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Quaelend suesse Glut

Quaelend suesse Glut

Titel: Quaelend suesse Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Morey
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sie mit gleichmäßigen Strichen durch ihr Haar, bis es im Schein der Öllampen glänzte.
    Vielleicht meinte es das Schicksal doch endlich einmal gut mit ihr. Warum sollte sie nicht wenigstens die eine Nacht, die es ihr in Rafiqs Armen bot, annehmen und mit allen Sinnen und Fasern ihres Körpers genießen und auskosten? Sie könnte es als ein Geschenk der Götter ansehen. Als etwas, das sie für immer festhalten und an dem sie sich wärmen konnte, wenn die Realität sie wieder einholte.
    Rafiq würde schon sehr bald zu seiner Firma nach Australien zurückkehren, eines Tages auch die richtige Frau treffen und mit ihr für den Rest seines Lebens glücklich sein. Ihr blieb die bittersüße Erinnerung an etwas, das sie für immer verloren geglaubt hatte …
    Alles war perfekt vorbereitet, und Rafiq wartete geduldig. Ein Tisch für zwei war unter dem Sternenzelt gedeckt worden, und das Essen stand bereit zum Servieren. Das Einzige, was noch fehlte, war Sera.
    In einiger Entfernung hörte man die Männer am Lagerfeuer miteinander reden, und sogar das sanfte Blubbern und den angenehmen Duft der Shisha-Pfeifen wehte der sanfte Wüstenwind zu ihm hinüber. Ein wundervoller Abend – nicht zu warm und nicht zu kühl, und als Sera erschien, war er perfekt!
    Scheu und mit niedergeschlagenen Augen näherte sie sich dem Tisch.
    Wie eine Jungfrau auf dem Weg zu ihrer ersten Liebesnacht, schoss es Rafiq durch den Kopf, aber das war natürlich nur eine typische Männerfantasie. Sera war bereits verheiratet gewesen und inzwischen Witwe, wie er genau wusste. Dennoch erschien sie ihm wie das junge Mädchen, in das er sich damals auf den ersten Blick unsterblich verliebt hatte.
    Aber sie trug weder das Weiß der Unberührtheit noch das Schwarz der Trauer, sondern ein schillerndes, funkelndes Blau, das den Himmel mit all seinen Sternen noch überstrahlte.
    „Du siehst einfach hinreißend aus“, sagte er mit ungewohnt rauer Stimme.
    Endlich hob Sera den Blick und stieß einen überraschten Laut aus. „Rafiq!“
    Er lächelte. „Ein fairer Handel, meinst du nicht?“, fragte er neckend und weidete sich an ihrer Überraschung und offensichtlichen Bewunderung. „Meine traditionelle Festtagsrobe gegen dein mondänes Abendkleid.“
    „Rafiq, du siehst einfach …“ Ihr fehlten die Worte.
    Umwerfend, überwältigend, verheerend!
    Der Mann, der einen Armani-Anzug wie ein Kunstwerk zu tragen verstand, wirkte in der Dishdasha wie ein Traumbild aus Tausend und einer Nacht. Das weiße Festgewand seiner Väter unterstrich den olivfarbenen Bronzeton seiner Haut und ließ das ungewöhnliche Blau seiner Augen noch intensiver erscheinen als sonst. Sie strahlten wie kostbare Saphire … durchdringend, fordernd, verlangend …
    „Du siehst so anders aus …“, hauchte sie, „… so als gehörtest du hierher.“
    Rafiq lachte. „Meine Mutter wäre begeistert, wenn sie dich jetzt hören könnte. Sie war es nämlich, die mir die Robe in mein Gepäck geschmuggelt hat. Aber jetzt komm, setz dich und iss etwas. Wenn wir es heute schon nicht mehr bis zum Palast schaffen …“ Er vollführte eine ausholende Geste mit dem ausgestreckten Arm. „Dann soll dies hier unser ganz privater Palast für diese eine Nacht sein.“
    Wie aus dem Nichts erschienen Bedienstete, die ihnen Wein in die funkelnden Kristallgläser schenkten und allerlei Köstlichkeiten auf silbernen Platten servierten. Dann verschwanden sie ebenso unauffällig und lautlos, wie sie aufgetaucht waren. Das sanfte Rauschen des Meeres war ihre Tischmusik, und Kerzen in hohen Glaskolben funkelten mit den Sternen um die Wette, um die romantische Szenerie ins rechte Licht zu setzen.
    Sera nahm das wunderschöne Bild und die fast magische Stimmung mit allen Sinnen in sich auf. Hier und heute konnte sie Rafiq seine Rolle als qusayanischer Prinz zu hundert Prozent abnehmen, und das nicht nur wegen der äußeren Umstände. Etwas an ihm oder in ihm hatte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden verändert.
    „Macht es dir eigentlich Angst, dass dein Bruder König von Qusay wird?“, fragte sie aus einer spontanen Regung heraus. „Dadurch bist du selbst nur noch einen Schritt vom Thron entfernt.“
    Schlagartig verdüsterte sich seine Miene. „Kareef wird nichts geschehen. Er wird sicher bald heiraten und starke, gesunde Erben zeugen. Damit bin ich dann nicht mehr zweiter in der Thronfolge. Außerdem ist da immer noch Tahir.“
    „Dein jüngerer Bruder? Ich denke, niemand weiß, wo er sich

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