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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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zutraute, »es gibt Momente, in denen
ich dich am liebsten aus dem nächsten Fenster stoßen würde. Ich liebe Rafael —
bete ihn sogar an —, aber ich wäre nie bereit, seine oder irgendeines anderen
Mannes Mätresse zu sein.«
    Phaedra errötete. »Was wirst du dann
tun?« fragte sie nach einem langen, verlegenen Schweigen.
    Wieder mußte Annie gegen ihre Tränen
ankämpfen. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. »Einerseits wünschte ich, nie
etwas von Rafael oder Bavia gehört zu haben. Auf der anderen Seite jedoch
würde ich das, was gestern nacht geschehen ist, nicht einmal gegen ein Jahr im
Himmel tauschen.«
    Die Prinzessin erwiderte nichts.
Statt dessen richtete sie den Blick wieder auf ihr Buch.
    Sie erreichten St. James nach nicht
allzu langer Fahrt, und Annie hielt sich für den Rest des Tages von ihrer
Freundin entfernt, las in ihrem Zimmer und nahm ihre Mahlzeiten in der Küche
beim Gesinde ein.
    Nach Sonnenuntergang stand sie auf
einem der Türme und schaute in die Richtung, in der Morovia lag, als sie
plötzlich ein rotes Glühen am nächtlichen Himmel wahrnahm. Andere mußten es
ebenfalls gesehen haben, denn es wurde Alarm geschlagen, und viel Gerenne und
Geschrei entstanden auf dem Hof und in der Burg.
    Es gelang Annie, einen der
vorüberstürzenden Soldaten am Ärmel zu aufzuhalten. »Was ist passiert?«
    Der junge Mann verneigte sich knapp
vor ihr und sagte: »Es scheint, daß die Hauptstadt angegriffen wurde, Miss«,
bevor er weiterrannte, um seinen Pflichten nachzugehen.
    Morovia - der Palast - Rafael. Atemlos
und schwankend vor Schock und Entsetzen sank Annie an die Wand. Er hatte nun
also begonnen, der Krieg, den Rafael seit so langer Zeit erwartete! Sie schloß
die Augen vor den grauenvollen, blutigen Bildern, die vor ihr entstanden, aber
sie ließen sich nicht verdrängen.
    Es herrschte Krieg in Bavia, in der
königstreuen Armee herrschte Chaos, und Rafael selbst war die erste Zielscheibe
des Feinds.
    Es gelang Annie nur mit Mühe, eine
Ohnmacht zu verhindern, aber ihr Magen rebellierte, und sie zitterte so
heftig, daß sie sich mit einer Hand an der Mauer festhalten mußte, als sie auf
die Treppe zuging. Sie wünschte jetzt verzweifelt, in Morovia geblieben zu
sein, obwohl ihr klar war, daß sie mehr ein Hindernis als eine Hilfe für Rafael
gewesen wäre. Sie dachte daran, ein Pferd zu satteln und allein in die
Hauptstadt zurückzukehren, doch während sie es sich noch ausmalte, wußte sie
schon, daß es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. Und ungeheuer töricht.
    Am Fuß der Treppe stieß sie auf noch
mehr Soldaten, die sich anschickten, die Türme zu besetzen, um die Burg zu
verteidigen. Annie blieb einen Moment stehen, gefangen in all dem
Durcheinander, doch dann hastete sie durch den Hof ins Innere des mächtigen
Gebäudes, rannte die Treppe hinauf und in ihr Zimmer.
    Dort wühlte sie in ihren noch nicht
ausgepackten Koffern, bis sie endlich fand, was sie gesucht hatte - ihre Reithosen
und ihr Hemd. Sie legte beides an und versuchte gerade, ihre Stiefel
anzuziehen, als Phaedra hereinstürmte, leichenblaß und mit großen,
weitaufgerissenen Augen.
    »Das ist das Ende!« schrie die
Prinzessin. »Sie werden uns alle umbringen!«

Zwölf
    Orangefarbene und scharlachrote Flammen züngelten
am nächtlichen Himmel auf, verschlangen Schmutz und Glanz, Träume und
Alpträume, Treue und Verrat. Chaos beherrschte die Nacht, und als Rafael aus
einem der hohen Parlamentsfenster auf die brennende Stadt hinausschaute, spiegelten
seine Gefühle wider, was er dort sah.
    Er verzweifelte, weil die Welt, die
er kannte und trotz ihrer zahllosen Schwächen innig liebte, im Begriff war, ein
gewalttätiges Ende zu nehmen; gleichzeitig jedoch tröstete er sich in dem Bewußtsein,
daß Annie relativ sicher war hinter den uralten Mauern von St. James. Trauer um
das Volk von Bavia, sowohl um Rebellen wie Patrioten, erfüllte sein Herz und
doch war Rafael nicht unglücklich, denn Annie Trevaren hatte ihm alles
geschenkt, was sie ihm geben konnte, und er hatte in ihren Armen einen Trost
gefunden, wie er ihn bisher noch nie gekannt hatte. Annie hatte ihn
geschwächt, hatte seine letzten, geheimsten Reserven an Leidenschaft erschöpft
und ihm alles abverlangt, was er war und was er zu geben hatte. Und indem sie
ihn bis an den Rand vollkommener Ermattung getrieben hatte, hatte sie ihn
wiederauferstehen lassen.
    Für einen Moment schloß Rafael die
Augen und überließ sich den Erinnerungen an die

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