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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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L. Hay zu lesen, eins der vielen Bücher über alternative Heilmethoden, die sie gekauft hatte. Aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Statt sich Mühe zu geben,
    Fintans Krebszellen und deren Verschwinden zu visualisieren, visualisierte sie ihr Verschwinden aus Thomas’ Leben. Zu viele Menschen hatten zu viel darüber gesagt, als daß sie einfach weiterhin den Kopf in den Sand stecken konnte.
    Fintan war ihr bester Freund. Daran bestand kein Zweifel. Jetzt war er krank, und wahrscheinlich mußte er sterben, und er wollte, daß sie sich von Thomas trennte. Widerwillig mußte Tara zugeben, daß sie ihre Beziehung aus seiner Sicht sehen konnte. Im Vergleich zu der mit Alasdair konnte ihr Leben mit Thomas als ein
    emotionaler Gewaltmarsch erscheinen. Für Außenstehende jedenfalls.
    Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen und stellte sich vor, daß sie ihre Bilder und Bücher und alle vier CDs zusammenpacken würde, die Tür zum letzten Mal hinter sich zuziehen und sich in die große, weite Welt hinauswagen würde. Die Vorstellung jagte ihr Angst ein. Sie konnte es einfach nicht tun. Sie klammerte sich an den Strohhalm, daß Thomas sie vielleicht heiraten würde. Sie mußte ihn nur fragen. Aber jetzt noch nicht… Sie sehnte sich nach Katherine. Sie vermißte sie, und
    der Zorn, den sie nach dem Streit verspürt hatte, war verraucht. In dem Moment klingelte es an der Tür, und davor – als könnte sie Gedanken lesen – stand Katherine, in der Hand einen zerrupften Strauß Blumen, und sah so niedergeschlagen aus wie schon lange nicht mehr.
50
    A m Samstagnachmittag brachten Tara und Sandro Fintan nach Hause. Er war fast drei Wochen im Krankenhaus gewesen. Er sah schrecklich aus und war so schwach, daß er auf dem Weg zum Auto von einem Krankenpfleger und Sandro gestützt werden mußte. Genaugenommen war Sandro mit seinen eins sechzig eher eine Behinderung als eine Hilfe, aber er ließ sich nicht davon abhalten zu helfen. Und die Anspannung war zu groß, als daß man ihm den Wunsch abschlagen wollte.
    Fintan in der normalen Welt zu sehen, warf Tara fast um. Im Krankenhaus mochte es angehen, wenn jemand so aussah, als würde er jeden Moment sterben, dachte Tara. Das war dort nichts Ungewöhnliches. Aber draußen, wo die meisten Menschen gesund sind, war das etwas ganz anderes.
    Eine positive Sache fiel Tara auf: Fintan trug den pistaziengrünen Schaffellmantel, den er sich aus dem Lagerraum seines Ateliers geborgt hatte. »Ich nehme an, der geht nicht zurück«, sagte Tara mit einem Zwinkern. »Meine Abfindung«, erwiderte er grimmig.
    Tara und Sandro sahen sich an und verdrehten die Augen.
    Als sie in der leeren Wohnung in Notting Hill ankamen, stellten sie fest, daß JaneAnn zur Feier von Fintans Entlassung eine Putzorgie veranstaltet hatte. Die nächsten Mahlzeiten konnten sie von dem Boden in der Küche essen. Sie hatte die teuren Teppiche beinahe fadenscheinig gesaugt und das Laminat von dem Estrich nahezu abgeschrubbt. Die Spiegel in den Alabasterrahmen waren trotz ihres heftigen Polierens zum Glück nicht gesprungen.
    Ein großes, rosafarbenes Schild mit der Aufschrift »Willkommen zu Hause« hing über der Wohnzimmertür aus rostfreiem Stahl. Ballons und Girlanden waren mit Tesafilm an den echten Bildern, den japanischen Lampions und der Herrenkommode festgeklebt. Grußkarten waren auf den Philippe-Starck-Borden aufgereiht. In allen Zimmern standen frische Blumen.
    Ganz benommen setzte sich Fintan auf das Ledersofa, eine Sonderanfertigung, die sie speziell aus New York hatten kommen lassen, während Sandro sich wie eine alte Frau zu schaffen machte, die Blumen richtete, die Lederkissen aufschüttelte, den resopalbeschichteten Couchtisch aus den siebziger Jahren geraderückte. Dann brachte er eine Wolldecke im Schottenmuster und wollte sie Fintan über die Knie legen. »Ich habe sie für dich gekauft. Deine Mutter hat gesagt, daß diese Decken gut für Kranke sind.«
    »Ich will das nicht.« Unmutig riß er die Decke weg und warf sie von sich.
    »Oh, aber JaneAnn hat gesagt, daß du das gut finden würdest.«
    »Ich bin zweiunddreißig, nicht zweiundachtzig. Wahrscheinlich werde ich auch nie so alt«, sagte er erbittert.
    »Ehm, ich höre mal den Anrufbeantworter ab.« Sandro ging aus dem Zimmer.
    »Bist du nicht froh, daß du zu Hause bist?« fragte Tara nervös.
    »Wieso? Was ist denn dadurch anders? Und kann mal einer was mit den Blumen machen? Ich komme mir ja vor wie im

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