Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
Zündschloss ragen sah. Er hatte vergessen, ihn mitzunehmen. Er hoffte nur, dass George das nicht mitbekommen hatte. Falls George nichts gesehen hatte, würde Blaze es ihm bestimmt nicht erzählen. In einer Million Jahren nicht.
    Er ließ den Motor an und stellte den Korb in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. Dann fuhr er zu dem kleinen Häuschen zurück. Der Parkwächter kam heraus. »Sie brechen früh auf, Sir?«
    »Schlechte Karten«, brummte Blaze.
    »Ja, das passiert selbst dem Besten mal. Gute Nacht, Sir. Beim nächsten Mal klappt’s besser.«
    »Danke«, sagte Blaze.
    An der Einmündung auf die Straße blieb er stehen, schaute in beide Richtungen, fuhr dann Richtung Apex. Sorgfältig achtete er auf sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen, aber er sah weit und breit keinen Streifenwagen.
    Gerade als er in seine eigene Zufahrt einbog, wachte Baby Joe auf und fing lauthals an zu heulen.

12
    ZURÜCK IM HETTON HOUSE, machte Blaze keinen Ärger mehr. Er hielt den Kopf gesenkt und den Mund geschlossen. Die Jungs, die zu den Großen gehört hatten, als er und John die Kleinen gewesen waren, waren entweder inzwischen abgegangen, gingen arbeiten, besuchten Berufsschulen oder waren bei der Army. Blaze wuchs weitere acht Zentimeter. Haare sprossen ihm auf der Brust und wuchsen üppig zwischen seinen Beinen, was die anderen Jungs verdammt neidisch machte. Er besuchte die Freeport Highschool. Das war schon okay, weil man ihn da nicht zum Rechnen zwang.
    Martin Coslaws Vertrag war verlängert worden, und er sah Blaze kommen und gehen, beobachtete ihn ohne ein Lächeln, wachsam. Er rief Blaze nicht wieder in sein Büro, auch wenn Blaze wusste, dass er das jederzeit konnte. Und wenn der Richter ihm befehlen würde, sich zu bücken und das Paddel zu ertragen, dann wusste Blaze, dass er es tun würde. Die Alternative hieß North Windham Training Center, eine Besserungsanstalt. Er hatte gehört, dass in der Besserungsanstalt die Jungs ausgepeitscht und gelegentlich in eine Metallkiste gesteckt wurden, die sie »die Büchse« nannten. Blaze wusste nicht, ob all diese Sachen der Wahrheit entsprachen, aber er verspürte auch keinerlei Verlangen, das herauszufinden. Nur eines wusste er ganz klar: Er hatte Angst vor der Besserungsanstalt.
    Doch der Richter ließ ihn nie mehr zum Paddel antreten, und Blaze lieferte ihm auch nie einen Grund dazu. Er ging an vier Tagen die Woche zur Schule, und sein Kontakt zum Rektor beschränkte sich im Wesentlichen auf das Anhören seiner Stimme, die morgens als Erstes aus den Lautsprechern dröhnte und dann noch einmal vor dem Licht-aus am Abend. Im Hetton House begann der Tag stets mit dem, was Martin Coslaw eine Predigt nannte ( Gardinenpredigt , sagte John manchmal, wenn ihm nach Späßen zumute war), und endete mit einem Bibelvers.
    Das Leben ging weiter. Er hätte der König der Jungs werden können, wenn er es gewollt hätte, aber er wollte nicht. Er war kein Anführer. Er war genau das Gegenteil von einem Anführer. Aber er versuchte, nett zu den Menschen zu sein. Er versuchte, nett zu ihnen zu sein, selbst wenn er sie warnte, dass er ihnen den Schädel einschlagen würde, wenn sie seinen Freund Johnny nicht in Ruhe ließen. Schon sehr kurz nach Blazes Rückkehr ließen sie ihn in Ruhe.
    Dann, an einem Sommerabend, als Blaze vierzehn war (und im richtigen Licht sechs Jahre älter aussah), änderte sich alles.
    Die Jungs wurden jeden Freitag mit einem alten gelben Bus in die Stadt gekarrt, wobei man davon ausging, dass sie als Gruppe nicht zu viele DDs zeigten – Disziplin-Defizite. Manche schlenderten einfach ziellos die Main Street hinauf und hinunter oder hockten auf dem zentralen Platz der Stadt herum oder verschwanden in einer Seitenstraße, um Zigaretten zu rauchen. Es gab eine Billard-Halle, aber da durften sie nicht hinein. Es gab außerdem ein billiges Kino, das Nordica, und die Jungs, die genug Geld hatten, um sich eine Eintrittskarte zu kaufen, konnten hineingehen und sich ansehen, wie Jack Nicholson, Warren Beatty oder Clint Eastwood
ausgesehen hatten, als sie noch ein paar Jährchen jünger waren. Manche Jungs verdienten sich ihr Geld mit Zeitungaustragen. Andere mähten im Sommer Rasen und schaufelten im Winter Schnee. Wieder andere hatten Jobs im HH.
    Zu denen gehörte Blaze. Er hatte die Statur eines Mannes – eines großen, kräftigen Mannes –, und der Hausverwalter engagierte ihn für Hausarbeiten und Gelegenheitsjobs. Martin Coslaw hätte Einwände haben können, doch

Weitere Kostenlose Bücher