Pyramiden
Weisheit Seiner Majestät, Pharaos Teppicymon XXVIII. Herr des Himmels, Lenker des Sonnenwagens, Steuermann der Sonnenbarke, Hüter des Geheimen Wissens, Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, des Hochgeborenen, des Ewig Lebenden Herrschers«, sagte er. »Unser heiliges Urteil lautet: Das umstrittene Tier ist Eigentum Rhumusphuts. Unser heiliger Wille gebietet, es auf dem Altar der Mannigfaltigen Götter zu opfern, als Dank für die Aufmerksamkeit Unseres Heiligen Selbst. Darüber hinaus verordnen wir auch noch, daß Rhumusphut und Ktoffel drei Tage lang auf den Feldern des Pharaos arbeiten, um dieses Urteil zu bezahlen.«
Dios hob den Kopf, starrte an seiner langen Nase entlang und beobachtete Teppics Maske. Er hob beide Hände.
»Groß ist die Weisheit Seiner Majestät, des Pharaos Teppicymon XXVIII. Herr des Himmels, Lenker des Sonnenwagens, Steuermann der Sonnenbarke, Hüter des Geheimen Wissens, Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, des Hochgeborenen, des Ewig Lebenden Herrschers!«
Die Bauern verneigten sich dankbar und wichen zurück. Zwei Wächter geleiteten sie aus dem Saal.
»Dios«, sagte Teppic langsam.
»Gebieter?«
»Wenn Sie bitte zu mir kommen würden …«
»Gebieter?« Der Hohepriester materialisierte neben dem Thron.
»Nun, Dios, bitte berichtigen Sie mich, falls ich einen falschen Eindruck gewonnen haben sollte, aber ich glaube, Ihre Übersetzung ist nicht ganz korrekt.«
Der Priester wirkte überrascht.
»Ich bin sicher, da irren Sie sich, Gebieter. Ich lasse immer große Sorgfalt walten, wenn ich Ihre Entscheidungen verkünde. Ich erlaube mir nur, Einzelheiten hinzuzufügen, die mit Präzedenzfällen und Tradition in Einklang stehen.«
»Wie bitte? Der blöde Ochse gehörte beiden Bauern!«
»Aber Rhumusphut gilt als sehr frommer Mann, der pünktlich seine Opfer darbringt, Gebieter. Er läßt keine Gelegenheit ungenutzt, um die Götter zu preisen. Von Ktoffel hingegen heißt es, ihm gingen närrische Gedanken durch den Kopf.«
»Was hat das mit Gerechtigkeit zu tun?«
»Eine Menge, Gebieter«, sagte Dios glatt.
»Aber jetzt verlieren beide den Ochsen!«
»In der Tat, Gebieter. Ktoffel bekommt ihn nicht, weil er ihn nicht verdient. Und Rhumusphut erringt durch sein Opfer größeren Ruhm in der Unterwelt.«
»Ich nehme an, Ihr heutiges Abendessen besteht aus einer leckeren Ochsenschwanzsuppe und einem saftigen Steak, nicht wahr?« fragte Teppic.
Ebensogut hätte er den Thron heben und ihn auf den Kopf des Hohenpriesters schmettern können. Dios wankte entsetzt einen Schritt zurück, und in seinen Augen glühte Schmerz.
»Ich esse kein Fleisch, Gebieter«, erwiderte er heiser. »Es befleckt die Seele. Darf ich nun den nächsten Fall aufrufen, Gebieter?«
Teppic nickte. »Meinetwegen.«
Einige Minuten später hörte sich Teppic die Gründe für einen Streit an, der hundert Quadratmeter Pachtland am Fluß betraf. Fruchtbarer Acker stand in Djelibeby hoch im Kurs, denn die Pyramiden beanspruchten einen großen Teil davon. Mit anderen Worten: Es ging um eine ernste Angelegenheit.
Sie wurde noch ernster, weil sich der Pächter als gewissenhafter, hart arbeitender Mann erwies, während die Rechtschaffenheit des reichen Eigentümers zumindest bezweifelt werden mußte. 20 Unglücklicherweise war er auch im Recht, wenn man die Fakten berücksichtigte.
Teppic dachte gründlich nach und warf Dios einen unauffälligen Blick zu. Der Hohepriester nickte.
»Mir scheint …«, begann Teppic. Er sprach so schnell wie möglich, aber eben nicht schnell genug.
»Höret das Urteil Seiner Majestät, des Pharaos Teppicymon XXVIII. Herr des Himmels, Lenker des Sonnenwagens, Steuermann der Sonnenbarke, Hüter des Geheimen Wissens, Lord des Horizonts, Bewahrer des Weges, Dreschflegel der Gnade, des Hochgeborenen, des Ewig Lebenden Herrschers!«
»Mir scheint …« Teppic unterbrach sich kurz. »Uns scheint, ich meine … Wenn man alle Dinge in Erwägung zieht, vor allem diejenigen, die sich jenseits sterblicher List verbergen, so gelangt man zwangsläufig zu dem Schluß …« Er zögerte erneut. Nein, so spricht kein Gottkönig, dachte er.
»Der Grundbesitzer wurde gewogen und für zu leicht befunden!« dröhnte Teppics Stimme durch den Mundschlitz der Maske. »Wir entscheiden uns für den Pächter.«
Die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf Dios, der mit einigen anderen Priestern flüsterte und dann aufstand.
»Hört die interpretierte
Weitere Kostenlose Bücher