Quaelend suesse Glut
aufhält.“
Rafiq schüttelte den Kopf. Wie bereits unzählige Male fragte er sich auch diesmal unwillkürlich, wo Tahir nur abgeblieben sein mochte. Vielleicht gab es ja neue Nachrichten über ihn, wenn er in den Palast zurückkehrte. „Ist ja auch nur rein theoretisch“, sagte er ausweichend. „Kareef ist jung, stark und gesund. Er wird einen perfekten König abgeben.“
Darauf erwiderte Sera nichts, und eine Weile widmeten sie sich schweigend den delikaten Speisen, die man ihnen serviert hatte.
Später erschien abermals einer der Diener, verbeugte sich höflich vor dem Paar und fragte, ob noch etwas gewünscht würde. Rafiq wedelte den Eindringling ungeduldig mit der Hand weg. Keiner von ihnen beiden schien wirklich hungrig zu sein. Stattdessen war es, als seien sie damit zufrieden, einander tief in die Augen zu schauen und den Zauber der Nacht zu genießen.
9. KAPITEL
„Warum hast du es getan?“, fragte Rafiq nach einer langen Pause.
Sera spürte ein seltsames Prickeln im Nacken. „Warum habe ich was getan?“, fragte sie unschuldig zurück.
„Den Frauen von Marrash die Unterschrift unter dem Vertrag förmlich abgerungen. Ich hatte fast erwartet, du würdest das Geschäft torpedieren, um dich an mir zu rächen, weil ich dich gegen deinen Willen in die Wüste verschleppt habe.“
Bedächtig lehnte Sera sich in ihrem Stuhl zurück und schaute ihn offen an. „Du wirst es mir wahrscheinlich nicht abnehmen, Rafiq, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich gab bei den Verhandlungen mein Bestes, weil ich hoffte, dich auf diese Weise wenigstens ein bisschen für die Vergangenheit entschädigen zu können. Was damals geschehen ist, tut mir unendlich leid. Ich habe nie gewollt, dass du auf diese schreckliche Weise von meiner Heirat erfährst.“
Innerlich verwünschte Rafiq sich bereits dafür, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und endlich zum wichtigen Teil des Abends überzugehen. Ihn verlangte es nicht nach Seras lahmen Entschuldigungen, sondern nach ihrem aufregenden Körper.
„Was ist los mit dir?“, fragte er mit einem Anflug von Ungeduld. „Du verzichtest ja plötzlich auf deine Leidensbittermiene, und deiner Stimme höre ich auch keine Reue an.“
Sera zwang sich, den Blick nicht zu senken. „Ich habe mir vorgenommen, dir die ganze ungeschminkte Wahrheit über alles zu erzählen, was damals geschehen ist“, sagte sie ruhig. „Selbst auf die Gefahr hin, dass du mir kein Wort glaubst.“
„Nicht, wenn du wieder behauptest, du hättest keine Wahl gehabt.“
„Okay, ich hatte eine Wahl“, gestand sie leise ein. „Eine, die man mir nachdrücklich nahelegte. Ich könne die Ehre meiner Familie retten, sagte er, einschließlich eines fantastischen Jobs für meinen Vater …oder er würde uns alle für immer ruinieren.“
„ Er würde euch ruinieren? Wen meinst du damit?“
„Was denkst du? Hast du nicht sein zufriedenes Gesicht gesehen, als er am Tag unserer Hochzeit erkannte, dass sich alles noch perfekter nach seinen Wünschen entwickelte, als er es sich erhofft hatte?“
„Verdammt! Von wem redest du?“
Müde fuhr Sera sich mit der Hand über die Augen. „Von deinem Vater, Rafiq, der mir unmissverständlich klarmachte, dass eine Heirat zwischen uns beiden nie stattfinden würde. Ich wusste ja, wie schon zuvor Kareef in dieser Hinsicht unter seinem Despotismus gelitten hatte, aber erst, als er mich persönlich aufsuchte und mir seine Pläne für dich darlegte, begriff ich, wie ernst er es meinte und wie weit seine Macht wirklich reichte.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte er heiser.
„Er habe etwas Besseres als mich für dich im Auge, hat er mir erklärt, und dass meine gesamte Familie darunter zu leiden hätte, sollte ich mich weigern, Hussein zu heiraten. Denkst du etwa, ich wäre freiwillig seine Frau geworden? Glaubst du das wirklich, Rafiq?“
Sie bekam keine Antwort. Hauptsächlich deshalb, weil Rafiq sich noch nicht von dem Schock erholt hatte, dass sein eigener Vater sein Lebensglück auf diese grausame Weise sabotiert haben sollte. Seit Sera ihm gestern in der Oase entgegenschleuderte, sie hätte damals keine andere Wahl gehabt, als Hussein zu heiraten, hatte ihn ihr Statement, das er für eine Schutzbehauptung hielt, umgetrieben. Aber dass sein eigener Vater dafür verantwortlich sein sollte …
„Du wolltest Hussein also gar nicht heiraten?“, fragte er dumpf.
„Niemals!“
„Dann hast du ihn auch
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