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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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verdammt hart gehabt. Er war auf der Armenstation eines katholischen Krankenhauses namens St. Joseph’s in Providence geboren: Mutter unverheiratet, Vater unbekannt. Sie lehnte die Vorschläge der Nonnen ab, den Jungen zur Adoption freizugeben, und benutzte ihn stattdessen als Knüppel, um ihre Familie zu schlagen. George wuchs auf der armen Seite der Stadt auf, wo die Jungs mit geflickten Hosen herumliefen, und zog seine erste krumme Nummer im Alter von vier Jahren ab. Seine Mutter holte gerade aus, um ihm eine Tracht Prügel zu verpassen, weil er eine Schüssel mit Maypo-Frühstücksflocken umgeschmissen hatte. George erzählte ihr schnell, ein Mann habe einen Brief für sie gebracht und ihn im Hausflur hingelegt. Während sie den Brief suchte, schloss er sie aus ihrer Wohnung aus und flitzte dann die Feuerleiter hinunter. Die Tracht Prügel, die er später bekam, fiel doppelt heftig aus, aber er vergaß nie mehr das Triumphgefühl, gewonnen zu haben – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Die Jagd nach diesem Hab dich reingelegt -Gefühl sollte sein gesamtes späteres Leben bestimmen. Es war flüchtig, aber stets wunderbar.
    Er war ein intelligenter, verbitterter Junge. Die Erfahrung lehrte ihn Dinge, die Verlierer wie Hankie Melcher niemals lernen würden. Als George elf war, stahlen er und drei ältere Bekannte (Freunde hatte er nicht) ein Auto, machten eine Spritztour von Providence nach Central Falls und wurden geschnappt. Der Fünfzehnjährige, der hinter dem Steuer gesessen hatte, wanderte in eine Besserungsanstalt. George und die anderen Jungs bekamen Bewährung. George erhielt außerdem eine Monstertracht Prügel von dem grauhaarigen Luden, mit dem seine Mutter zu diesem Zeitpunkt zusammenlebte. Es war Aidan O’Kellaher, der chronisch kranke Nieren hatte – daher auch sein Straßenname, Pisser-Kelly. Pisser drosch auf ihn ein, bis Georges Halbschwester schrie, er solle endlich aufhören.
    »Willst du auch was?«, fragte Pisser, und als Tansy schnell den Kopf schüttelte, sagte er: »Dann halt gefälligst dein dreckiges Maul.«
    George hatte kapiert, dass Vergnügungsfahrten nichts einbrachten. Es war eine freudlose Welt.
    Mit dreizehn wurden er und ein Freund bei Woolworth beim Ladendiebstahl erwischt. Wieder Bewährung. Wieder eine Tracht Prügel. George hörte nicht auf mit Ladendiebstahl, verbesserte aber seine Technik und wurde zukünftig nicht mehr erwischt.
    Als George siebzehn war, besorgte Pisser ihm einen Job im illegalen Glücksspiel. Zu diesem Zeitpunkt erlebte Providence jenes halbgare Wiederaufblühen, das in den wirtschaftlich erschöpften Neuenglandstaaten bereits als Fortschritt
galt. Das illegale Zahlenlotto lief bestens. Und so lief es auch bei George. Er kaufte sich nette Klamotten. Außerdem fing er an, seine Bücher zu frisieren. Pisser hielt George für einen anständigen, gewinnorientierten Jungen; jeden Mittwoch lieferte er sechshundertfünfzig ab. Was sein Stiefvater nicht wusste, war, dass er weitere zweihundert in die eigene Tasche abzweigte.
    Dann expandierte die Mafia von Atlantic City nach Norden. Sie übernahmen das Geschäft mit der illegalen Lotterie. Eine Reihe ortsansässiger Kleinganoven wurde arbeitslos und landete auf der Straße. Pisser-Kelly schoben sie auf einen Autofriedhof ab, wo er später mit durchgeschnittener Kehle gefunden wurde; seine Eier lagen im Handschuhfach eines Chevrolet Biscayne.
    Nachdem ihm sein Lebensunterhalt entzogen worden war, ging George nach Boston. Seine zwölfjährige Schwester nahm er mit. Tansys Vater war ebenfalls unbekannt, aber George hatte so seine Vermutungen; Pisser hatte das gleiche fliehende Kinn gehabt.
    Während der nächsten sieben Jahre verfeinerte George eine ganze Reihe kleiner Betrügereien. Er erfand sogar ein paar. Seine Mutter unterschrieb desinteressiert ein Papier, das ihn zu Tansy Rackleys gesetzlichem Vormund machte, und George sorgte dafür, dass die kleine Nutte weiter die Schule besuchte. Dann kam der Tag, an dem er herausfand, dass sie sich Heroin spritzte. Außerdem hatte sie, halleluja, einen Braten in der Röhre. Hankie Melcher war nur zu bereit, sie zu heiraten. Zunächst war George überrascht, dann aber nicht mehr. Die Welt war voller Narren, die sich ein Bein ausrissen, um dir zu beweisen, wie clever sie waren.
    George fand Blaze sympathisch, weil Blaze einfach ein Narr ohne jegliche Ambitionen war. Er war weder ein Junkie noch ein Lude oder ein Hinterzimmer-Clyde. Er spielte nicht Pool und

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