Quaelend suesse Glut
und das erzeugte ein seltsames Gefühl in ihm. Sinnend beobachtete er den herausfordernd weiblichen Schwung ihrer Hüften, den er unter dem weiten Gewand mehr ahnte als sah. Doch das würde sich ändern, wenn er sie endlich in seinen Armen und seinem Bett hatte …
Rafiq schnappte sich seine Sandalen und folgte ihr.
Irgendetwas hatte sich in der letzten halben Stunde verändert. Die Frau, die er gebeugt und bedrückt aus der Suite seiner Mutter hatte kommen sehen, die sich geweigert hatte, ein Wort mit ihm zu sprechen oder ihn auch nur anzuschauen, und in deren Augen der Schmerz der ganzen Welt lag … sie war verschwunden.
An ihre Stelle war eine neue Sera getreten. Nicht das junge, unbeschwerte Mädchen von damals, das sein Leben mit ihrem perlenden Lachen erhellt hatte, sondern eine attraktive Frau mit einer inneren Stärke, deren sie sich noch kaum bewusst war. Mit einem scheuen Selbstbewusstsein, so fragil, dass es jeden Moment in tausend Stücke zerspringen konnte.
Aber sie hatte gelächelt!
Und was sah sie in ihm? Einen Touristen-Prinz ?
Ob Sera damit vielleicht gar nicht einmal so unrecht hatte? Was wusste er denn wirklich über das Land, in dem er einst geboren wurde? Und dessen Bande er als junger Mann so schnell und bereitwillig abgestreift hatte? Ehrlich gesagt war er mehr als froh, nicht der Älteste zu sein. Kareef würde sicher einen guten König abgeben. Den König, den Qusay nach all den Wirrungen der Vergangenheit brauchte.
Als Rafiq im Camp anlangte, war Sera längst in ihrem Zelt verschwunden und lag wahrscheinlich bereits in tiefem Schlummer. Zu versuchen, sie zu wecken, um seinen Hunger nach ihr zu stillen, würde nur unnötigen Aufruhr im Lager verursachen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als seine erotischen Fantasien zu begraben.
Aber nur vorübergehend!
Missmutig und desillusioniert ging auch Rafiq zu Bett und lauschte hellwach dem stetigen Geräusch der Wellen, die ans Ufer rollten. Der dringend benötigte Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen. Doch das machte ihm nichts aus. Denn sobald er die Augen schloss, befand er sich in seiner eigenen Privathölle ungebetener Erinnerungen aus der Vergangenheit. In den quälenden Träumen hörte er den verführerischen Gesang der Sirenen. Von einer fernen, verbotenen Schönen, die ihn in ihre Arme und damit ins Verderben zu locken versuchte …
Dann dachte er schon lieber mit offenen Augen an Sera. An ihren perfekten Körper, der im silbernen Mondlicht schimmerte … den seidigen Schleier ihres nachtschwarzen Haares, der sich wie ein Fächer über seine Brust ausbreitete. Und plötzlich vermeinte Rafiq, ihren Duft auf seinem Kissen wahrzunehmen. Doch als er den Kopf wandte und ihn gierig zu inhalieren versuchte, war er verflogen.
Was, zur Hölle, war nur mit ihm los?
Die Bergstraße war tatsächlich in schlechtem Zustand, wie ihnen der Familienvater in der Oase bereits prophezeit hatte. Außerdem zum größten Teil einspurig und durch etliche Erdrutsche teilweise kaum passierbar.
Je höher sie über die gewundene Straße gelangten, desto weiter und endloser schien sich unter und hinter ihnen die Wüste auszudehnen. Und irgendwo am Horizont liegt Shafar und der Palast, dachte Sera. Bald würde Kareef zum König gekrönt werden, Rafiq in seine neue Heimat Australien und sie in ihre gewohnte Normalität zurückkehren. Sie konnte es kaum noch erwarten!
Lügnerin!, schalt sie sich bereits in der nächsten Sekunde, nach einem verstohlenen Seitenblick auf Rafiqs hartes Profil, das er ihr zuwandte, als er mit dem Fahrer sprach. Dann drehte er den Kopf noch weiter nach hinten, und ihre Blicke begegneten sich. Sofort schlug ihr Herz bis zum Hals, und das Blut schien sich in flüssige Lava zu verwandeln, die sengend durch ihre Adern strömte.
Rafiq schaute wieder nach vorn, und Sera schloss gepeinigt die Augen. Für den Rest der Reise gab sie vor zu schlafen, im vergeblichen Versuch, ihn auf diese Weise wenigstens für eine Weile aus ihrem Bewusstsein auszuschließen.
Der Jeep rumpelte und schlingerte den steinigen Pfad entlang, der sich irgendwann glücklicherweise zu einer fast normalen Straße ausweitete. Kurz darauf landeten sie auf einer Art Felsplateau. Jetzt säumten Bäume und Büsche ihren Weg, und immer wieder tauchten vereinzelte Gebäude auf. Sie waren alle flach und aus dem rötlichen Lehm der Gebirgskette gefertigt, in deren Schutz sie lagen.
Endlich hatten sie Marrash erreicht!
Mit jedem weiteren Meter bevölkerte
Weitere Kostenlose Bücher