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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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älter als er. Einem alten chinesischen Sprichwort zufolge »kann eine ältere Ehefrau sich besser um ihren Ehemann kümmern«. Doch mit ihren offenen Haaren, die ihr in leichten Wellen über die Schultern fielen, wirkte sie jünger.
    Die Nudeln waren gut, das Zimmer sauber, Qinqin hatte ein Hühnchensandwich und einen Apfel in einer zugeschweißten Plastiktüte in der Hand und war fertig für die Schule. Wie schaffte sie es bloß, so viel in so kurzer Zeit zu erledigen? fragte er sich.
    Und sie hatte es nicht leicht, nicht nur zu Hause. Sie saß hinter der Kasse eines kleinen, einfachen Restaurants, dem Vier Meere im Stadtbezirk Yangpu. Diese Arbeit war ihr zugewiesen worden, als sie mit ihm nach Shanghai zurückgekehrt war. Damals war das »Amt für gebildete Jugendliche« für die Vergabe von Arbeitsplätzen zuständig gewesen, doch das Amt berücksichtigte weder die Bildung des Anwärters noch seine Wünsche oder gar die Lage des Arbeitsplatzes. Sich darüber zu beklagen hätte wenig genutzt, denn das Amt hatte große Probleme, die Millionen ehemaliger Landverschickter unterzubringen, die damals nach Shanghai zurückströmten. Man war froh, wenn man überhaupt eine Stelle bekam. Die Fahrradfahrt von der Wohnung zur Arbeit dauerte fünfundfünfzig Minuten und war äußerst beschwerlich; drei bis vier Radfahrer radelten Schulter an Schulter im Stoßverkehr. Im letzten November war sie gestürzt, als es in der Nacht geschneit hatte. Zwar hatte ihr Fahrrad bis auf eine kleine Delle im Schutzblech kaum Schaden genommen, doch sie mußte mit mehreren Stichen genäht werden. Bei Regen wie bei Sonnenschein fuhr sie auf ihrem alten Rad. Sie hätte natürlich auch darum bitten können, in ein näher gelegenes Restaurant versetzt zu werden, tat es aber nicht. Das Vier Meere lief gut und bot ihr einige Vergünstigungen. Manch anderes staatliches Restaurant lief so schlecht, daß es kaum genug Gewinn abwarf, um den Angestellten die Krankenhausrechnungen zu erstatten.
    »Du solltest mehr essen«, sagte sie.
    »Ich kann morgens nicht soviel essen, das weißt du doch.«
    »Du mußt hart arbeiten. Wahrscheinlich wirst du dir heute nicht einmal eine Mittagspause gönnen können. Da geht es mir im Restaurant schon besser.«
    Er war mit seinen Nudeln noch nicht fertig, da klingelte das Telefon. Sie sah ihn an, doch er ließ es noch eine Weile klingeln, bevor er den Hörer abnahm.
    »Hallo, Chen am Apparat. Entschuldigen Sie, daß ich so früh anrufe.«
    »Ist schon in Ordnung. Was gibt es denn – irgend etwas Neues?«
    »Nein«, sagte Chen. »Keine Neuigkeiten, auch keine Veränderungen in Ihrem Terminkalender, nur Kommissar Zhang möchte sich heute nachmittag mit Ihnen treffen. Noch vor vier. Am besten rufen Sie ihn gleich an.«
    »Warum denn?«
    »Kommissar Zhang besteht darauf, persönlich aktiv zu werden, er will ein Verhör durchführen. Und danach würde er gerne seine Aufzeichnungen mit den Ihren vergleichen.«
    »Kein Problem, ich kann ja früher anfangen. Aber müssen wir das denn jetzt jeden Tag so handhaben?«
    »Ich vermutlich schon, und da heute der erste Tag ist, tun Sie wohl am besten auch das, was der Kommissar möchte.«
    Yu legte den Hörer auf und wandte sich seufzend an Peiqin.
    »Ich fürchte, heute mußt du Qinqin zur Schule bringen.«
    »Das macht mir nichts aus«, sagte sie, »aber du tust viel zuviel für zuwenig Geld.«
    »Glaubst du, das weiß ich nicht? Ein Polizeibeamter verdient vierhundertzwanzig Yuan im Monat, ein Tee-Eier-Verkäufer verdient doppelt soviel auf der Straße.«
    »Und dein Oberinspektor – wie heißt er gleich noch mal? Der ist alleinstehend und bekommt trotzdem eine Wohnung.«
    »Vielleicht bin ich zur falschen Zeit geboren.« Yu versuchte, dem Ganzen eine humoristische Wendung zu geben. »Aus einer Schlange wird eben nie ein Drache. Der Oberinspektor ist da anders.«
    »Sag das nicht, Guangming«, meinte Peiqin und fing an, den Tisch abzuräumen. »Du bist mein Drache, vergiß das nie!«
    Als Yu sich die Zeitung in die Jackentasche stopfte und sich zur Bushaltestelle an der Jungkong Lu aufmachte, wuchs in ihm eine gewisse Gereiztheit. Dem chinesischen Mondkalender zufolge war er im letzten Monat des Drachenjahres geboren, und in den zwölf Tierkreiszeichen verhieß dieses Jahr angeblich Glück. Doch dem Gregorianischen Kalender zufolge war er Anfang Januar 1953 geboren, also zu Beginn des Schlangenjahrs. Es paßte einfach nicht zusammen – eine Schlange ist kein Drache und kann

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