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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dienerin kam und brachte ein Bronzetablett
mit Früchten, Käse, Oliven und einem kunstvoll verzierten Becher, den sie
Charlotte mit einer Verbeugung überreichte.
    »Das ist Boza«, erklärte
Alev. »Es wird aus Gerste hergestellt und ist sauer, aber köstlich
erfrischend.«
    Widerstrebend probierte Charlotte
das Gebräu und stellte fest, daß es tatsächlich sehr erfrischend war. Und
während sie aß, kehrte auch in zunehmendem Maße ihre Zuversicht zurück. Patrick
würde sie nicht hier zurücklassen, ganz im Gegenteil, er würde dafür sorgen,
daß sie sicher nach Hause kam!
    Als Charlotte ihre Mahlzeit beendet
hatte, brachte ihr eine Dienerin einen Kaftan aus golddurchwirktem Stoff und
hölzerne Sandalen mit mindestens zehn Zentimeter hohen Sohlen.
    »In diesen Schuhen kann ich nicht
laufen«, erklärte sie, nachdem sie den Kaftan angelegt hatte. »Ich würde mir
den Hals brechen.«
    Alev zuckte die Schultern und
bedeutete Pakize, die Sandalen fortzubringen. »Kommen Sie«, forderte sie
Charlotte auf. »Ich möchte Ihnen das Serail zeigen.«
    Sie deutete auf mehrere Becken mit
kunstvoll bemalten Kachelwänden, die von bequemen Diwanen umgeben waren. »Das
sind die Bäder«, sagte sie dabei. Auf dem herrlichen Marmorboden lagen dicke
Sitzkissen verteilt. Ein halbes Dutzend Frauen musterten Charlotte mit
unverhohlener Neugierde.
    »Im Gegensatz zu vielen Europäern
und Amerikanern baden wir jeden Tag, manchmal sogar mehrmals«, fuhr Alev fort.
»Es ist ein sehr angenehmes Ritual, das oft Stunden dauert.«
    Charlotte dachte an ihr eigenes Bad
und erschauerte. Niemals zuvor in ihrem Leben hatte sie eine
sinnlichere Erfahrung gemacht.
    Durch einen reich verzierten
Rundbogen betraten sie einen riesigen Saal. »Der Hamam«, sagte Alev
stolz. »Hier versammeln wir uns, um zu nähen, zu musizieren oder um uns die
Darbietungen anzusehen, die für uns veranstaltet werden.«
    Die Wände des Hamam ragten
fast so hoch wie in den Thronsälen englischer Schlösser und waren mit kostbaren
Wandteppichen geschmückt. Frauen ruhten auf samtbezogenen Diwanen oder hockten
lachend und plaudernd auf Sitzkissen beisammen.
    Doch in diesem Raum kam noch ein
anderes, bisher ungesehenes Element hinzu — ein stattlicher schwarzer Mann,
der auf einem Podium stand und mit nachsichtigem Lächeln die Vorgänge im Raum
beobachtete.
    Charlotte zupfte an Alevs Ärmel.
»Ist das ein Eunuch?« »Ja«, bestätigte Alev lächelnd.
    Charlotte war fasziniert. Ein echter
Eunuch! »Ist er ein Dienstbote wie Pakize?«
    Alev lachte und schüttelte den Kopf.
»Nein. Außer Khalif selbst und der rechtmäßigen Sultanin, seiner Mutter,
besitzt niemand mehr Autorität in diesem Harem. Rashad hält Ordnung zwischen
uns und schlichtet Streitigkeiten, damit Khalif und die Sultanin nicht
belästigt werden.«
    Nach dem Hamam führte Alev
Charlotte in einen geräumigen Innenhof, wo Dattelpalmen und eine einzelne Ulme
angenehmen Schatten spendeten. Auch hier hielten sich zahlreiche Frauen auf.
    »Warum braucht ein Mann so viele
Ehefrauen?« wisperte Charlotte, während sie verstohlen zu der hohen Ulme
hinübersah. Der Baum stand so dicht an der Mauer, daß er vielleicht als Fluchtmöglichkeit
in Betracht zu ziehen war.
    Die Frage schien Alev zu verärgern.
»Diese Frauen sind keine Kadins«, antwortete sie gereizt. »Einige
von ihnen werden niemals in Khalifs Gemächer befohlen werden, andere werden
verkauft oder verschenkt. Nur ganz wenige besitzen die Chance, dem Sultan
persönlich zu dienen, ganz zu schweigen davon, zu Favoritinnen oder Ehefrauen
aufzusteigen.«
    Die Worte >verkauft oder
verschenkt< stachelten Charlottes Empörung an. »Ihr seid alle Sklavinnen«,
versetzte sie in scharfem Ton. »Egal, in welchem Grade ihr verwöhnt
oder bevorzugt werdet!«
    Alev musterte sie kühl. »Wenn
wir Sklavinnen sind, sind Sie es auch — egal, was Ihr Captain Ihnen versprochen
haben mag.«
    Ein eisiger Hauch strich über
Charlottes Rücken, aber das konnte sie nicht dazu bewegen, ihre Prinzipien zu
verleugnen. »Ihr solltet euch wehren!« flüsterte sie. »Wenn Ihr euch
alle gemeinsam gegen die Herrschaft des Sultans auflehnen würdet ...«
    Alevs ungeduldiger Seufzer ließ sie verstummen. »Ihr Amerikaner seid die reinsten Volksverhetzer, ihr besitzt
kein Gefühl für Tradition. Aber lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, Charlotte:
Wenn ich mit den Fingern schnippen könnte und im nächsten Moment wieder in
England wäre, würde ich es nicht tun!« Sie zog Charlotte in eine

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