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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einen Pfeil auf die Sehne.
    »Entschuldige«, sagte Teppic. »Könntest du das Ding bitte beiseite legen? Wenigstens für ein paar Minuten? Meine Gefährtin und ich haben einen weiten Weg hinter uns, und wir würden es vorziehen, nicht mit Pfeilen begrüßt zu werden.«
    Diese beiden Männer sind harmlos, dachte er. Und fast gelang es ihm, sich davon zu überzeugen.
    Er pfiff. Ptraci ließ nicht lange auf sich warten, kam hinter der Düne hervor und führte Du Mistvieh. Teppic bezweifelte, ob ihre Kleidung genug Platz bot, um irgendeine Tasche aufzuweisen; trotzdem war es der jungen Frau gelungen, ihr Make-up zu vervollständigen, Wimperntusche aufzutragen und das Haar in Ordnung zu bringen. Wie eine Schlange auf Rollen wand sie sich heran, dazu entschlossen, den Fremden mit der vollen Wucht ihrer Persönlichkeit zu begegnen. In der einen Hand hielt sie etwas.
    »Sie hat die Schildkröte gefunden!« platzte es aus Xeno heraus. »Ausgezeichnet!«
    Das Reptil zog den Kopf ein und kniff vermutlich auch die Augen zu. Ptraci bedachte Xeno mit einem finsteren Blick. Außer sich selbst hatte sie nicht viel auf der Welt, und offenbar ging es ihr gegen den Strich, nur als eine Wiederfinderin von Schildkröten anerkannt zu werden.
    Der hochgewachsene Mann seufzte. »Ach, Xeno«, sagte er. »Ich glaube langsam, du siehst die Sache mit den Schildkröten und Pfeilen völlig falsch.«
    Der Dicke schnitt eine Grimasse.
    »Mein lieber Ibid«, erwiderte er steif. »Dein Problem besteht darin, daß du dich für einen Experten auf allen Fachgebieten hältst.«
     
    Die Götter des Alten Königreichs erwachten.
    Der Glaube entfaltet Kraft. Sie ist nicht sehr stark, wenn man sie mit der Gravitation vergleicht. Wenn es darum geht, Berge zu bewegen, erringt die Gravitation immer den Sieg. Aber die Kraft des Glaubens existiert, und jetzt fand sie eine gute Gelegenheit, sich auszuwirken: Das Alte Königreich war in sich selbst geschlossen, schwebte abseits des restlichen Universums und achtete nicht auf den mahnend erhobenen Zeigefinger der Realität.
    Siebentausend Jahre lang hatten die Djelibeber an ihre Götter geglaubt.
    Und jetzt existierten sie. Die Untertanen des Pharaos bekamen das vollständige Sortiment.
    Woraus sich für die Bewohner des Djel-Tals einige neue Erfahrungen ergaben. Zum Beispiel stellten sie fest, daß Vut der Hundeköpfige Gott des Abends weitaus besser aussah, wenn man ihn auf einer Vase darstellte. Als zwanzig Meter große, knurrende und übelriechende Manifestation, die an der Haustür vorbeimarschierte, wirkte er eher beunruhigend.
    Dios saß im Thronsaal, legte sich die goldene Maske des Pharaos auf die Knie und schnitt ein sehr ernstes Gesicht. Die weniger hohen Hohenpriester an der Tür brachten schließlich den Mut auf, sich ihm zu nähern, bewegten sich dabei so vorsichtig wie Leute, die den Ärger eines hungrigen Löwen fürchten. Wenn Götter erscheinen, sind gerade die Priester besonders besorgt. In ihrem Fall kann die göttliche Anwesenheit mit dem überraschenden Besuch eines triumphierend lächelnden Buchprüfers verglichen werden.
    Koomi stand ein wenig abseits seiner Kollegen und überlegte hingebungsvoll. Seltsame, völlig ungewohnte Gedanken wanderten über nur selten benutzte neurale Pfade und orientierten sich mit Hilfe neuer Wegweiser. Koomi wartete gespannt darauf, welche Ziele sie anstrebten.
    »O Dios«, murmelte ein für Ket den Ibisköpfigen Kopf der Gerechtigkeit zuständiger Priester. »Wie lautet der Befehl des Pharaos? Die Götter schreiten umher, kämpfen gegeneinander und brechen in Häuser ein, o Dios. Wo ist der Pharao? Welche Anweisungen hat er für uns?«
    »Ja«, sagte ein anderer Priester, der sich um Schrubb den Schieber des Sonnenballs kümmerte. Er hatte das Gefühl, daß man mehr von ihm erwartete. »Und wahrhaftig«, fügte er hinzu, »Euer Lordschaft hat sicher bemerkt, daß die Sonne zittert, weil die Götter Der Sonne um sie ringen.« Er scharrte mit den Füßen. »Der heilige Schrubb entschloß sich zu einem strategischen Rückzug und, äh, mußte auf der Stadt Hort notlanden. Einige Gebäude wurden, äh, beschädigt. Ich meine, es blieb nur Schutt übrig.«
    »Damit hat es durchaus seine Richtigkeit«, brummte der Hohepriester Thrrps des Streitwagenlenkers der Sonne ein. »Immerhin ist mein Herr der wahre Gott der …«
    Die Stimme verklang.
    Dios bebte am ganzen Leib, neigte den Oberkörper vor und zurück. Seine Augen starrten ins Leere, und die Hände schlossen

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