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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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besonders wohl zu fühlen schien.
    Es war nicht das übliche Wetter von Ankh-Morpork. Das Spektrum des üblichen Wetters reichte von Nieselregen bis zu Nebelschwaden, bescherte der Stadt kühle Tage und kalte Nächte. Jetzt hockte das normale Klima in der ausgedörrten Ebene und schwitzte wie eine Kröte auf einem Schamottestein. Selbst um Mitternacht ließ die Hitze kaum nach, umhüllte die Straßen wie mit brennendem Samt, versengte die Luft, kochte den Sauerstoff heraus.
    Hoch oben im Gildenhaus der Assassinen klickte es leise, und ein Fenster schwang auf.
    Teppic hatte sich höchst ungern von einigen der schwereren Waffen getrennt und atmete die heiße, tote Luft tief ein.
    Es war soweit.
    Die entscheidende Nacht. Vielleicht die wichtigste in seinem Leben.
    Und hoffentlich nicht die letzte.
    Angeblich hatte man eine recht gute Chance, wenn der Prüfer nicht ausgerechnet Mericet hieß. In dem Fall konnte man sich gleich die Kehle durchschneiden.
    Jeden Donnerstag unterrichtete Mericet Strategie und Giftlehre, und Teppic kam nicht sehr gut mit ihm zurecht. In den Schlafsälen erzählte man sich die erstaunlichsten Geschichten über den alten Assassinen. Man bewunderte seine lange Liste von beruflichen Erfolgen, seine individuelle Technik … Er hatte alle Rekorde gebrochen. Manche Leute behaupteten, es sei ihm sogar gelungen, den Patrizier von Ankh-Morpork zu töten. Natürlich nicht den gegenwärtigen. Einen der verstorbenen.
    Vielleicht war in dieser Nacht Nivor an der Reihe, ein dicker, fröhlicher Lehrer, der als Feinschmecker galt und seinen Schüler am Dienstag zeigte, wie man Fallen stellte und worauf es bei einem guten Hinterhalt ankam. Teppic kannte sich bereits gut mit Fallen aus, und er mochte Nivor.
    Oder Kompt de Yoyo, zuständig für Neuphilologie und Musik. In diesen beiden Fächern entsprachen Teppics Leistungen kaum dem Durchschnitt, aber Kompt kletterte gern und fand Gefallen an Jungen, die seine Leidenschaft teilten: Er liebte es, sich mit nur einer Hand am Rande eines hohen Daches festzuhalten und die Schwerkraft herauszufordern.
    Teppic schwang ein Bein über den Fenstersims, entrollte sein Seil und holte aus. Zwei Stockwerke weiter oben verhakte sich das Ankereisen an der Dachrinne.
    Assassinen benutzen nie die Treppe.
     
    Um eine gewisse Kontinuität zu wahren und spätere Ereignisse verständlicher zu gestalten, sollte an dieser Stelle auf folgendes hingewiesen werden: Das größte mathematische Genie in der ganzen Scheibenweltgeschichte legte sich gerade nieder und nahm in aller Ruhe sein Abendessen ein.
    In diesem Zusammenhang kann eine interessante Feststellung getroffen werden. Der Mathematiker gehörte zu einer speziellen Spezies, und aus diesem Grund bestand sein Abendessen aus der Mittagsmahlzeit.
     
    Gongschläge hallten durch die weite Stadtlandschaft von Ankh-Morpork: Mitternacht. Vier Stockwerke über der Filigranstraße kroch Teppic an einer verzierten Brüstung entlang und lauschte dem viel zu lauten Pochen seines Herzens.
    Vor dem letzten Glühen der untergegangenen Sonne zeichnete sich eine Gestalt ab. Teppic verharrte neben einer besonders abscheulichen Steinfigur und dachte über seine Möglichkeiten nach.
    In der Gildenschule hielt sich hartnäckig ein ganz bestimmtes Gerücht: Wer seinen Prüfer vor dem Test inhumierte, hatte automatisch bestanden. Teppic zog ein Wurfmesser vom Typ Nummer Drei aus dem Oberschenkelfutteral und hielt es unschlüssig in der Hand. Wenn er versagte, wenn er das Ziel verfehlte, wenn er irgendeinen Fehler machte … Dann lief er Gefahr, daß seine Ausbildung vorzeitig zu Ende ging, was den Verlust aller Privilegien nach sich zog. 2
     
    Die Silhouette rührte sich nicht. Teppic ließ seinen Blick über ein Durcheinander aus Schornsteinen, monströsen Statuen, Belüftungsschächten, Brücken und Leitern schweifen.
    Na schön, dachte er. Dort drüben steht eine Attrappe. Ich soll sie angreifen, und das bedeutet, der Prüfer beobachtet mich von einem anderen Ort aus.
    Bin ich imstande, ihn zu entdecken? Nein.
    Andererseits: Vielleicht sollte Teppic glauben, daß es sich nur um eine Attrappe handelte. Aber wenn der Prüfer auch an diese Möglichkeit gedacht hatte …
    Der junge Assassine merkte, daß er mit den Fingern auf die Steinfigur trommelte. Er riß sich zusammen und versuchte, eine Entscheidung zu treffen.
    Unten taumelten einige späte Kneipengäste durch den Lichtschein einer Laterne.
    Teppic schob sein Messer in die Scheide zurück und

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