ist richtig. Ich sag’s mal so: Ihr könnt noch eine Weile warten mit den Er-und-Sie-Handtüchern.«
»Eine Katastrophe?«
»Nicht unbedingt eine Katastrophe, aber er hatte keinen sehr ausgeprägten Sinn für Humor.«
»Wie meinst du das?«
»Gareth«, sagte Tara und seufzte, »ist der Typ, der mit einem in den Ferien in den Dschungel fährt und dann vom Hotelfenster aus sagt: ›Das ist ein Dschungel da draußen.‹ Ihr wißt, was ich meine.«
»Gehört alles zu des Lebens reicher Vielfalt«, tröstete Katherine sie.
»So ist es, und mein Leben ist zur Zeit sehr reich an Vielfalt.«
»Aber du hast auch deinen Spaß.«
»Ja, das kann man sagen.«
»Und wenn du fertig bist mit dem Spaß, dann kannst du dich mit deinem dir treu ergebenen Ravi niederlassen.«
»Jesus, Maria und heiliger Josef, hört auf damit! Könnt ihr mal aufhören, dauernd von Ravi zu reden?«
Einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann murmelte Milo: »Mich dünkt, die Dame protestiert Zuviel.«
»Mich dünkt es desgleichen.« Joe nickte.
»Mich dünkt es auch«, sagte Katherine.
»Sprecht bitte Englisch«, sagte Liv.
»Also gut, also gut!« Tara gab sich geschlagen. »Meinetwegen, ihr habt recht. Ich bin verrückt nach Ravi, und demnächst heiraten wir.«
»Das würde mich nicht überraschen«, sagte Fintan ruhig.
»Jetzt reicht es aber! Ich möchte gern meine Geschenke entgegennehmen, Mr. DeMille. Ich hoffe, ihr habt alle daran gedacht, daß ich eine Wohnung möblieren muß und es leid bin, Wasser in einem Kochtopf heiß zu machen und auf einem durchgelegenen Schlafsofa zu schlafen.«
»In den letzten vier Wochen haben wir von nichts anderem gehört.«
»Ausgezeichnet. Wer von euch schenkt mir also ein Bett?«
»Hoffentlich nicht ich«, sagte Fintan besorgt. »Ich muß einen ganzen Monat im voraus arbeiten, bevor ich mein erstes Gehalt bekomme, und da es eine Halbtagsstelle ist, ist es auch nur die halbe Knete.«
Tara gab Fintan ein Päckchen. »Nein, du hast mir das geschenkt. Bald kommt der Tag«, sagte sie träumerisch, »wenn Carmella Garcia sich vor dir auf die Knie werfen und dich anflehen wird, wieder für sie zu arbeiten.«
»Klar, aber inzwischen ist es mir nicht mehr wichtig«, sagte Fintan und riß das Geschenkpapier auf. »Ich wünsche ihr alles Gute. Was ist das denn? Eine Tischdecke aus Haifischhaut?«
»Ein Duschvorhang.«
»Oh, sehr schön. Herzlichen Glückwunsch, Liebste! Nimmst du auch Buttergutscheine?«
Während Tara begeistert über ihren neuen Wasserkessel, den aufblasbaren Hocker, den CD-Halter in Giraffenform, einen Gutschein für Aero und den Duschvorhang in die Hände klatschte, fragte Fintan: »Entschuldige, daß ich das frage, aber hat Ravi dir auch was zum Geburtstag geschenkt?«
Tara sah verlegen drein und sagte schließlich: »Ja, schon.«
»Darf ich fragen, was es war?«
»Also«, sagte Tara, und dann wich die Verlegenheit ihrem Entzücken, und sie fuhr fort: »Er hat mir was ganz Wunderbares geschenkt. Ihr wißt doch, daß ich schon seit Ewigkeiten nach einem kußechten Lippenstift suche?«
Sie nickten leicht verhalten.
»Ravi hat dieses tolle Zeug aufgetrieben, das sich Lipcote nennt und das man
über
den Lippenstift aufträgt. Es ist so eine farblose Flüssigkeit, man läßt sie eine Minute lang trocknen, und dann würde auch ein Bombenangriff sie nicht wieder abkriegen. Und wißt ihr was? Es funktioniert wirklich. Es ist erstaunlich, aber es funktioniert. Guckt her!«
Sie nahm ihr Gin-Tonic-Glas und sagte: »Guckt zu, wie ich meine Lippen an das Glas
presse.
Wie ich sie am Glas reibe. Und jetzt – kein Schimmer von Lippenstift … na ja, vielleicht der winzigste Hauch. Ist das nicht erstaunlich?«
»Erstaunlich.«
Der Champagner wurde gebracht. Joe löste den Korken, und Fintan und Sandro stießen sich an und kicherten übermütig, als der weiße Schaum aus der Flasche sprudelte.
»Tut mir leid, Liv, du bekommst nichts«, sagte Katherine und schenkte sechs Gläser voll.
»Worauf trinken wir?«
»Auf Fintan selbstverständlich«, sagte Tara.
»Nein, auf Tara, es ist ihr Geburtstag«, entgegnete Fintan großherzig.
»Oh, nein, es soll etwas würdiger sein, bitte«, protestierte Tara.
»Worauf dann?«
»Auf das Leben«, sagte Liv und hob ihr Glas mit Milch.
»Ja, das ist gut«, stimmten die anderen
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