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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie plötzlich das Verlangen, Joe anzusehen. Sie hielt den Blick auf den Bildschirm gerichtet und widerstand. Und widerstand. Aber das Verlangen war so stark, daß sie es nicht länger unterdrücken konnte. Sie bewegte kaum merklich den Kopf und erlaubte sich den allerwinzigsten Blick aus dem allerletzten Winkel ihres Auges.
    Und die Röte schoß ihr ins Gesicht, als sie sah, daß er sie beobachtete. Von der Seite, versteckt, aber mit großer Hingabe. Dann trafen sich ihre Blicke, und er lächelte. Breit, vertraulich, bedeutungsvoll.
    Was hatte er zu grinsen?
    Sie sah wieder auf ihren Bildschirm. Links oben in der Ecke blinkte ein kleiner Umschlag.
Post für Sie.
Sie klickte ihn an und öffnete die Datei. Es war eine E-Mail.
    Von Joe.
52
    A n dem Tag, als Katherine sich bei Joe Roth entschuldigte, hatte er gesagt, er würde es sich überlegen. Und Joe Roth war ein Mann, der sein Wort hielt. Also überlegte er es sich.
    Er war auch ein pragmatischer Mann, und als Katherine ihn mit ihrer Andeutung der sexuellen Belästigung zurückgewiesen hatte, hatte er seine Gefühle für sie auf Eis gelegt. Er hatte sie jedoch nicht in Bitterkeit ertränkt, wodurch sie korrodiert und zerstört worden wären. Obwohl sie ein wenig in den Hintergrund geraten waren, konnten sie doch jeden Augenblick hervorgeholt und wiederbelebt werden.
    Nicht nur wollte Joe mit Katherine ausgehen, er wollte sie zu etwas ganz Speziellem einladen und etwas machen, das ungewöhnlich und atemberaubend war.
    Es sollte etwas Magisches und Bedeutungsvolles sein. Etwas, womit er sein tiefes Interesse an ihr bezeugen konnte. Aber was? Ein Abendessen in einem ganz besonderen Restaurant? Eine Ballonfahrt? Ein Wochenende auf dem Land? In ein hübsches kleines Hotel? Nach Reykjavik? Oder nach Barcelona?
    Am Wochenende überlegte er hin und her, kam aber zu keinem Ergebnis. Montag und Dienstag quälte er sich, es fiel ihm nichts ein.
    Und plötzlich am Mittwoch hatte er es. Mit einem Mal war es sonnenklar. Es war eindeutig das Richtige für eine Frau von Katherines Kaliber.
    Aber wie konnte er es bewerkstelligen? Bis zum nächsten Samstag? Dergleichen dauerte gewöhnlich Monate – selbst Mitglieder mußten acht Wochen warten.
    Es war ihm klar, daß er die Unterstützung seines Freundes Rob brauchte, es ließ sich nicht vermeiden. Allein konnte er es nicht auf die Beine stellen. An dem Abend stattete er Rob einen Besuch ab – eine so große Bitte ließ sich nicht anders verhandeln. »Ich habe eine Frau kennengelernt«, leitete Joe die Unterhaltung ein.
    »Ich weiß.«
    »Nein. Eine andere.«
    »Donnerwetter.«
    »Sie heißt Katherine und ist etwas ganz Besonderes.«
    »Das freut mich für dich.«
    »Und ich möchte dich bitten, das ultimative Opfer zu bringen.«
    Robs Augenlid zuckte. »Wovon redest du?«
    »Samstag…«
    »Samstag!« rief Rob aus. Er konnte doch nicht wirklich…?
    »Samstag«, wiederholte Joe bedeutungsvoll.
    »Keine Chance, mein Guter«, sagte Rob und wich zurück. »Kommt nicht in Frage. Du bist nicht an der Reihe – versuch es also erst gar nicht. Ein Nein ist oft schwer zu ertragen.«
    »Eine Faust in den Magen ebenfalls.«
    »Es ist dir also ernst.«
    »Es war mir nie ernster.«
    »Wir sind schon so lange befreundet, aber ich habe nicht geglaubt, daß du mir das je antun würdest.«
    »Ja, es tut mir auch leid. Wirklich. Aber es geht nicht anders.«
    »Wer ist die Frau? Pamela Anderson?«
    »Besser. Was sagst du also: Ja oder nein?«
    »Kannst du mit ihr nicht woanders hingehen?«
    »Nein. Für Katherine ist nur das Beste gut genug.
    Mach schon Rob, ich werde mich auch großzügig zeigen.
    Ich bezahle jeden Preis.«
    »Geld ist unwichtig, das weißt du. Ich fühle mich beleidigt.«
    »Heißt das, es ist ein Ja?«
    »Ich denke drüber nach.«
    »Nein, ich muß es jetzt wissen.«
    Rob sah Joe verblüfft an. »Mann, es muß dich ganz schön erwischt haben.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Ich habe bestimmt recht.« Rob sah Joe wild an. »Meinetwegen. Aber ich bitte dich. Zweihundert Pfund?«
    Rob seufzte. Er konnte sich nicht durchsetzen. »Also gut. Zweihundertfünfzig, und die Sache geht in Ordnung.« Am Donnerstagnachmittag klingelte Taras Telefon. Es war Katherine. Sie klang bedrückt.
    »Was ist los?« fragte Tara, die immer auf schlechte Nachrichten von Fintan eingestellt war.
    »Ich habe eine E-Mail von unserem Kandidaten bekommen.«
    »Und?«
    »Er hat mich für Samstag eingeladen.«
    Tara bekam fast einen Herzanfall. »Das ist ja

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