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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Stichwort für Blaze. Er verließ das Zimmer, die Brieftasche fest an seine Brust gepresst, Drohungen vor sich hin murrend und dem Goldesel böse Blicke zuwerfend.
    Sobald die Tür zu war, veranstaltete der Esel bei George ein Mordstheater. Er musste unbedingt seine Brieftasche zurückhaben. Das Geld spielte keine Rolle, der Ausweis dafür umso mehr. Wenn Sally das herausfand … und erst der Junior! O mein Gott, stell sich einer nur Klein Junior vor …
    George beruhigte den Goldesel. Dabei war er ziemlich gut. Vielleicht, sagte er zum Beispiel, ließ Dana ja vernünftig mit sich reden. Eigentlich war es fast sicher, dass Dana mit sich reden ließ. Er brauchte nur ein paar Minuten, um sich zu beruhigen, und dann musste George unter vier Augen mit ihm reden. Um ihn zur Vernunft zu bringen. Und ihm ein bisschen das Köpfchen zu streicheln, dem großen dummen Huhn.
    Blaze war natürlich nicht in der Hotellobby. Blaze war in einem Zimmer im ersten Stock. Als George dort hinunterging, zählten sie ihre Beute. Ihr schlechtester Fang war dreiundvierzig Dollar. Ihr bester – sie hatten es dem Geschäftsführer einer großen Lebensmittelkette abgenommen – war fünfhundertfünfzig.
    Sie ließen dem Goldesel genug Zeit, um ordentlich zu schwitzen und sich selbst trostlose Versprechungen zu machen. George ließ ihm genug Zeit. George kannte immer genau den richtigen Zeitpunkt. Es war erstaunlich. Es war, als
hätte er eine Uhr im Kopf, und diese Uhr tickte bei jedem Goldesel anders. Schließlich kehrte er mit der Brieftasche zu dem ersten Zimmer zurück und sagte, Dana hätte am Ende auf die Stimme der Vernunft gehört, sei aber nicht bereit gewesen, das Geld zurückzugeben. George hätte schon die größte Mühe gehabt, ihn zu überzeugen, die Kreditkarten wieder herauszurücken. Sorry.
    Der Goldesel schert sich einen feuchten Kehricht um das Geld. Stattdessen sieht er fiebrig seine Brieftasche durch und vergewissert sich, dass er noch seinen Führerschein, den Krankenversicherungsausweis, die Sozialversicherungskarte und die Fotos hat. Alles da. Gott sei Dank, alles da. Ärmer an Geld, aber reicher an Erfahrung, zieht er sich kleinlaut an und schleicht sich fort, bedauert wahrscheinlich, in der Bar seinem Schwanz gefolgt zu sein.
    Während der vier Jahre, bevor Blaze zum zweiten Mal abstürzte, war dies die Masche, auf die sie immer wieder zurückgriffen, und sie versagte nie. Sie hatten auch nie die geringsten Schwierigkeiten mit den Bullen. Obwohl nicht intelligent, war Blaze ein leidlich guter Schauspieler. George war der zweite wirkliche Freund, den er je gehabt hatte, und es genügte schon, nur so zu tun, als versuchte der Esel George einzureden, Blaze sei ein Nichtsnutz. Dass Blaze nur eine Vergeudung von Georges Zeit und Talenten darstellte. Dass Blaze, zusätzlich zu der Tatsache, dass er einen an der Waffel hatte, auch noch ein Landei und ein totaler Versager war. Wenn Blaze sich alles erst mal bewusst gemacht hatte, dann wurde seine Wut echt. Wenn George tatenlos danebengestanden hätte, hätte Blaze dem Esel beide Arme gebrochen. Hätte den Dreckskerl vielleicht sogar umgelegt.
    Als er den Polaroid-Schnappschuss jetzt wieder und wieder in den Fingern drehte, fühlte Blaze sich leer. Er fühlte sich, wie wenn er zum Himmel aufschaute und die Sterne sah, oder einen Vogel auf einer Telefonleitung, oder einen Spatz, der seine Federn aufplustert. George war weg, und er selbst war immer noch dumm. Er saß in der Patsche, und es führte kein Weg hinaus.
    Es sei denn vielleicht, er könnte George beweisen, dass er wenigstens klug genug war, dieses Ding hier durchzuziehen. Es sei denn, er könnte George beweisen, dass er nicht vorgehabt hatte, erwischt zu werden. Und das bedeutete was?
    Das bedeutete Windeln. Windeln und was noch? Himmel, was noch?
    Er verfiel in ein dösiges Sinnieren. Er dachte den ganzen Morgen nach, bis der Schnee den Tag in einen weißen Mantel gehüllt hatte.

7
    ER WAR SO FEHL AM PLATZ im Baby-Paradies von Hager’s Mammoth Department Store wie ein Felsblock in einem Wohnzimmer. Er trug Jeans und seine Arbeitsschuhe mit den ledernen Schnürsenkeln, ein Flanellhemd und einen schwarzen Ledergürtel mit der Schnalle auf der linken Seite – der Glücksseite. Diesmal hatte er an seine Mütze gedacht, die mit den Ohrenschützern, und er hielt sie jetzt in einer Hand. Er stand in der Mitte eines Raumes, der von einem rosa schimmernden Licht erhellt war. Er schaute nach links – da waren Wickeltische.

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