Pyramiden
den Buchhalter benutzen, wenn sie von besonders großen Zahlen auf der Passivseite einer Bilanz sprechen.
»Nein, aber du wirst es mir sicher gleich erklären.« Ptaclusp ließ sich auf einen Stuhl sinken.
»Ich mußte so etwas erfinden, um mit den Lohnabrechnungen fertig zu werden, Vater«, warf ein anderer IIa ein.
»Ich dachte, das sei Algebra«, brummte Ptaclusp.
»Algebra hatten wir in der letzten Woche«, sagte ein dritter IIa. »Jetzt ist Kalkül dran. Ich bin viermal durch eine Schleife gegangen, um eine Lösung zu finden.« Er musterte seine Brüder. »Derzeit arbeiten drei von mir an Quanten-Buchführung.«
»Und warum?« fragte Ptaclusp müde.
»Wir brauchen sie in der nächsten Woche.« Der Chef-Buchhalter starrte auf die oberste Wachsplatte. »Um nur ein Beispiel zu nennen … Kennst du den Freskenmaler Rthur?«
»Was ist mit ihm?«
»Er, ich meine, sie haben uns die Arbeit von zwei Jahren in Rechnung gestellt.«
»Oh.«
»Angeblich erledigten sie ihren Auftrag am letzten Dienstag. Und sie sprachen von verdrehter, gekrümmter Zeit.«
»Im Ernst?« stöhnte Ptaclusp.
»Die Kerle lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen«, sagte einer der anderen Buchhalter und starrte die parakosmischen Architekten an.
Ptaclusp zögerte. »Wie viele Rthurs gibt es?«
»Woher sollen wir das wissen? Es waren dreiundfünfzig, und dann erreichten sie eine kritische Schwelle. Wir sind ihm ziemlich oft begegnet.« Zwei IIas lehnten sich zurück und preßten die Fingerspitzen aneinander – immer ein schlechtes Zeichen bei jemandem, der mit Geld zu tun hat. »Es gibt noch ein Problem«, fuhr einer von ihnen fort. »Nach der ersten Begeisterung kamen viele Männer auf den Gedanken, die Zeit-Schleifen heimlich zu durchschreiten. Um zu Hause zu bleiben und sich zur Arbeit zu schicken.«
»Das ist doch lächerlich«, wandte Ptaclusp kläglich ein. »Es sind keine unterschiedlichen Personen. Sie manipulieren sich selbst.«
»So etwas geschieht häufig, Vater«, sagte IIa. »Wie viele Männer haben aufgehört, sich mit zwanzig das Hirn aus dem Schädel zu trinken – um einen Fremden davor zu bewahren, mit vierzig an Leberversagen zu sterben?«
Stille schloß sich an, und Ptaclusp versuchte, den Sinn der gerade verhallten Worte zu erfassen.
»Einen Fremden …?« wiederholte er unsicher.
»Ich meine, sein älteres Ich«, erwiderte IIa scharf. »Eine philosophische Metapher«, erläuterte er.
»Einer der Steinmetze hat sich gestern verprügelt«, sagte ein IIb düster. »Er schlug auf sich ein, und bei dem Streit ging es um seine Ehefrau. Jetzt wird er allmählich verrückt und zerbricht sich den Kopf darüber, ob er eine ältere Version ist oder zu den Ich-Entsprechungen gehört, die noch nicht geschlagen wurden. Er fürchtet, sich einen Hinterhalt zu stellen. Und das ist noch längst nicht der schlimmste Fall. Vater, wir bezahlen vierzigtausend Arbeiter, aber auf der Lohnliste stehen nur zweitausend Namen.«
»Und deshalb droht uns bald der Bankrott«, ächzte Ptaclusp. »Darauf willst du doch hinaus, oder? Ach, es ist meine Schuld. Ich wollte nur etwas schaffen, das ich euch vererben kann. Mit diesen Schwierigkeiten habe ich nicht gerechnet. Zu Anfang erschien alles ganz leicht.«
Einer der IIas räusperte sich.
»Die Lage ist, äh, nicht völlig hoffnungslos«, sagte er leise.
»Was soll das heißen?«
Der Buchhalter legte ein Dutzend Kupfermünzen auf den Tisch.
»Nun, äh«, begann er. »Wißt ihr, äh, was die vielen Zeitverschiebungen betrifft, äh, ich dachte mir, die Schleifen existieren nicht nur für Menschen, sondern auch für, äh, Objekte. Seht ihr die Münzen eigentlich hier?«
Eine von ihnen verschwand.
»Es sind temporale Replikationen, nicht wahr?« fragte einer der übrigen IIas.
»Nun, äh, ja«, gestand der Buchhalter verlegen ein. Eigentlich ließ es sich nicht mit seiner persönlichen Religion vereinbaren, auf das heilige Wirken des Geldes Einfluß zu nehmen. »In Wirklichkeit ist es nur eine Münze, und sie existiert in Abständen von jeweils fünf Minuten.«
»Benutzt du diesen Trick, um die Arbeiter zu bezahlen?« fragte Ptaclusp dumpf.
»Von einem ›Trick‹ kann keine Rede sein«, widersprach IIa heftig. »Ich gebe ihnen den Lohn und bin nicht dafür verantwortlich, was nachher damit geschieht, oder?«
»Die Sache gefällt mir nicht«, sagte der Baumeister.
»Sei unbesorgt«, ließ sich ein anderer IIa vernehmen. »Letztendlich gleicht sich alles aus. Jeder bekommt,
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