Pyramiden
der Flüsse«, sagte Ptaclusp. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. »Es liegt am – wieheißternoch?– Grenzeffekt.«
»Wie ich sehe, haben Sie die Arbeit in den Grabkammern eingestellt«, bemerkte Dios.
»Die Männer …«, murmelte Ptaclusp. »Die niedrige Temperatur … Der Grenzeffekt … Zu gefährlich …«
Teppic musterte die beiden so unterschiedlichen Gestalten nacheinander.
»Was ist denn los?« fragte er. »Gibt’s irgendwelche Probleme?«
»Äh«, sagte Ptaclusp.
»Sie sind dem Zeitplan voraus«, sagte Teppic. »Das ist sehr lobenswert. Sie haben viel Arbeit in das Projekt investiert.«
»Äh. Ja. Aber.«
Relative Stille schloß sich an. In der Ferne erklangen die Stimmen der Arbeiter, und hinzu kam das leise Zischen warmer Luft, die über kaltes Gestein strich.
»Bestimmt ergeben sich keine Schwierigkeiten mehr, wenn wir den Schlußstein hinzugefügt haben«, brachte Ptaclusp schließlich hervor. »Sobald sich die gespeicherte Energie entladen kann, ist alles in bester Ordnung. Äh.«
Er deutete auf den Elektrum-Block. Soweit man überhaupt von einem Block sprechen konnte: Das Ding durchmaß kaum einen halben Meter und ruhte auf kleinen Böcken.
»Morgen sollten wir eigentlich in der Lage sein, ihn auf die Spitze zu setzen«, sagte der Baumeister. »Haben Sie nach wie vor die Absicht, bei der feierlichen Zeremonie zugegen zu sein? O Gebieter?« Er zupfte nervös an seinem Umhang. »Es gibt kühle G-getränke«, stotterte er. »Äh, vielleicht auch warme. K-kommt ganz darauf an. Jeder Besucher erhält eine silberne Maurerkelle als Andenken. Außerdem: Alle rufen ›Hurra!‹ und werfen ihre Hüte hoch.«
»Sie dürfen auf unsere Anwesenheit zählen«, sagte Dios. »Es wird eine Ehre sein.«
»Für uns ebenfalls, Gebieter«, sagte Ptaclusp pflichtbewußt.
»Ich meine für Sie«, fügte der Hohepriester hinzu. Er sah über den weiten Platz, der sich zwischen der Pyramide und dem Fluß erstreckte. Dort standen Dutzende von Statuen und Bildnissen, die Pharao Teppicymons Heldentaten 21 verewigten.
»Lassen Sie das fortschaffen«, sagte Dios.
Ptaclusp musterte ihn mit bestürzter Unschuld.
»Ich spreche von einem ganz bestimmten Objekt«, erklärte der Hohepriester.
»Oh. Äh. Nun, wir dachten uns, sobald Sie die herrliche Statue an Ort und Stelle sehen, im richtigen Licht … Wissen Sie, Hut der Geierköpfige Gott Unerwarteter Besucher könnte hier …«
»Er verschwindet«, sagte Dios.
»Wie Sie wünschen, Euer Eminenz«, erwiderte Ptaclusp kummervoll. Derzeit stand dieser Punkt ganz unten auf der Liste seiner Probleme, aber er gewann langsam den Eindruck, von der Statue verfolgt zu werden.
Dios beugte sich etwas näher.
»Sie haben nicht zufällig eine Frau auf dem Bauplatz gesehen, oder?« fragte er.
»Nein, keine Frau, mein Lord«, antwortete Ptaclusp. »Sie bringen Unglück.«
»Die Betreffende trägt recht provokative Kleidung«, erklärte der Hohepriester.
»Nein, nein, keine Frauen!«
»Der Palast ist nicht weit entfernt«, fuhr Dios hartnäckig fort. »Und hier gibt es bestimmt viele Möglichkeiten, sich zu verstecken.«
»Eminenz, ich versichere Ihnen, daß wir hier keine Frau gesehen haben«, sagte Ptaclusp.
Dios bedachte ihn mit einem finsteren Blick und wandte sich dann zu der Stelle um, an der Teppic bis vor einigen Minuten gestanden hatte.
»Bitte sagen Sie ihm, daß er niemandem die Hand schütteln soll!« rief Ptaclusp, als der Hohepriester über den Sand stürmte, in Richtung einer goldenen Maske, die in der Ferne glitzerte. Der Pharao schien sich noch immer nicht daran gewöhnen zu können, daß das Volk keinen Mann des Volkes als Herrscher wollte. Diejenigen Arbeiter, die ihm nicht rechtzeitig aus dem Weg gehen konnten, verbargen ihre Hände hinterm Rücken.
Ptaclusp seufzte, fächelte sich Luft zu und trat in den Schatten seines Zelts.
Dort warteten Ptaclusp IIa, Ptaclusp IIa, Ptaclusp IIa und Ptaclusp IIa auf ihn. In der Gegenwart von Buchhaltern fühlte sich Ptaclusp nie recht wohl, und es bedrückte ihn, daß gleich vier zugegen waren, noch dazu ein und dieselbe Person. Auch drei Ptaclusp IIbs saßen am Tisch. Die anderen vier (oder fünf?) befanden sich auf dem Bauplatz.
Der Baumeister winkte beschwichtigend.
»Immer mit der Ruhe«, sagte er. »Wo liegt heute das Problem?«
Einer der IIas deutete auf einen Stapel Wachstafeln.
»Hast du irgendeine Ahnung, was ›Analysis‹ bedeutet, Vater?« fragte er in jenem rasiermesserscharfen Tonfall,
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