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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, der Hochgeborene, der Ewig Lebende Herrscher, verlangt Gehör!« donnerte Dios.
    »… können unsere lange Tradition der Freundschaft …«
    »Hört die Weisheit Seiner Majestät, des Pharaos Teppicymon XXVIII. Herr des Himmels, Lenker des Sonnenwagens, Steuermann der Sonnenbarke, Hüter des Geheimen Wissens, Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, des Hochgeborenen, des Ewig Lebenden Herrschers!«
    Das Echo verklang.
    »Könnte ich Sie kurz sprechen, Dios?«
    Der Hohepriester beugte sich näher.
    »Ist das alles notwendig?« flüsterte Teppic.
    Dios’ adlerartiges Gesicht gewann den steinernen Ausdruck eines Mannes, der sich mit völlig neuen Vorstellungen konfrontiert sieht.
    »Natürlich, Gebieter«, brachte er schließlich hervor. »So ist es Tradition.«
    »Ich dachte, ich sollte mich mit diesen Leuten unterhalten«, sagte Teppic. »Über Grenzen, Handel und andere Dinge. Ich habe lange darüber nachgedacht und mehrere Ideen. Ich meine, wir können doch kein vernünftiges Gespräch führen, wenn wir dauernd schreien.«
    Dios lächelte höflich.
    »Seien Sie unbesorgt, Gebieter. Es ist bereits alles geregelt, Gebieter. Ich habe die beiden Delegationen heute morgen empfangen und eine Vereinbarung mit ihnen getroffen.«
    »Und was erwartet man von mir?«
    Dios hob kurz die Hand.
    »Praktisch nichts, Gebieter. Ich schlage vor, Sie lächeln ein wenig. Es kommt darauf an, daß sich die Gesandten in Ihrer Heiligen Präsenz wohl fühlen.«
    »Das ist alles?«
    »Der Gebieter könnte sie fragen, ob sie Spaß daran haben, Diplomaten zu sein, Gebieter«, sagte Dios. Teppics finsterer Blick prallte wirkungslos an ihm ab.
    »Ich bin der Pharao«, zischte der Pharao.
    »Selbstverständlich, Gebieter. Und es liegt mir fern, Sie mit den Routineangelegenheiten der Regierung zu belasten, Gebieter. Morgen, Gebieter werden Sie den Vorsitz des Obersten Gerichts führen. Wie es einem Monarchen Ihres Ranges gebührt, Gebieter.«
    »Oh. Ja.«
     
    Ein ziemlich schwieriger Fall. Es ging um einen angeblichen Viehdiebstahl, und das außerordentlich komplizierte djelibebische Bodenrecht fügte Dutzende von Komplikationen hinzu. So etwas habe ich mir erhofft, dachte Teppic zufrieden. Niemand weiß, wem der verdammte Ochse gehört, und deshalb muß der Pharao entscheiden. Nun, mal sehen. Vor fünf Jahren hat er den Ochsen an ihn verkauft, aber wie sich herausstellte …
    Er musterte die besorgten Mienen der beiden Bauern. Sie preßten sich ihre zerfransten Strohhüte an die Brust, und die Gesichter zeigten den ehrfürchtigen Respekt von Männern, die sich aufgrund einer eigentlich banalen Meinungsverschiedenheit auf marmornem Boden wiederfanden, direkt vor ihrem Gott. Teppic zweifelte nicht daran, daß sie sofort auf den umstrittenen Ochsen verzichtet hätten, wenn sie dadurch in der Lage gewesen wären, zehn Meilen entfernt aus ihrem Alptraum zu erwachen.
    Es ist ein ziemlich alter Ochse, dachte er. Wird Zeit, daß man ihn schlachtet. Tja, selbst wenn er ihm gehört: Mehrere Jahre lang hat er das Gras der Nachbarswiese gefressen, und deshalb verdienen sie beide die Hälfte. Oh, dieses Urteil geht in Djelibebys juristische Geschichte ein.
    Teppic hob die Sichel der Gerechtigkeit.
    »Seine Majestät Pharao Teppicymon XXVIII. Herr des Himmels, Lenker des Sonnenwagens, Steuermann der Sonnenbarke, Hüter des Geheimen Wissens, Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, der Hochgeborene, der Ewig Lebende Herrscher, wird nun das Urteil sprechen! Kniet nieder und empfangt das Urteil Seiner Majestät, des Pharaos Tep …«
    Teppic unterbrach den Hohenpriester.
    »Wir haben uns beide Seiten angehört«, sagte er fest, und die goldene Maske verlieh seiner Stimme einen dumpfen Klang. »Die verschiedenen Ausführungen und Hinweise sind sehr beeindruckend, und wir vertreten die Ansicht, daß der fragliche Ochse unverzüglich geschlachtet und sein Fleisch gerecht zwischen Kläger und Beklagtem geteilt werden soll.«
    Er lehnte sich zurück. Man wird mich Teppic den Weisen nennen, dachte er. Solche Entscheidungen gefallen dem Volk.
    Die Bauern blickten verwirrt zu ihm auf, und einige Sekunden später schien sich der Boden unter ihnen zu drehen. Sie wandten sich gleichzeitig um und sahen Dios an, der neben einigen nicht ganz so hohen Hohenpriestern saß.
    Dios stand auf, strich seinen Umhang glatt und hob den Amtsstab.
    »Höret die interpretierte

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