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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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gegeben hatte, und wog es gegen die Gefahren ab, die sie
außerhalb des Palasts erwarten mochten.
    »Ja«, stimmte er schließlich
widerstrebend zu. »Charlotte bleibt, bis ich meine Geschäfte auf dem Festland
erledigt habe.«
    Khalif nickte. »Ich lasse sie heute
abend zu dir bringen, damit du dich von ihr verabschieden kannst.«
    Ein überwältigendes Gefühl der
Trauer erfaßte Patrick, weil er wußte, daß Charlotte seine Entscheidung als
Verrat ansehen würde. »Du mußt mir etwas versprechen, Khalif«, bat er ernst.
»Charlotte darf nicht auf den Wink eines Eunuchen oder deiner Mutter hin
gezüchtigt werden.«
    Der Sultan seufzte. »Sie muß die
Gesetze des Harems befolgen, wie die anderen, aber ich werde dafür sorgen, daß
Charlotte von niemandem außer mir gemaßregelt wird.«
    Patrick blieb nichts anderes übrig,
als sich damit zufriedenzugeben; er wußte, wie großzügig diese Geste Khalifs
war. Obwohl er die Frauen in seinem Harem sehr verwöhnte, forderte er
absoluten Gehorsam von ihnen. Vergehen wurden mit Strafen von Schlägen bis hin
zu Enthauptungen bestraft. In Riz herrschte eine uralte Kultur mit uralten
Traditionen. Patrick konnte nicht erwarten, daß sie einer einzigen rebellischen
Amerikanerin wegen umgestoßen wurden.
    Khalif klopfte Patrick zum zweitenmal
auf die Schulter. »Mach die keine Sorgen, alter Freund. Ich werde die junge
Dame wederköpfen noch auspeitschen lassen, das verspreche ich dir.«
    Patrick seufzte. »Sei nicht so
voreilig«, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. »Du kennst Charlotte noch
nicht ...«
    Charlotte saß auf einer Bank unter der Ulme
und legte sich einen Fluchtplan zurecht. Denn falls es stimmte, was Alev sagte
und Patrick wirklich beabsichtigte, sie hier im Palast zurückzulassen, waren
drastische Maßnahmen angesagt.
    Als die Schatten länger wurden und
die anderen Frauen nach und nach den Hof verließen, stand sie auf, raffte ihr
bodenlanges Gewand und kletterte flink wie ein Eichhörnchen auf die Ulme.
    Auf einem dicken Ast hielt sie inne,
um einen Blick über die Mauer zu werfen, doch außer Sand, Meer und der Enchantress,
die in einiger Entfernung auf den Wellen schaukelte, war nichts zu sehen.
Vorsichtig drehte Charlotte sich und schaute in südliche Richtung.
    Wüste — so weit das Auge blicken
konnte.
    Charlotte seufzte vor Enttäuschung
und stürzte dann fast vom Baum vor Schreck, als eine weibliche Stimme sie von
unten her giftig ankeifte. Obwohl Charlotte kein Wort verstand, war der Ton
eindeutig genug. Sie sollte hinunterkommen.
    Errötend kletterte sie den rauhen
Stamm hinunter und stand einer kleinen alten Frau in prächtigen Gewändern
gegenüber. Das Auffallendeste an ihr war ihre ausgeprägte Adlernase.
    Die Alte drohte mit ihrem hennaroten
Zeigefinger und schrie auf Charlotte ein, bis diese es nicht mehr aushielt.
    »Moment mal!« rief sie erbost. »Wer
immer Sie auch sein mögen, in diesem Ton lasse ich nicht mit mir reden ...«
    Doch da erschien Alev, legte einen
Arm um ihre Schultern und preßte sie hart an sich, was Charlotte zum Verstummen
brachte. Dann begann sie in schnellem Arabisch auf die alte Frau einzureden.
Ihr Ton verriet, daß sie sie zu beschwichtigen versuchte.
    Schließlich wandte Alev sich an
Charlotte und sagte scharf: »Wenn Sie nicht ausgepeitscht werden wollen, dann
hören Sie auf, so stur zu sein. Diese Frau ist die Sultanin, Khalifs Mutter,
und sie besitzt hier große Macht!«
    Charlottes erster Impuls war
Protest, denn niemand hatte sie jemals körperlich gezüchtigt. Schon die bloße
Vorstellung, geschlagen zu werden, schmerzte, aber ihr Instinkt riet ihr, auf
Alev zu hören und ihre Ansichten über diese rückständige Gesellschaft für sich
zu behalten.
    »Verbeugen Sie sich vor ihr und
bitten Sie um Verzeihung«, befahl Alev und kniff Charlotte auffordernd in den
Arm.
    Nachdem sie einige sehr unfeine
Worte heruntergeschluckt hatte, rang Charlotte sich dazu durch, eine
angedeutete Verbeugung zu vollziehen und eine gemurmelte Entschuldigung von
sich zu geben.
    Alev beeilte sich, ihre Worte zu
übersetzen. Nachdem sie eine Weile auf die alte Dame eingeredet hatte, wandte
die Sultanin sich nach einem letzten, warnenden Blick auf Charlotte ab und
stöckelte auf ihren lächerlich hohen Holzsandalen davon.
    »Und diese schreckliche alte Krähe
wollen Sie als Schwiegermutter haben?« sagte Charlotte verblüfft.
    Alev verdrehte die Augen. »Nein«,
entgegnete sie scharf. »Aber ich brauche ihre Zustimmung, wenn ich

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