Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
meiner Denkweise bekehrt hat.«
Patrick hatte das Empfinden, von
einer gewaltigen unterirdischen Kraft durchzuckt zu werden, die ihren Ausbruch
in seinen nächsten Worten fand. »Bevor das geschieht, sehen wir uns in der
Hölle wieder!«
Rowling lachte. »In Ihrem Fall und
angesichts Ihrer arroganten, selbstsüchtigen Natur würde es mich nicht
wundern, wenn Sie dort endeten. Aber ich kann Ihnen versichern, daß Sie mir
dort nicht begegnen werden.« Er brach ab und ließ Patrick Zeit, seine
Feststellung zu verarbeiten. »Charlotte wird mich heiraten. Ich werde ihrem
Kind einen Namen geben und es lieben wie mein eigenes.«
»Sie scheinen sich Ihres Charmes
sehr sicher zu sein«, knurrte Patrick, als er endlich wieder fähig war, etwas
zu erwidern nach einem großen Brandy, den er sich eingeschenkt und in einem
Zug herabgestürzt hatte. »Aber Sie vergessen, daß wir sozusagen auf dieser
Insel gestrandet sind und es Monate oder sogar Jahre dauern kann, bis ein
Schiff hier anlegt.«
Rowling wartete, bis Patrick ihn
ansah, bevor er antwortete. »Ich verspüre die Berufung, in Australien zu
predigen«, sagte er, »und ich werde es tun. Ich habe bereits um ein Schiff
gebetet, das mich hinbringen wird, und es wird bald hier einlaufen.«
Patrick stieß ein Lachen aus. »Ha!
Sie haben gebetet ...«
»Ja«, unterbrach Rowling ihn in
nachsichtigem Ton. »Und von sehr seltenen Gelegenheiten abgesehen, pflegt Gott
maine Wünsche fast immer zu erfüllen.«
Später sollte Patrick die harten
Worte bereuen, die er als nächstes aussprach, aber in diesem Augenblick fühlte
er sich viel zu zornig und in die Ecke gedrängt, um etwas anderes zu sagen.
»Haben Sie auch für Ihre ertrinkende Frau gebetet, oder war das eine jener seltenen
Gelegenheiten, bei denen Gott Ihre Gebete ignorierte?«
Rowling wurde leichenblaß, aber er
erholte sich schnell. Er war stark, das mußte selbst Patrick ihm zugestehen.
»In Seiner unendlichen Weisheit muß Gott beschlossen haben, daß Susannah ihre
Aufgabe auf Erden erfüllt hatte, und deshalb rief er sie heim ins Paradies.«
Patrick wandte den Blick ab. Die
Entschuldigung, die ihm auf der Zunge lag, äußerte er nicht.
Rowling nahm das Gespräch wieder
auf und sagte mit gnadenlos heiterer Stimme: »Charlotte wird eine gute
Missionarin sein, denke ich . .«
Patrick brauchte keine theologische
Ausbildung, um zu wissen, daß ihm gerade auf großzügigste Weise vergeben
worden war, was ihn jedoch nur noch mehr in Wut versetzte. Er stellte das
Brandyglas so hart auf den Tisch zurück, daß der Stiel zersplitterte und das
Glas wie ein geknickter Baum umkippte. »Genug!« brüllte er und unterbrach damit
Rowlings schwärmerischen Vortrag über Charlottes so offensichtliche natürliche
Eignung, australische Heiden zum Christentum zu bekehren.
Der Priester lächelte auf die weise,
sanfte Art, die Patrick allmählich an ihm zu hassen begann.
»Was haben Sie, Captain?« erkundigte
er sich milde. »Finden Sie etwas an meinem Vorschlag auszusetzen?«
»Und ob ich etwas an Ihrem Vorschlag
auszusetzen habe, verdammt!« schrie Patrick. »Charlotte gehört mir, und so wird
es bleiben!«
Rowling sprach mit aufreizender
Sanftheit, und Patrick kam sich wie ein unartiges Kind vor. »Dann sollten Sie
sie am besten selbst heiraten, Captain«, schlug der Missionar vor.
Patrick schaute den Priester aus
schmalen Augen an. »Steckt Charlotte hinter dieser Geschichte? Hat sie es Ihnen
eingeredet?« fragte er gefährlich leise.
»Sie hat mir ihre Sorgen anvertraut,
mehr nicht«, erwiderte Rowling gelassen. »Als sie mich über ihre Situation
aufgeklärt hatte, hielt ich es für das Beste, ihr die Ehe anzubieten. Mit meinem
Ring am Finger würde ihr ein Skandal erspart, und ich würde nicht mehr einsam
sein. Sie dürfen mir ruhig glauben, Captain, daß mein Antrag durchaus ernst
gemeint war. Und falls ich beschließen sollte, dafür zu beten, können Sie
sicher sein, daß sich das Glück in meine Richtung wenden wird.«
Es versetzte Patrick in Rage, dieses
ständige Beharren auf gute Verbindungen zum Allmächtigen. Was glaubte dieser
Brite, wer er war — Moses? David? »Und Sie wagen es, mich arrogant zu
nennen!« stieß Patrick wütend hervor.
Rowlings Lächeln war durch nichts zu
erschüttern. »Das Gebet eines rechtschaffenen Mannes wird Erhörung finden«, zitierte
er mit heiterer Zuversicht. »Und ich bin ein rechtschaffener Mann,
Captain Trevarren. Wenn ich Gott um Charlottes Gunst anflehen würde, wäre
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