Quaelend suesse Glut
ebenso!
Doch Rafiq zuckte nur mit den Schultern. „Ich war in Sorge um dich“, behauptete er dreist.
„Dachtest du etwa, ich sei erneut geflohen?“
„Nicht wirklich, aber du scheinst ein ernstes Problem mit Sand zu haben, deshalb will ich lieber nichts riskieren.“
Sollte das etwa witzig sein? Fast hätte Sera spöttisch geschnaubt, wandelte es aber in letzter Sekunde in ein leises Hüsteln um. „Wie du siehst, geht es mir gut.“
„Ganz sicher? Nicht, dass du dir eine Erkältung …“
Es reichte ihr. „Kann ich jetzt bitte meine Kleidung wiederhaben?“
Erneut blitzten seine Zähne im Mondschein auf. Wie bei einem Raubtier, dachte Sera schaudernd. „Was, wenn ich dir sage, dass mir dein momentaner Aufzug viel besser gefällt?“
Sera fühlte, wie sie errötete. Einerseits spürte sie ein aufregendes Kribbeln bei seiner Neckerei, und in der nächsten Sekunde wandelte es sich in Gänsehaut.
Die ganze Situation verursachte ihr plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. Sie dachte an die Männer, die mit gierigen Blicken ihren Körper abgetastet und ihr Dinge ins Ohr geflüstert hatten, die sie vor Scham fast vergehen ließen. Und an jene, die sich von ihr abgestoßen fühlten und sich schockiert abwandten, als sei sie nicht mehr als ein Stück Dreck in ihren Augen.
Tapfer hob sie das Kinn und zwang sich, Rafiq direkt anzuschauen. „Ich wollte nur ein wenig Privatsphäre haben, um mich zu erfrischen. Ist das zu viel verlangt?“
Sekundenlang war es totenstill, dann hielt Rafiq ihr wortlos die Tracht hin. Sera riss ihm das Kleidungsstück förmlich aus der Hand und mühte sich ab, die Robe über ihren immer noch feuchten Körper zu streifen. Kaum hatte sie das geschafft, baute sie sich erneut vor Rafiq auf.
„Ich möchte nicht, dass du mir folgst“, stellte sie klar. „Weder jetzt, noch in Zukunft.“
„Du bist eine Frau, und du spazierst mutterseelenallein in der Dunkelheit herum“, erwiderte er kühl. „Und deine Sicherheit obliegt meiner Verantwortung.“
Sera seufzte. „Dies ist Qusay! Hier können sich Frauen sicher fühlen.“
„Hier laufen eine Menge wildfremder Touristen herum“, erinnerte er sie.
Lächerlich! Keine Menschenseele außer ihnen hielt sich in diesen Teil des Königreiches auf. Dafür waren die Straßen viel zu wenig ausgebaut. Einige Meilen den Strand entlang gab es allerdings ein Ferienressort mit festen Hütten, da sich die Familien in den kleinen Dörfern am Meer kaum noch vom Fischfang allein ernähren konnten.
„Bist du nicht selbst so etwas wie ein Tourist?“, forderte sie ihn heraus. „Müsste ich dann nicht auch vor dir Angst haben?“
Offenbar konnte Rafiq nichts Spaßiges daran finden. „Ich bin Qusayaner durch und durch!“, knurrte er ungnädig.
„Aber du lebst nicht hier. Du bist nur da, weil du an Kareefs Krönung teilnehmen willst, dann kehrst du wieder in dein Zuhause am anderen Ende der Welt zurück. Und angesichts deiner Weigerung, mir meine Kleider zu geben, unterscheidest du dich kaum von den eben zitierten Touristen, würde ich sagen.“
Als sie seine Hand auf ihrem Arm spürte und mit ziemlicher Gewalt herumgewirbelt wurde, ließ Sera einen Laut hören, der mehr Überraschung als Furcht ausdrückte. „Was ist nur mit dir los?“, griff Rafiq sie an. „Ich bin kein verdammter Tourist, sondern ein qusayanischer Prinz!“
Sie blinzelte verwirrt, ob seiner übertriebenen Reaktion. „Bist du das wirklich? Und warum siehst du nicht so aus und verhältst dich nicht so? Schau dich doch nur an. Du trägst Armani-Anzüge und schicke Seidenhemden. Und warum kehrst du deiner Heimat den Rücken, wenn du so stolz darauf bist, Prinz von Qusay zu sein?“
„Weil dies nicht meine Heimat ist!“, kam es gereizt zurück.
Ah, da hatte sie wohl einen empfindlichen Nerv getroffen!
Sera lächelte in sich hinein und dankte den ungewohnten und aufregenden Umständen, die es endlich geschafft hatten, sie aus ihrem selbst gewählten Exil zu befreien.
„Wie ich bereits sagte … ein Tourist. In dem Fall beeile ich mich besser, ins Camp zu kommen, ehe ich mich noch mehr in Gefahr bringe!“ Etwas atemlos wand sie sich aus seinem Griff und marschierte erhobenen Hauptes den Weg am Strand zurück, den sie gekommen war.
Rafiq schaute ihr völlig perplex hinterher. Er wollte protestieren, sie stoppen, doch etwas hielt ihn davon ab. Sie hatte gelächelt. Wenn er nachdachte, dann wohl eher über ihn als mit ihm, aber das war egal. Sera hatte gelächelt,
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