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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pharaos sah prächtig aus. Er bestand aus Glänzgut, Funkelhell und teurem Schimmerfein. Man hatte ihn mit rosafarbener Jade, blauen Rubinen und grünen Opalen geschmückt, und sein Duft erinnerte an Harze und erlesene Kräuter …
    Er bot einen wahrhaft beeindruckenden Anblick, aber Teppicymon XXVII. vertrat trotzdem die Ansicht, daß es nicht lohnte, für ihn zu sterben. Er drehte sich um und wanderte über den Hof.
    Ein neuer Darsteller trat in das Drama seines Todes.
    Grinjer, der Modellbauer.
    Die kleinen Modelle hatten Teppicymon immer fasziniert. Selbst einfache Bauern erwarteten, daß man sie mit hölzernem Vieh zu Grabe trug – mit winzigen Ochsen und so weiter, die in der Unterwelt irgendwie zum Leben erwachten. Viele von ihnen begnügten sich im Diesseits mit einer Kuh, um sich im Jenseits eine große Herde leisten zu können. Adlige und Pharaonen bekamen die komplette Ausstattung, und dazu gehörten auch Modelle von Wagen, Häusern, Booten und allen anderen Dingen, deren Originale in der Grabkammer keinen Platz fanden. Sobald sie auf die andere Seite wechselten, wuchsen sie auf ihre richtige Größe und erfüllten den vorgesehenen Zweck.
    Teppicymon runzelte die Stirn. Zu seinen Lebzeiten war er völlig sicher gewesen, daß dies alles der Wahrheit entsprach. Nicht der geringste Zweifel kratzte an den dicken Mauern seiner Überzeugung. Doch jetzt …
    Grinjers Zunge ragte aus dem einen Mundwinkel, als er nach einer Pinzette griff und der kleinen Trireme – Maßstab eins zu achtzig – ein noch viel kleineres Ruder hinzufügte. In der Werkstatt wimmelte es von zwergenhaften Tieren und anderen Dingen. Einige eindrucksvolle Artefakte hingen von der Decke herab.
    Belauschte Gespräche gaben dem Phantom des Pharaos alle notwendigen Informationen: Grinjer war sechsundzwanzig, konnte nichts gegen seine wuchernde Akne unternehmen und wohnte bei der Mutter. Des Abends stellte er Modelle her. Tief im Düffelmantel seines Geistes hoffte er, eines Tages eine nette junge Frau zu finden, die verstand, wie wichtig es war, alle Einzelheiten eines sechsrädrigen Ochsenkaiyens mit der erforderlichen Genauigkeit nachzubilden, die den Topf mit Klebstoff hielt und immer einen hilfsbereiten Finger anbot, wenn ein Teil festen Druck erforderte, bis der Kleister trocknete.
    Fanfaren und aufgeregte Stimmen erklangen, aber Grinjer achtete nicht darauf. Seit einiger Zeit herrschte draußen ein ziemlicher Rummel, und vermutlich ging es dabei nur um irgendwelche Banalitäten. Seiner Ansicht nach versäumten es viele Leute, ihre Prioritäten richtig zu setzen. Zwei Monate lang hatte er auf mattschwarzen Lack warten müssen, und kaum jemand schien sich deswegen Gedanken zu machen. Grinjer schob die Brille höher auf den Nasenrücken und brachte ein winziges Steuerruder in die richtige Position.
    Jemand stand neben ihm. Nun, vielleicht konnte er sich nützlich machen.
    »Wenn du den Finger hier draufhalten würdest …«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Nur eine Minute lang, bis der Klebstoff wirkt.«
    Es kam zu einem plötzlichen Temperatursturz und als der Modellbauer den Kopf hob, sah er in eine goldene Maske. Dahinter verfärbte sich Dios’ Gesicht; aus der Version Nummer Dreizehn (blasse Haut) wurde Version Nummer Siebenunddreißig (purpurner Hochglanz-Sonnenuntergang).
    »Oh«, sagte er.
    »Sehr hübsch.« Teppic deutete auf das Modell. »Was stellt es dar?«
    Grinjer sah den Pharao an und blinzelte. Dann blinzelte er noch einmal und blickte aufs Boot.
    »Das Original ist eine fünfundzwanzig Meter lange khalianische Fluß-Trireme mit Bugramme und Fischschwanz-Heck«, antwortete er automatisch.
    Gleich darauf gewann er den Eindruck, daß man mehr von ihm erwartete. Unsicher befeuchtete er sich die Lippen.
    »Das Modell besteht aus mehr als fünfhundert Teilen«, fügte er hinzu. »Wenn man diesen Faden hier zieht …«
    Die Maske hatte sich bewegt, und Dios nahm nun ihren Platz ein. Er bedachte Grinjer mit einem Darüber-reden-wir-später-Blick und eilte dem Pharao nach. Das Phantom des verstorbenen Teppicymon folgte ihm.
    Teppic verdrehte die Augen hinter der Maske und spähte in das Zimmer mit den Sarkophagen. Auf der einen Seite stand der marmorne Behälter, in dem sich Ptraci verbarg. Der Keil steckte noch immer unter dem Deckel.
    »Unser Vater liegt hier drüben, Gebieter«, sagte Dios. Er konnte so leise gehen wie ein Geist.
    »Oh. Ja.« Teppic zögerte und trat an den großen Sarg heran, der auf einem Bock ruhte. Eine

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