Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
bleiben.
    Die Sonne ging auf.
     
    Das größte mathematische Genie auf der ganzen Scheibenwelt (das letzte im Alten Königreich) streckte sich in seinem Stall und zählte die Strohhalme auf dem Boden. Dann schätzte es die Anzahl der Nägel in der Wand. Anschließend verbrachte es einige Minuten damit, den Nachweis zu erbringen, daß ein automorphes Resonanzfeld von semiunendlichen Primzahlfaktoren und sieben Komma fünf eins unbestimmten Integralen bestimmt wird. Um sich die Zeit zu vertreiben, kaute es sein Frühstück ein zweites Mal.

Zweites Buch
DAS BUCH DER TOTEN

Zwei Wochen verstrichen. Rechtzeitige Rituale und Zeremonien gewährleisteten, daß die Welt unter dem Himmel blieb und die Sterne weiterhin in der Nacht leuchteten. Es war wirklich erstaunlich, was Rituale und Zeremonien zu leisten vermochten.
    Der neue Pharao prüfte sein Erscheinungsbild im Spiegel und runzelte die Stirn.
    »Woraus besteht das Ding?« fragte er. »Das Spiegelbild ist irgendwie undeutlich.«
    »Aus Bronze, Gebieter.« Dios reichte ihm den Dreschflegel der Gnade. »Aus polierter Bronze.«
    »In Ankh-Morpork hatten wir Glasspiegel mit Silber an der Rückseite. Es gab nichts an ihnen auszusetzen.«
    »Ja, Gebieter. Hier haben wir Bronzespiegel.«
    »Bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als die goldene Maske zu tragen?«
    »Das Antlitz der Sonne, Gebieter. Viele tausend Jahre alt. Ja, Gebieter. Bei allen öffentlichen Anlässen.«
    Teppic betrachtete die Maske. Ein hübsches Gesicht, wenn auch ein wenig starr. Ein angedeutetes Lächeln umspielte die gelben Lippen. Er erinnerte sich daran, daß sein Vater einmal vergessen hatte, die Maske abzunehmen, als er ins Kinderzimmer kam. Die Schreie des jungen Teppic waren selbst im Palastkeller zu hören gewesen.
    »Ziemlich schwer«, stellte er fest.
    »Das Gewicht der Jahrhunderte«, sagte Dios und wartete, bis Teppic die Maske aufsetzte, bevor er ihm die Sichel der Gerechtigkeit gab.
    »Sind Sie schon lange Priester, Dios?«
    »Seit vielen Jahren diene ich als Mann und Eunuch, Gebieter. Und nun …«
    »Mein Vater meinte, Sie hätten selbst Opa als Hoherpriester gedient. Sie müssen sehr alt sein.«
    »Ich habe mich gut gehalten, Herr«, erwiderte Dios und wählte seine Worte mit besonderer Sorgfalt. »Die Götter schenkten mir ihren Segen. Und nun, Gebieter: Wenn Sie bitte auch dies hier halten würden …«
    »Was ist das?«
    »Die Wabe des Zuwachses, Gebieter. Sehr wichtig.« Teppic nahm sie entgegen.
    »Ich nehme an, Sie haben viele Veränderungen erlebt«, sagte er höflich.
    Ein Schatten des Schmerzes fiel auf die Züge des Hohenpriesters und floh sofort wieder. »Nein, Gebieter«, entgegnete er glatt. »In dieser Hinsicht hatte ich eine Menge Glück.«
    »Oh. Und das hier?«
    »Das Bündel des Überflusses, Gebieter. Von größter Bedeutung. Außerordentlich symbolisch.«
    »Wenn Sie es mir unter den Arm schieben könnten … Haben Sie schon mal was von sanitären Anlagen gehört, Dios?«
    Der Priester wandte sich an einen Diener und schnippte mit den Fingern. »Nein, Gebieter«, sagte er und beugte sich vor. »Dies ist die Natter der Weisheit. Ich schiebe sie hier hinter den Gürtel, in Ordnung?«
    »Sanitäre Anlagen sind wie Eimer, nur nicht so, äh, geruchsintensiv.«
    »Klingt schrecklich, Gebieter. Der Geruch hält Dämonen fern, soweit ich weiß. Dies ist die Kürbisflasche des Himmelswassers. Wenn Sie ein wenig den Kopf heben könnten …«
    »Muß ich all diese Dinge bei mir führen?« fragte Teppic. Es fiel ihm ziemlich schwer, klar und deutlich zu sprechen.
    »Die Tradition verlangt es, Gebieter. Nun, wenn wir die heiligen Objekte ein wenig ordnen könnten, um zusätzlichen Platz zu schaffen … Hier haben wir den Dreizackigen Speer des Erdwassers. Vielleicht sind wir in der Lage, ihn mit diesem Finger zu halten. Übrigens, Gebieter: Wir sollten Vorbereitungen für unsere Hochzeit treffen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir gut zueinander passen, Dios.«
    Der Hohepriester lächelte mit dem Mund. »Dem Gebieter gefällt es, ein wenig zu scherzen, Gebieter«, sagte er gewandt. »Es ist unbedingt notwendig, daß Sie heiraten.«
    »Leider hatte ich nur in Ankh-Morpork Gelegenheit, Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zu sammeln«, sagte Teppic wie beiläufig. Die weltmännische Bemerkung galt Frau Stehkragen, seiner Aufwartedame in der Abschlußklasse. Und einem der Dienstmädchen, das dem Schüler mütterliche Gefühle entgegenbrachte und ihm beim Essen immer

Weitere Kostenlose Bücher