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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stille.
    »Na schön«, brummte er. »Was geht hier … Oh.«
    Ptaclusp IIb blickte über die Schulter seines Vaters und schob das Handgelenk in den Mund.
    Das Ding war völlig verschrumpelt. Und alt. Irgendwann einmal mochte es ein lebendes Etwas gewesen sein. Jetzt lag es wie eine vergessene Backpflaume auf der Steinplatte.
    »Mein Mittagessen«, klagte der Chef-Stukkateur. »Mein armes und leckeres Mittagessen. Ich habe mich wirklich auf den Apfel gefreut.«
    »Es kann noch nicht beginnen«, flüsterte IIb. »Es ist völlig unmöglich, daß sich schon jetzt Zeitknoten bilden. Ich meine, wie soll die Pyramide denn wissen, daß sie eine Pyramide werden soll?«
    »Ich habe die Hand danach ausgestreckt, und es fühlte …« Der Stukkateur holte tief Luft. »Es fühlte sich sehr unangenehm an.«
    »Außerdem handelt es sich auch noch um einen negativen Knoten«, fügte IIb hinzu. »So etwas dürfte überhaupt nicht passieren.«
    »Ist das Gebilde noch immer da?« fragte Ptaclusp. »Bitte sag ja.«
    »Wenn noch mehr Steinblöcke die richtige Position einnehmen, verschwindet es sicher«, sagte IIb und sah sich aus weit aufgerissenen Augen um. »Ah, im Zentrum des Massenwandels, äh, verknoten sich die Knoten.«
    Ptaclusp nahm seinen Sohn beiseite.
    »Worauf willst du hinaus?« flüsterte er so leise wie ein Kamel. 17
    »Wir sollten so schnell wie möglich einen Schlußstein anbringen«, murmelte IIb. »Damit sich die gefangene Zeit entladen kann. Dann gäbe es keine Probleme mehr …«
    »Wie sollen wir einen Schlußstein auf die Spitze setzen, wenn noch gar keine Spitze existiert?« fragte Ptaclusp. »Bei allen Göttern, was hat man dir denn in der Schule beigebracht? Pyramiden speichern erst nach ihrer Fertigstellung temporale Energie. Wenn sie Pyramiden sind. Es handelt sich um Pyramidenenergie. Sie heißt so, weil sie sich nur in Pyramiden sammelt. Deshalb nennt man sie Pyramidenenergie.«
    »Bestimmt hat es irgend etwas mit der Masse zu tun oder so«, sagte IIb. »Und der Baugeschwindigkeit. Die Zeit sitzt in der allgemeinen Struktur fest. Ich meine, rein theoretisch können sich während der Konstruktion einige Knoten bilden, aber sie müßten so schwach sein, daß man sie gar nicht bemerkt. Wenn man in einem derartigen Bereich stehenbleibt, wird man nur einige Stunden älter oder jünger …« Der junge Architekt gestikulierte hilflos.
    »Ich erinnere mich da an einen Zwischenfall«, sagte Ptaclusp langsam. »Als wir das Grab für Kheneth XIV. bauten, meinte der Freskenmaler, er habe zwei Stunden gebraucht, um das Gemälde im Zimmer der Königin fertigzustellen. Wir antworteten, es seien drei Tage vergangen. Und wir nutzten die gute Gelegenheit, um ein Bußgeld zu verhängen. Ja, ich erinnere mich ganz genau.«
    »Das hast du eben gerade gesagt!« platzte es aus IIb heraus.
    »Was?«
    »Das über den Freskenmaler. Vor wenigen Sekunden.«
    »Nein«, widersprach Ptaclusp. »Du hättest ohnehin nicht zugehört.«
    »Ich könnte schwören, daß ich zugehört habe«, erwiderte sein Sohn. »Wie dem auch sei: Diese Angelegenheit ist noch weitaus schlimmer. Es könnte häufiger geschehen.«
    »Wir müssen mit weiteren Phänomen dieser Art rechnen?«
    »Ja«, bestätigte IIb. »Eigentlich sollten sich keine negativen Knoten bilden, aber es deutet alles darauf hin. Langsame und umgekehrte Energieströmungen sind völlig normal, auch kurze Schleifen. Aber in diesem besonderen Fall befürchte ich alle Arten von temporalen Anomalien. Wir sollten die Arbeiter fortschicken.«
    »Du könntest nicht irgendeine Möglichkeit finden, die Männer in Schnell-Zeit arbeiten zu lassen, während wir sie für Langsam-Zeit bezahlen?« fragte Ptaclusp. »Nur so ein Gedanke. Dein Bruder macht bestimmt einen entsprechenden Vorschlag.«
    »Nein! Die Leute sollen verschwinden! Wir müssen die übrigen Blöcke hierher schaffen und dann den Schlußstein anbringen!«
    »Schon gut, schon gut. Ich habe nur laut gedacht. Als ob wir nicht genug Probleme hätten …«
    Ptaclusp betrat die Pyramide und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge. Hier herrschte wenigstens Stille. Gespenstische, unheimliche Stille.
    »Na schön«, brummte er. »Was geht hier … Oh.«
    Ptaclusp IIb blickte über die Schulter seines Vaters und schob das Handgelenk in den Mund.
    Das Ding war völlig verschrumpelt. Und alt: Irgendwann einmal mochte es ein lebendes Etwas gewesen sein. Jetzt lag es wie eine vergessene Backpflaume auf der Steinplatte.
    »Mein Mittagessen«, klagte

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