Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
herrschte ein höllischer Lärm zur Fütterungszeit. Hubert Bowie war nicht für sie zuständig. Mrs. Bowie war außerdem die Einzige, zu der sie überhaupt kamen. Sie gluckte mit ihrer summenden Stimme über ihnen. Sie trug immer eine rote Jacke, wenn sie bei den Hunden war, und die war bedeckt mit goldbraunen Haaren.
    Die Bowies verkauften nur sehr wenige ausgewachsene Tiere, aber die Welpen brachten im Frühjahr zweihundert Dollar das Stück. Mrs. Bowie wies Blaze eindringlich auf die Bedeutung einer guten Ernährung für die Hunde hin – wie wichtig es war, ihnen das zu fressen zu geben, was sie »eine gute Mischung« nannte. Und doch fütterte sie die Hunde
niemals, und was Blaze in ihre Tröge kippte, war Billigfutter von einem Discounter aus Falmouth. Das Zeug hieß Dog’s Worth. Hubert Bowie nannte es manchmal »Billigfraß« und manchmal »Hundefürze«. Allerdings nie, wenn seine Frau in der Nähe war.
    Die Hunde wussten genau, dass Blaze sie nicht mochte, dass er Angst vor ihnen hatte, und mit jedem Tag wurden sie ihm gegenüber aggressiver. Als das Wetter wirklich richtig kalt zu werden begann, kamen sie mitunter nahe genug auf ihn zugestürzt, um ihn von vorn zu zwicken. Nachts wachte er manchmal aus Träumen auf, in denen sie sich zusammenrotteten, ihn zu Fall brachten und dann bei lebendigem Leib auffraßen. Nach diesen Träumen lag er starr in seinem Bett, stieß weiße Atemwolken in die eisige Luft und tastete sich ab, um sich zu vergewissern, dass er noch unversehrt war. Er wusste, dass es so war, er kannte den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit, aber in der Dunkelheit schien dieser Unterschied nur hauchdünn zu sein.
    Mehrere Male war ihr Rempeln und Rumflitzen Grund dafür, dass er das Futter verschüttete. Dann musste er es so gut es eben ging von dem festgetretenen, mit Urinflecken übersäten Schnee aufkratzen, während sie sich um ihn herum knurrend um die Stücke balgten.
    Allmählich schälte sich einer als Anführer in ihrem unerklärten Krieg gegen ihn heraus. Er hieß Randy. Er war elf. Er hatte ein milchiges Auge. Er jagte Blaze eine Scheißangst ein. Seine Zähne waren wie alte gelbe Hauer. Über die Mitte seines Schädels verlief ein weißer Streifen. Er kam schnurgerade auf Blaze zu, die Hinterläufe unter seinem zottigen Fell geschmeidig schwingend. Randys gesundes Auge schien zu
brennen, während das schlechte völlig gleichgültig gegenüber allem zu bleiben schien, eine erloschene Lampe. Seine Krallen rissen kleine Klumpen gelblich weißen Schnees aus dem Boden des Hundezwingers. Er beschleunigte, bis es aussah, als sei überhaupt nichts anderes mehr möglich, als abzuspringen und Blazes Kehle entgegenzufliegen. Die anderen Hunde spielten dabei immer völlig verrückt, sie sprangen in die Luft und drehten sich laut knurrend um sich selbst. Im allerletzten Augenblick landeten Randys Pfoten wieder auf dem Boden, schleuderten einen Schneeschauer über Blazes grüne Hose, und dann wendete er in einem weiten Bogen, um das Manöver sofort zu wiederholen. Aber mit jedem Mal scherte er später und später aus, bis er so nahe war, dass Blaze seine Hitze und sogar seinen Atem riechen konnte.
    Dann, eines Abends Ende Januar, wusste er plötzlich, dass der Hund nicht mehr ausscheren würde. Er hätte nicht sagen können, worin sich dieser Angriff von den anderen unterschied, aber es war so. Diesmal meinte Randy es ernst. Er würde springen. Und wenn er das tat, würden die anderen Hunde schnell folgen. Und dann würde es sein wie in seinen Träumen.
    Der Hund kam, wurde schneller und schneller, lautlos. Diesmal kein Spiel mit den Pfoten. Kein Schlittern oder Wenden. Die Hinterläufe spannten sich an, drückten sich vom Boden ab. Einen Augenblick später war Randy auch schon in der Luft.
    Blaze trug zwei Stahleimer mit Dog’s Worth. Als er sah, dass Randy es diesmal ernst meinte, verließ ihn die Angst. Er ließ die Eimer exakt in dem Moment fallen, als Randy absprang.
Er trug Lederhandschuhe mit Löchern in den Fingern. Er begegnete dem Hund mit der rechten Faust mitten in der Luft, unterhalb des länglich spitzen Unterkiefers. Der Schlag schoss durch seinen Arm bis hinauf zur Schulter. Seine Hand wurde sofort und vollständig taub. Es gab ein kurzes, scharfes Knacken. Randy machte einen perfekten 180-Grad-Salto und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Rücken.
    Erst als sie wieder zu bellen anfingen, wurde Blaze sich bewusst, dass die anderen Hunde völlig still geworden

Weitere Kostenlose Bücher