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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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sich an seinen Absturz in den Alkoholismus
vor ein paar Wochen.
    Ranieri
hatte den PC hochgefahren und fing an, das Profil, das sie gestern gemeinsam erarbeitet
hatten, in eine vernünftige schriftliche Form zu bringen. Irgendwie hatte er das
Gefühl, dass sein Absturz und Vitis Missgeschick sie einander näher brachte. Gestern
hatte Silvana erstmals keine ihrer berühmt-berüchtigten spitzen Bemerkung gemacht.
Auch er hatte nicht den grantig, aggressiven Ton angeschlagen, mit dem er ihr früher
immer begegnet war. Ranieri kratzte sich den Bart und murmelte auf Deutsch: »Wie
man in den Wald hineinruft, so hallt es wider …« Diese Erkenntnis beschäftigte ihn
auch bezüglich seines getrübten Verhältnisses zur lokalen Presse. Seit seiner Entgleisung
in der Gelateria an den Fondamenta Zattere ai Gesuiti ließen so ziemlich alle Journalisten
kein gutes Haar an ihm. Seit seiner Wiedereinsetzung pinkelten sie ihm Tag für Tag
ans Bein. Früher wäre ihm das unerträglich gewesen und er hätte mit blinder Wut
reagiert. Nun bemühte er sich um Gelassenheit, obwohl die Attacken teilweise unter
der Gürtellinie waren. Allerdings hatte er es sich ja selbst zuzuschreiben. Nun
bemühte er sich, sein Fehlverhalten auszubügeln. Dafür bot die Pressekonferenz zum
Thema ›Venedig-Ripper‹ eine gute Gelegenheit. Heute um elf Uhr würde er ihnen das
Täterprofil präsentieren. Die Sache mit den Gipsspuren, von denen die Pressefritzen
noch nichts wussten, würde er ihnen auch erzählen. Als krönenden Abschluss würde
er sich vor laufenden Kameras dann bei Ornella Felducci entschuldigen. Beim Gedanken
daran begann er im Nacken und auf den Handflächen zu schwitzen, aber daran führte
kein Weg vorbei.
    Als Silvana
Viti kurz nach neun Uhr ins gemeinsame Büro kam, hatte er gerade das Täterprofil
ausgedruckt. Er legte es der noch etwas verschlafen dreinschauenden Kollegin auf
den Schreibtisch und bat sie höflich, noch einen Blick darauf zu werfen, ob er etwas
übersehen oder nicht optimal formuliert habe. Silvana sah ihn überrascht an, nickte
dann und begann, konzentriert den Text durchzulesen. Zwei Kleinigkeiten fielen ihr
noch auf, die Ranieri bereitwillig änderte. Wieder traf ihn ein verwunderter Blick
Silvanas. Er grinste still und begann gerade die ausgebesserte Version auszudrucken,
als es an der Tür klopfte und der von Wind und Wetter zerzauste Lupino Severino
hereinschaute:
    »Ciao
a tutti! Servus, Ludwig, störe ich?«
    »Tach, Tach«,
erwiderte Ranieri und fügte hinzu: »In etwas über einer Stunde gebe ich eine Pressekonferenz.«
    »Ich weiß,
deshalb wollte ich dir noch etwas mitteilen, was mir seit gestern durch den Kopf
geht. Es könnte wichtig sein.«
    Ranieri
schaute überrascht und bat Lupino dann, in Italienisch weiter zu sprechen. Er wollte
Silvana nicht aus der vielleicht wichtigen Konversation ausschließen. Als Lupino
von Philipp Mühleis’ Idee, dass die Gipsspuren auch auf einen Vergolder, Rahmenmacher
oder Bildhauer hinweisen könnten, berichtete, pfiff Ranieri durch die Zähne. Auch
Silvana Viti nickte. Dann sprang Ranieri auf und stürzte zu seinem PC, wo er den
laufenden Druckauftrag stoppte. Er öffnete neuerlich das Dokument mit dem Täterprofil
und ergänzte es um diesen Zusatz.
     
    Am späten Nachmittag kam Ranieri
ziemlich geschlaucht und müde, aber trotzdem gut gelaunt in die Osteria da Marcello.
Der Wirt stellte ihm automatisch ein Bier auf die Theke. Doch Ranieri winkte zu
Marcellos Verwunderung ab und bestellte statt dessen einen Espresso doppio sowie
ein Acqua Naturale. Lupino klopfte ihm auf die Schulter und sagte:
    »Ludwig,
mein Alter. Es ist allerhöchste Zeit, dass du endlich vernünftig wirst. Ich hatte
schon Angst, dass du dir die Birne weichsäufst.«
    Er erzählte
Lupino, dass nach der Pressekonferenz, an deren Ende er sich, so wie er es geplant
hatte, bei der Felducci entschuldigte, diese auf ihn zugekommen war und ihn gefragt
hatte, ob er Zeit für einen Aperitif hätte. Er hatte eingewilligt, und bei einem
Glas Prosecco fand dann die Aussöhnung mit der Reporterin statt. Lupino gratulierte
ihm und erzählte, dass er heute Nachmittag so ziemlich alle Rahmenmacher und Bildhauer
in San Polo abgeklappert hatte. Er war auf nichts Verdächtiges geschweige denn einen
Verdächtigen gestoßen. Ranieri verließ nach knapp einer Stunde die Osteria und machte
noch einen kleinen Umweg zu einer Floristin. Denn es war ihm ein dringendes Bedürfnis,
seiner Frau Blumen

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